#DigitalMindsKA – die Menschen hinter karlsruhe.digital: Dominika Szope

Dominika Szope, Karlsruher Kulturamtsleiterin. Foto: Felix Grünschloss

Die Initiative karlsruhe.digital vereint Karlsruher Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Verwaltung mit dem Ziel, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung voranzutreiben – für Wettbewerbsfähigkeit, Lebensqualität und Souveränität. Sie bündelt Expertenwissen, fördert Vernetzung und bearbeitet Themen ganzheitlich, um die digitale Zukunft der Stadt aktiv zu gestalten.

Und dahinter stehen Menschen. Menschen, die sich engagieren, für etwas brennen und genau deshalb ihre Zeit, ihre Ideen und ihr Fachwissen einsetzen. Wer diese Menschen, die digitalen Köpfe, sind, möchten wir sichtbar machen. Einmal im Monat fragen wir die Digital Minds danach, was sie antreibt und welche Visionen sie haben.
Im sechsten Teil unserer Reihe besuchen wir Dominika Szope, Leiterin des Karlsruher Kulturamts.

Die Herbstsonne schenkt Karlsruhe heute eine besondere Wärme, ein letztes Aufbäumen des Sommers, der sich in den bunten Blättern der Bäume und dem lebhaften Treiben in der Innenstadt widerspiegelt. Als wir uns durch die Menge, vorbei an der Pyramide auf dem Marktplatz schlängeln, wussten wir noch nicht, wie lang uns der Sommer 2023 noch erhalten bleiben wird. Unser Ziel ist das Karlsruher Kulturamt, wo wir einen Termin mit Dominika Szope haben, der Leiterin dieser Institution, die in der Fächerstadt die Bereiche Kunst und Kultur maßgeblich prägt.

Unser Smartphone, in diesem Fall unser digitaler Kompass, führt uns jedoch zunächst ins falsche Gebäude. Statt im Kulturamt landen wir in einem Foyer, wo gerade eine Ausstellung vorbereitet wird. Ein freundlich aussehender Mann bemerkt unsere Verwirrung, hat offensichtlich Mitleid mit uns und kommt mit einem Lächeln auf uns zu. „Das Kulturamt?“, wiederholt er, als wir ihm erklären, was wir suchen und lacht. “Da haben sie sich wohl verirrt. Es befindet sich auf der anderen Straßenseite.“ Der Blick auf die Uhr verrät uns zudem, dass es keinen Grund zur Panik gibt, denn wir sind glücklicherweise gut in der Zeit.

Wir überqueren also die Straße und finden schließlich die fast schon versteckte Eingangstür zum Kulturamt. Ein paar Treppenstufen später treffen wir im Gang auf Dominika Szope, die gerade mit Kaffee und Wasser auf dem Weg zu ihrem Büro ist. Wir schließen uns ihr an, nehmen am Konferenztisch Platz und starten direkt in unser Gespräch.

„An was ich zuerst denke, wenn ich ‚Karlsruhe höre?“ Szope lehnt sich zurück, hält kurz inne und kommt dann direkt zum Punkt: „Unesco City of Media Arts natürlich, weil uns das am meisten umtreibt. Medienkunst bietet durch ihre interaktiven Elemente sehr viele Möglichkeiten, mit den Menschen in Kontakt zu treten, sie anzusprechen und ihnen den Zugang zu Kunst und Kultur zu erleichtern.“

Sie erzählt weiter von der Auszeichnung, die Karlsruhe 2019 erhielt, ein Titel, der die Stadt auf der Weltbühne der Medienkunst positioniert hat. „Zudem haben wir das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien und gleich zwei Kunsthochschulen. Das hat kaum eine Stadt.“ Man merkt schnell, dass Dominika stolz auf ihre Stadt ist, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem lebendigen Zentrum der Medienkunst entwickelt hat.

„Wir haben in diesem Jahr auch auf der Art Karlsruhe Medienkunst präsentiert und flankierend zu den Schlosslichtspielen gibt es immer die Aktion ‚Medienkunst ist hier‘.“ All das macht deutlich, wie präsent das Thema in Karlsruhe ist, einer Stadt, in der Technologie und Kunst nicht nur koexistieren, sondern an vielen Stellen eine dynamische Symbiose eingehen.

Was uns an dieser Stelle aber noch viel mehr interessiert: Wie wird man eigentlich Leiterin des Kulturamts? Dominika schmunzelt. „In meiner Abizeitung steht ‚Weiß nicht, ob sie Designerin, Politikerin oder Öko werden soll. Am Ende hat mich mein Weg dann aber doch in die Kunstwelt geführt. Ich entschied mich für ein Studium der Kunsttheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe – einem Ort, wo Theorie und Praxis Hand in Hand gehen.“

Tatsächlich begann sie ihr Studium an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe dann genau drei Tage bevor das ZKM eröffnet wurde. Ein Zufall, der nicht folgenlos blieb. So blickt Dominika heute zurück auf eine erfolgreiche Zeit als Kuratorin und in der Veranstaltungskonzeption im ZKM. „Ich habe dann aber auch drei Jahre an der Uni Siegen gelehrt, bevor ich mich mit einer Kommunikationsagentur selbstständig gemacht habe“, fährt sie fort.

In der Welt der freien Wirtschaft entwickelte sie neue Geschäftsmodelle für die Medienbranche in Niedersachsen. Es war ein Sprung in ein neues Feld, ein Test ihrer vielseitigen Fähigkeiten. „Peter Weibel hat mich dann aber zurück ans ZKM geholt, um die Kommunikation digitaler zu machen“, erinnert sie sich. „Damals war dort schon alles digital, nur in der Kommunikation lief vieles noch ganz klassisch ab.“ Zehn Jahre arbeitete sie danach im ZKM, bevor der nächste logische Schritt sie zum Kulturamt führte.

