#DigitalMindsKA – die Menschen hinter karlsruhe.digital: Gabriele Luczak-Schwarz

Digital Mind Gabriele Luczak-Schwarz auf dem Balkon des Rathauses

Die Initiative karlsruhe.digital vereint Karlsruher Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Verwaltung mit dem Ziel, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung voranzutreiben – für Wettbewerbsfähigkeit, Lebensqualität und Souveränität. Sie bündelt Expertenwissen, fördert Vernetzung und bearbeitet Themen ganzheitlich, um die digitale Zukunft der Stadt aktiv zu gestalten.
Und dahinter stehen Menschen. Menschen, die sich engagieren, für etwas brennen und genau deshalb ihre Zeit, ihre Ideen und ihr Fachwissen einsetzen. Wer diese Menschen, die digitalen Köpfe, sind, möchten wir sichtbar machen. Einmal im Monat fragen wir die Digital Minds danach, was sie antreibt und welche Visionen sie haben.
Im zweiten Teil unserer Reihe besuchen wir Gabriele Luczak-Schwarz, Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe und eine der Vorsitzenden der Initiative karlsruhe.digital, an ihrem Arbeitsplatz im Rathaus am Marktplatz.

Die letzten Sonnenstrahlen des Jahres schimmern zwar noch durch die Äste, aber es ist merklich kälter geworden, als wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Termin mit Gabriele Luczak-Schwarz machen. Als wir von der U-Strab-Haltestelle auf den Marktplatz kommen, sehen wir direkt die wunderschön geschmückten Häuschen des Karlsruher Christkindlesmarkts, der sein 50-jähriges Bestehen feiert, und natürlich das Riesenrad, das auf dem Marktplatz aufgebaut ist. Es herrscht reges Treiben und wir genießen kurz die weihnachtliche Atmosphäre, als wir vorbei an den Häuschen, der Pyramide und dem prächtigen Tannenbaum zum Rathaus gehen. Durch die Eingangshalle des klassizistischen Gebäudes begeben wir uns zum Büro der Ersten Bürgermeisterin im zweiten Stock – mit direktem Blick auf den Marktplatz.
Da wir etwas früh dran sind, bittet man uns um einen Moment Geduld: Frau Luczak-Schwarz befinde sich gerade noch in einem Termin – und davon hat sie täglich sehr viele, wie sie uns später berichten wird. Während wir warten, schweift unser Blick durch die Gänge des 200 Jahre alten Rathauses. Wir betrachten die Gemälde an den Wänden, auf denen historische Persönlichkeiten aus der Karlsruher Politik verewigt sind, und fragen uns, wie man überhaupt Politiker*in wird. Genau in diesem Moment bittet uns Gabriele Luczak-Schwarz zu sich ins Büro, für uns die perfekte Gelegenheit, um unsere Frage direkt loszuwerden.

„Ich war schon während meiner Schulzeit politisch interessiert, aber in keiner Partei aktiv. 1989 sind wir dann von Köln hierher gezogen. Aber ganz ehrlich: Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich mal die Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe werden würde, hätte ich ihn wahrscheinlich verwundert gefragt, wie er darauf kommt. Ich hatte einfach noch keinerlei Bezug zu dieser Position,“ erzählt Luczak-Schwarz. Seit 2014 ist die Rheinländerin Finanz- und Wirtschaftsbürgermeisterin und seit 2018 Erste Bürgermeisterin und damit ständige Vertreterin des Oberbürgermeisters der Stadt Karlsruhe. Neben den Finanzen verantwortet sie auch den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Karlsruhe. Die Themen IT und Digitalisierung sind in diesem Kontext besonders relevant und beides gehört gewissermaßen zur DNA der Stadt: 1972 wurde an der damaligen Universität Karlsruhe (TH) die deutschlandweit erste Fakultät für Informatik gegründet und 1984 ging genau dort die erste E-Mail Deutschlands ein. Daraus entstand sehr früh ein starkes IT-Cluster, das inzwischen zahlreiche Hochschulen, Forschungseinrichtungen und natürlich Unternehmen umfasst. Nicht ohne Grund zählt Karlsruhe heute innerhalb Europas zu den renommiertesten IT-Regionen neben München, London und Paris – gerade im Hinblick auf die Innovationskraft. „Insgesamt können wir von einer echten win-win-Situation sprechen, denn es gibt in der Region 4.800 IT-Unternehmen mit 30.000 Beschäftigten und in Karlsruhe sind 10.000 Studierende in IT-nahen Studiengängen eingeschrieben. Die Unternehmen profitieren natürlich von diesem hervorragenden Pool an Fachkräften“, stellt die Erste Bürgermeisterin fest.

