Beyond Festival 2020: Virtueller Kampf gegen den Klimawandel

karlsruhe.digital

Titelbild: Still aus dem prämierten Kurzfilm „Nach mir die Sintflut“ von Christoph Hertel. Foto: Beyond Festival

Von artifiziellen Musen bis zu Impulsen im Kampf gegen den Klimawandel: Das Karlsruher Beyond Festival feierte Premiere als Online-Festival.

Vier Tage lang war Karlsruhe das virtuelle Epizentrum beim Kampf gegen den Klimawandel: Bei der ersten digitalen Auflage des Beyond Festival wurden im Rahmen eines Fachsymposiums innovative Impulse zur nachhaltigen Gestaltung der Zukunft in die ganze Welt gesandt. Außerdem ging das Filmfestival mit rund 50 Kurz- und Langfilmen über die Bühne. „Wir können die Uhr nicht zurückdrehen. Aber wir können nach vorne schauen und gemeinsam Ideen entwickeln“, sagte Festival-Organisator Ludger Pfanz bei der Eröffnung. Mit seiner hohen Kompetenz bei digitalen Formaten und beim Entwickeln von innovativen Konzepten sei Karlsruhe der ideale Standort für ein solches visionäres Festival.

Positive Resonanz auf das digitale Format

„Die Resonanz auf das Festival fiel sehr positiv aus“, betonte Filmfestival-Organisatorin Gülsel Özkan. In den kommenden Tagen müssen durch die Auswertung der verschiedenen Streaming-Angebote nun noch die genauen Teilnehmerzahlen ermittelt werden. Beim Fachsymposium wurden drei Tage lang Vorträge zu Zukunftsthemen wie Kunst und Künstliche Intelligenz oder Green New Deals gesendet. Beim Filmfestival wurden 50 Kurz- und Langfilme zum Schwerpunktthema Klimawandel gezeigt. Den Preis für die beste Dokumentation erhielt „The great green wall“ von Jared P. Scott.

Still aus der Dokumentation „The great green wall“ I Foto: Jared P. Scott, Beyond Festival

Die namensgebende große grüne Mauer ist ein 8.000 Kilometer langer und 15 Kilometer breiter Waldstreifen, der die Sahara von Osten nach Westen durchziehen, die Ausbreitung der Wüste verhindern und die Landwirtschaft in der Sahel-Zone für künftige Generationen sicherstellen soll. Bester Kurzfilm wurde „Nach mir die Sintflut“ von Christoph Hertel, beste Kurzfilm-Doku „Talamanca“ von Davide Marino, ein Film über das Leben der indigenen Bribri-Indianer.

Still aus der Dokumentation „Talamanca“ I Foto: Davide Marino, Beyond Festival

Corona Krise ist Zäsur

Die Corona-Krise sieht Pfanz als Zäsur. „Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um über die Zukunft nachzudenken als während einer solchen Krise“, betonte der Leiter der Multimedia-Abteilung an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Der Klimawandel sei schließlich auch während des weltweiten Stillstands ein wichtiges Thema geblieben. Nun sei den Menschen hoffentlich klar geworden, was passieren kann, wenn man ohne Vorbereitung in eine Ausnahmesituation gerät.

Beim Kampf gegen den drohenden Klimawandel sieht Pfanz jeden einzelnen Bürger in der Pflicht. „Konsumentinnen und Konsumenten haben die Kraft, etwas zu ändern. Wenn die Leute beim Einkaufen Entscheidungen treffen, können sie die Märkte nachhaltig verändern.“ Bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft spielen Künstliche Intelligenz und digitale Konzepte eine wichtige Rolle. „Aber auch Roboter brauchen immer noch Menschen zur Weiterentwicklung“, so Pfanz.

Kombination aus künstlicher und künstlerischer Intelligenz

Was Computerprogramme mit Künstlicher Intelligenz heute schon leisten können, wurde beim Vortrag von Matthias Röder deutlich. Der Direktor des Karajan Instituts in Salzburg leitet ein Projekt, bei dem Beethovens unvollendete zehnte Symphonie mithilfe eines Computerprogramms weitergeschrieben wird. „Anfangs war ich sehr skeptisch“, sagte Röder. Die größte Herausforderung sei nämlich gewesen, die handschriftlichen Notizen des Komponisten zu erfassen und die einzelnen Schnipsel sinnvoll zusammenzufügen. Für das Ordnen der Fragmente waren Musikwissenschaftler zuständig, für das Komponieren dann die Computerprogramme. „Die Kreativität von Menschen und Maschinen lief hier Hand in Hand“, so Röders Fazit. 

Ein weiteres Beispiel für eine funktionierende Zusammenarbeit von künstlerischer und Künstlicher Intelligenz sind Roman Lipski und Florian Dohman. Der Maler und der IT-Experte haben gemeinsam eine artifizielle Muse entwickelt. Die Software analysiert Lipskis Bilder und liefert dann neue Impulse für die künstlerische Weiterentwicklung. „Die Arbeit mit dem Programm war erfrischend und es entwickelte sich ein besonderer Stil“, so Lipski. „Es sind nicht nur viele neue Bilder entstanden, sondern auch viele neue Werkzeuge“, so Dohmann.