„Im Nachhinein betrachtet war das für mich eine der größten Herausforderungen, weil in der Verwaltung einfach alles anders ist.“ Dominika erzählt mit einer Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit vom Kontrast zwischen der agilen Welt der freien Wirtschaft und der strukturierten, methodischen Natur der Verwaltung, in der sich Dinge nicht immer so schnell umsetzen lassen, wie sie das gerne hätte.

Was in Karlsruhe allerdings sehr gut funktioniert, ist die Vernetzung zwischen Digitalisierung und Kultur. Es ist ein Thema, das Dominika besonders am Herzen liegt, weshalb sie bei karlsruhe.digital auch den Arbeitskreis Kultur leitet.

„Kultur ist das beste Vehikel, um Inhalte zu transportieren,“ erzählt sie. In einer Welt, die von wachsender Komplexität und einer rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit geprägt ist, sieht Dominika die Brücke, die uns dabei hilft, die Kluft zwischen technischer Innovation und gesellschaftlichem Verständnis zu überwinden.

„Wir stehen vor Herausforderungen, die vermeintlich nur technisch und wirtschaftlich sind“, fährt Dominika fort, „aber sie müssen von der Gesellschaft verstanden werden.“ Ihre Gestik unterstreicht die Dringlichkeit, die in ihrer Stimme mitschwingt. In einer Welt, die immer digitaler wird, ist Kultur der Schlüssel zur Verbindung von Menschen, zur Förderung des Verständnisses und der Teilhabe.

„Kultur eignet sich als Querschnittsbereich, um die Übersetzung in die Öffentlichkeit zu schaffen“, erklärt sie. „Wenn neue Technologien entwickelt werden, ist die Kultur das perfekte Vehikel, bei den Bürgerinnen und Bürgern Verständnis zu schaffen und Vertrauen zu wecken.“ Aus ihrer Sicht wird die Kultur viel zu häufig auf Ausstellungen und Konzerte reduziert. „Aber Kultur ist weitaus mehr. Kultur ist eine Haltung, eine Denkweise, die unser Verständnis von der Welt prägt.“

Sowohl die Bunte Nacht der Digitalisierung als auch das InnovationFestival seien wunderbare Beispiele dafür, wie in Karlsruhe Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung gemeinsam mit der Kultur Brücken bauen und den Dialog mit den Menschen fördern.

„Und ja, es ist wirklich so“, betont Szope. „Während in anderen Städten nur darüber gesprochen wird, gehört die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Institutionen hier einfach dazu. Wenn man so will, ist Karlsruhe geprägt von der Bereitschaft, Synergien zu erkunden und zu fördern. Es kommt eine Haltung zum Vorschein, bei der die Leute gerne über den Tellerrand hinausblicken.“ Sie spricht von einer Offenheit, die in der DNA der Stadt verankert ist, einer Neugier, die die Bürgerinnen und Bürger dazu treibt, neue Verbindungen zu suchen und voneinander zu profitieren. „Die Kultur nimmt dabei gewissermaßen die Rolle eines Laboratoriums für Innovationen ein, ein Seismograf der gesellschaftlichen Veränderungen, den Wirtschaft und Wissenschaft für sich nutzen können.“ In Karlsruhe ist die Kollaboration nicht nur funktional, sondern auch transformativ.

Wir schauen auf die Uhr und stellen fest, dass unser Termin sich seinem Ende neigt. Aber natürlich wollen wir auch von ihr wissen, wie der Arbeitsalltag der Leiterin des Karlsruher Kulturamts ausschaut.

„Da stellt sich natürlich die Frage, wie man normal definiert“, entgegnet sie. In der Welt von Szope sind „normale“ Arbeitstage eher eine die Ausnahme als die Regle, also eigentlich das Gegenteil von „normal“. „Im Prinzip ist jeder Tag anders und bringt neue Herausforderungen mit sich. „Momentan habe ich beispielsweise den Eindruck, dass ich mich vor allem um Finanzen und Immobilien kümmere“, fügt sie hinzu und unterstreicht damit auch die Vielseitigkeit ihres Jobs.

Ihre Welt ist ein Mosaik aus vielfältigen Projekten. Das Kulturerbe, das Stadtarchiv, die Betreuung von Theatern und Kunsthäusern und natürlich die UNESCO City of Media Arts. Es gibt einiges zu tun. Denn auch die Kunst befindet sich im Wandel und kämpft zudem mit wirtschaftlichen Problemen, die es zu lösen gilt. „Deshalb bin ich meistens unterwegs“, sagt Szope. Remote Work ist ein integraler Teil ihres Lebens, ein Spiegelbild der vernetzten, digitalen Welt, in der Karlsruhe floriert.

Bleibt da überhaupt noch Zeit, um einen Moment der Ruhe zu finden? „Sachbücher und Sport“, antwortet sie ohne zu zögern, als wir sie nach ihrem Ausgleich zum stressigen Berufsalltag fragen. „Ich lese wahnsinnig gerne Sachbücher.“ Jedes Buch sei wie eine Reise, die ihr dabei hilft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. „Und natürlich Sport, das für mich beste Mittel gegen Sitzungsapathie“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Und mit eben diesem Lächeln verabschiedet sie uns. Als wir das Kulturamt verlassen, herrscht auf den Straßen Karlsruhe noch immer geschäftiges Treiben. Wir blicken uns in der Nachmittagssonne um – und nehmen die kulturelle Vielfalt dieser einzigartigen Stadt mit einem Mal noch deutlicher wahr. Denn die kraftvolle Symbiose von Kultur und Technologie, von der Szope gerade noch gesprochen hat, tritt hier tatsächlich an vielen Stellen deutlich hervor.