Zukunftsfestival Beyond geht erstmals online über die Bühne

In welcher Zukunft wollen wir leben? Wie ändert sich duch Klimawandel und neue Technologien unser Leben? Beim Karlsruher Beyond Festival werden solche Fragen in der Schnittmenge von Wissenschaft, Technologie und Kunst dieses Jahr auch online diskutiert.

Eine Absage des Karlsruher Beyond Festivals stand selbst während des Lockdowns nicht zur Debatte. Deshalb gehen das Fachsymposium zum Klimawandel und das Filmfestival vom 23. bis zum 26. Juli erstmals im Internet über die Bühne. „Seit Jahren entwerfen wir Ideen und Konzepte für die Zukunft. Da haben wir auch auf diese Krise eine Antwort gefunden“, sagt Festival-Organisator Luder Pfanz von der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.

Sämtliche Vorträge des dreitägigen Fachsymposiums „Future Design“ und einige Beiträge des viertägigen Filmfestivals „Climate Change“ werden live im Internet übertragen. Die entsprechenden Links gibt es auf der Festivalseite www.beyond-festival.com. Die Vorträge und Panels werden kostenfrei übertragen. Mit dem Kauf eines Online-Pass kann man das Festival finanziell unterstützen.

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Trailer zum Beyond Festival 2020

Inhaltliche Klammer ist Kampf gegen Klimawandel

Beim Symposium stehen vom 23. bis zum 25. Juli von 9.30 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 16.30 Uhr in sechs Blöcken Zukunftsthemen wie der nachhaltige Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder die Green New Deals auf der Tagesordnung. Beim Filmfestival werden die rund 50 Wettbewerbsbeiträge vom 23. bis zum 25 Juli jeweils von 17 von 22 Uhr und am 26. Juli von 11 bis 15 Uhr online live übertragen. Die inhaltliche Klammer des Filmfestivals ist der Kampf gegen Ausbeutung und Klimawandel.

Die Kommandozentrale des virtuellen Festivals befindet sich wie bisher in einem Studio im Zentrum Kunst und Medien I ZKM Karlsruhe. Von dort aus werden Moderationen und Vorträge in alle Welt gesendet. Gäste sind dort aber keine erlaubt.

Eine Demonstration. Still aus dem Film "Akicita - The Battle of Standing Rock" // Beyond Festival
Beim Filmfestival steht das Thema Ausbeutung und Klimawandel im Zentrum.
Still aus dem Film „Akicita – The Battle of Standing Rock“ I Foto: Beyond Festival

Krise als Chance für Neuausrichtung

„Weil zwischen der US-amerikanischen Westküste und Ostasien 16 Stunden Zeitunterschied gibt, war die Gestaltung des Zeitplans eine echte Herausforderung“, sagt Pfanz. Trotzdem sieht er die Krise auch als eine Chance zur Neuausrichtung des Festivals. „Dass wir Strategien für den Umweltschutz entwerfen und dazu Leute aus der ganzen Welt für wenige Tage nach Karlsruhe einfliegen lassen, war all die Jahre eine paradoxe Situation“, sagt Pfanz.

Deshalb werde das Beyond Festival nach dem Ende der Corona-Krise als Hybrid aus gestreamten Vorträgen und einer Präsenzveranstaltung konzipiert. Dann können ausländische Fachleute für einzelne Vorträge klimaneutral per Livestream zugeschaltet werden. Außerdem sollen über digitale Kanäle unter der Marke Beyond das ganze Jahr über Impulse für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft verbreitet werden.

Eine dauerhafte Verlagerung ins Netz wird es aber nicht geben. „Ganz ersetzen kann man den direkten persönlichen Kontakt durch digitale Konzepte nicht“, sagt Pfanz. Bei der Zusammenkunft von zahlreichen Expertinnen und Experten würde schließlich jedes Mal viel Kreativität freigelegt.

Die Köpfe hinter dem Beyond Festival:  Gülsel Özkan und Ludger Pfanz bei der Arbeit.
Bild: Beyond Festival
Die Köpfe hinter dem Beyond Festival: Gülsel Özkan und Ludger Pfanz bei der Arbeit.
Foto: Beyond Festival

Silicon Valley oder Überwachung: Suche nach gesellschaftlichem Narrativ

Eine der größten künftigen Herausforderungen und ein Schwerpunktthema des Fachsymposiums ist für Pfanz der Entwurf eines Narrativs zu den gesellschaftlichen Veränderungen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Laut Pfanz gibt es derzeit zwei extreme Visionen. Die eine orientiert sich am Lebensstil der reichen Amerikaner von Silicon Valley. Demnach würden nur wenige wohlhabende Leute von der Künstlichen Intelligenz profitieren. Während die neue Technik den Menschen in wenigen Digital-Inseln die Arbeit abnimmt, muss der Rest der Welt sein Leben wie bisher bestreiten.

Die andere Vision basiert auf der Vorgehensweise des chinesischen Staates. Alle Bürger eines Landes können gleichermaßen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz profitieren, müssen dafür aber die staatliche Kontrolle und den Verlust von Freiheitsrechten in Kauf nehmen. „Beide Narrative sind nicht akzeptabel“, sagt Pfanz. Deshalb müsse man sich frühzeitig Gedanken über die Nutzung von Künstlicher Intelligenz durch die Gesellschaft machen.