Im Rathaus präsentierte sich die Stadt bei der Bunten Nacht der Digitalisierung am 1. Juli von ihrer digitalen Seite.
Im Rathaus präsentierte sich die Stadt bei der Bunten Nacht der Digitalisierung am 1. Juli von ihrer digitalen Seite.

Stillstand kommt nicht in Frage

Sich auf dieser Erfolgsgeschichte auszuruhen, ist für Luczak-Schwarz allerdings keine Option. Ganz im Gegenteil: Das Erbe in der Zukunft fortzuschreiben, sieht sie als zentrale Aufgabe: „Man darf nie stillstehen und muss sich immer weiterentwickeln. Denn Stillstand bedeutet letztendlich Rückschritt. Deshalb haben wir in Karlsruhe beispielsweise das deutschlandweit erste Amt für Informatik und Digitalisierung ins Leben gerufen, das während der Corona-Pandemie in bemerkenswerter Schnelligkeit Home-Office ermöglichte oder eine Vielzahl digitaler Formate umgesetzt hat. Auch auf unser Schaufenster Karlsruhe mit der vielleicht digitalsten Tourismusinformation Deutschlands und die Multifunktions-App sowie die Realisierung des #SmartProductionParks, ein Gründungs- und Wachstumszentrum für Startups im Bereich Smart Production, bin ich sehr stolz.“ Der Erfolg gibt ihr Recht, denn Karlsruhe belegt in Rankings immer wieder vordere Ränge.

Den Mut, das Zukunftsthema der digitalen Transformation so entschlossen in die Verwaltung und in ihre Arbeit zu tragen, findet Luczak-Schwarz in ihrer langjährigen Erfahrung. „Als ich meine erste Stelle in der Landesverwaltung als Rechtsassessorin beim Landratsamt Karlsruhe angetreten hatte, zog ich nur drei Jahre später in den Ortschaftsrat Neureut ein“, berichtet sie, als wir sie mit unserer Frage danach, wie sie eigentlich zur Politik kam, überfallen. „Das war für mich der Einstieg in die Kommunalpolitik und ich begann, mich mit Karlsruher Themen zu beschäftigen.“
Sie hält kurz inne, schmunzelt und fährt dann fort: „Wissen Sie, genau genommen ist mein Steuerberater in Neureut dafür verantwortlich, dass ich in die Politik gegangen bin. Im Rahmen unserer Gespräche über meine Steuererklärung haben wir parallel über kommunalpolitische Themen diskutiert. Er war schließlich derjenige, der mich angesprochen und motiviert hat, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren.“

Der Neureuter Ortschaftsrat entfachte die Leidenschaft für Politik in Gabriele Luczak-Schwarz. Foto: Sabine Enderle, Presse- und Informationsamt Stadt Karlsruhe
Der Neureuter Ortschaftsrat entfachte die Leidenschaft für Politik in Gabriele Luczak-Schwarz. Foto: Sabine Enderle, Presse- und Informationsamt Stadt Karlsruhe

Es war also diese erste Station im Neureuter Ortschaftsrat, die die Leidenschaft für Politik in Gabriele Luczak-Schwarz entfachte. „Damals habe ich im Dialog mit den Bürger*innen viele Probleme erörtert und deren Lösungen erarbeitet. Durch die Faszination dieser kommunalpolitischen Basisarbeit, etablierte sich die Politik als Hobby, dem ich fortan mit großer Leidenschaft nachging. Es war faszinierend zu sehen, welche großartigen Gestaltungsmöglichkeiten die Kommunalpolitik bietet. Das ist seither immer ein wesentlicher Antriebsfaktor meiner politischen Arbeit.“ Es folgten weitere Stationen als CDU-Stadträtin, als energie- und umweltpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Karlsruher Gemeinderat und später als deren Vorsitzende. 2014 führte Luczak-Schwarz schließlich Beruf und Berufung zusammen und trat das Amt als Finanz- und Wirtschaftsbürgermeisterin der Stadt Karlsruhe an. Dank ihrer beruflichen Erfahrung, die sie bei der Landesverwaltung auf verschiedenen Ebenen gesammelt hatte sowie ihrer langjährigen kommunalpolitischen Tätigkeiten im Ortschafts- und Gemeinderat, greift sie in ihrem Amt auf vielfältige und umfangreiche Erfahrungen und verschiedene Perspektiven zurück. „Für mich war und ist das die tollste berufliche Position, die ich mir vorstellen kann“, verrät uns Luczak-Schwarz.

Starke Netzwerke sind die Basis für das Querschnittsthema Digitalisierung

Allerdings, und das hebt Luczak-Schwarz in unserem Gespräch immer wieder hervor, geht all das nur mit starken Partner*innen an der Seite. So arbeitet bei allen Digitalthemen und Vorhaben rund um Smart City in der Verwaltung das Dezernat von Luczak-Schwarz bereits erfolgreich mit dem Amt für Informationstechnik und Digitalisierung zusammen, um die Weiterentwicklung sowohl verwaltungsintern als auch für den Digitalstandort Karlsruhe voranzutreiben. Die Erste Bürgermeisterin ist davon überzeugt, dass es auch darüber hinaus nur gemeinsam geht: „Die Digitalisierung ist ein Querschnittsthema. Deshalb arbeiten in Karlsruhe Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung Hand in Hand. Durch dieses ‚Prinzip der kurzen Wege‘ finden wir bei Projekten immer schnell einen gemeinsamen Nenner und arbeiten intensiv zusammen. Es gibt kein Konkurrenzdenken, weil alle wissen, dass das, was wir erreichen, dem gesamten Standort zugutekommt – und damit letztlich auch jedem einzelnen.“

Dass diese kontinuierliche Zusammenarbeit, enge Kommunikation und natürlich das gegenseitige Vertrauen keine Selbstverständlichkeit sind, zeigt ein Blick über den Tellerrand. Karlsruhe war eine der ersten Kommunen, die diese schon sehr früh in eine institutionalisierte Form gegossen hat. Bereits im Jahr 2018 wurde die Initiative karlsruhe.digital gegründet, um den Auftrag des Gemeinderates, die damalige „Internet-Hauptstadt Karlsruhe“ zu stärken, nachhaltig und tragfähig umzusetzen. „Die Initiative ist für mich ein ganz wichtiger Schlüssel, um die Position, die Karlsruhe sich erarbeitet hat, weiter auszubauen. Sie ermöglicht es, unser Know-how und unsere Stärken innerhalb kürzester Zeit zu bündeln – und das macht uns zum Vorreiter,“ erklärt Luczak-Schwarz, die als Vertreterin der Stadtverwaltung eine der Vorsitzenden von karlsruhe.digital ist. „Eine elementare Rolle nimmt dabei auch das CyberForum ein. So wird beispielsweise die Geschäftsstelle von karlsruhe.digital paritätisch durch das CyberForum und das Wissenschaftsbüro der Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe betrieben. Dadurch ist sichergestellt, dass auch auf operativer Ebene das besondere Miteinander gelebt wird“.

Mehr als Computer und Tablets: humanoide Roboter, Mikrocontroller, CAD, CAM und ein intelligentes Telekoskop am Lessing-Gymnasium in Karlsruhe. Besucher*innen der Bunten Nacht der Digitalisierung erhielten einen Einblick, wie mit moderne Technik ihren Platz im Unterricht findet. Foto: Frank Feil & Sascha Gloede.
Wie geht es, dass Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse humanoide Roboter programmieren können? Schüler*innen des Lessing-Gymnasiums Karlsruhe klärten die Besucher*innen der Bunten Nacht der Digitalisierung auf. Foto: Netzoptimisten GbR.

Luczak-Schwarz blickt für einen Moment durch das Fenster ihres Büros auf den Marktplatz. Ihr Gesichtsausdruck verrät, dass ihr in diesem Moment etwas eingefallen ist. Sie setzt die Tasse ab, greift in die Schublade und legt einen Flyer vor uns auf den Tisch: „Die Bunte Nacht der Digitalisierung ist für mich ein tolles Beispiel dafür, was man erreichen kann, wenn alle am selben Strang ziehen. Und vor allem sind derartige Formate elementar wichtig für die Standortentwicklung. Denn um Karlsruhe als Motor der Digitalisierung weiterzuentwickeln, müssen wir mit der Bürgerschaft in den Dialog treten. Bei der ersten Bunten Nacht im Jahr 2019 war das Rathaus rappelvoll. Um 21 Uhr stand noch ein Großvater mit seinem Enkel vor der Tür, der unbedingt rein wollte. Ich habe damals mit vielen Bürger*innen gesprochen, von denen die meisten der digitalen Transformation positiv gegenüberstehen. Aber es gab auch immer wieder kritische Stimmen, etwa zu Bereichen wie der Künstlichen Intelligenz. Ich sehe es als unsere Aufgabe an, Ängste diesbezüglich abzubauen und die Menschen bei diesem Transformationsprozess mitzunehmen.“ Deshalb folgte 2022 die zweite Bunte Nacht der Digitalisierung und davor bot 2021 das InnovationFestival@karlsruhe.digital den besten digitalen Innovationen aus Karlsruhe und der TechnologieRegion die große Bühne.

Wirtschaftsförderung, Finanzen, Ausschüsse, Abendtermine – ein gutes Zeitmanagement ermöglicht trotzdem Entspannung

Plötzlich leuchtet unser Smartphone auf und erinnert uns daran, dass unser einstündiges Gespräch mit der Ersten Bürgermeisterin Karlsruhes in fünf Minuten schon wieder vorbei sein wird. Ihr nächster Termin wartet schon, Überziehen ist also keine Option. Der Terminplan der Ersten Bürgermeisterin ist voll, denn Digitalisierung und IT-Standort machen nur einen Teil ihrer Arbeit aus: „Ich habe Gespräche mit Akteur*innen aus der Stadtgesellschaft, mit den Ämtern oder Gesellschaften aus meinem Dezernatsbereich und vielen mehr. Und die Wirtschaftsförderung besteht natürlich auch nicht nur aus karlsruhe.digital. Einer meiner weiteren Schwerpunkte liegt beispielsweise auf dem Aktionsprogramm Handwerk, da mir das Handwerk persönlich sehr wichtig ist. Und nicht zuletzt bin ich Finanzbürgermeisterin und auch das Marktamt gehört in meinem Bereich. Und dieses zeichnet zum 50. Mal für den stimmungsvollen Christkindlesmarkt verantwortlich.“

Zu den Aufgaben eines solchen Bürgermeisteramtes zählen außerdem noch die Ausschuss- und Gemeinderatssitzungen, Aufsichtsratssitzungen und natürlich Abendtermine, wie Podiumsdiskussionen oder Jubiläumsfeiern. Wir fragen uns, ob bei diesem Arbeitspensum überhaupt noch Zeit zum Entspannen bleibt. „Klar doch!“, entgegnet Luczak-Schwarz bestimmt. „Am besten kann ich Zuhause mit der Familie entspannen, das ist mir auch extrem wichtig. Das ist mein Rückzugsort,“ verrät sie. „Und ich bin begeisterte Hobby-Gärtnerin. Ich liebe die Natur. Für manche mag Gartenarbeit eine lästige Notwendigkeit sein, aber für mich ist sie Entspannung und Erholung zugleich.“

Mit diesem etwas persönlicheren Einblick ist unsere Zeit mit Gabriele Luczak-Schwarz auch schon vorüber. Schade für uns, wir könnten noch ewig sprechen. Beim Verabschieden gibt sie uns noch etwas mit auf den Weg: „Man sagt ja immer, dass Karlsruhe die Liebe auf den zweiten Blick sei. Ich glaube, da steckt viel Wahres drin. Man sieht der Fächerstadt nicht auf Anhieb an, was in ihr steckt. Man muss Karlsruhe erleben – und kommt dann nicht mehr los.“ Als wir wenige Minuten später vor dem Rathaus stehen, ertönt das über 4.000 Kilogramm schwere Karlsruher Glockenspiel. Und die Klänge der 42 Bronzeglocken vermischen sich mit der stimmungsvollen Weihnachtsmusik, die aus den Häuschen des Christkindlesmarkts zu hören ist. Und während wir uns umschauen, wissen wir, was Gabriele Luczak-Schwarz mit ihrer letzten Aussage gemeint hat. Sie ist schon besonders, die Fächerstadt.

Titelbild: Sabine Enderle, Presse- und Informationsamt Stadt Karlsruhe.