Fraunhofer IOSB: Privacy by Design für effizienten Datenschutz

Eine Person fotografiert eine Überwachungskamera. Privacy - Foto Bernard Hermant on Unsplash

Titelbild: Bernhard Hermant / Unsplash

In der Pflegebranche stellt der Umgang mit persönlichen Daten eine besondere Gratwanderung dar. Auf der einen Seite können durch den Einsatz von innovativen Systemen Leben gerettet werden. Auf der anderen Seite müssen die Personendaten von pflegebedürftigen Menschen geschützt werden. Das Karlsruher Fraunhofer IOSB betreibt Grundlagenforschung, um dieses Problem zu lösen.

„Wenn Videokameras in einem Pflegeheim einen Sturz aufnehmen, muss das System automatisch Alarm schlagen. Ansonsten dürfen die Aufnahmen aber nicht verwendet werden“, nennt Erik Krempel ein solches Beispiel. Der Wissenschaftler des Karlsruher Fraunhofer-Instituts für Optronik und Bildauswertung (IOSB) hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit solchen Fragestellungen beschäftigt. „Privacy by Design“ lautet das Stichwort bei der Lösung solcher Probleme. Das bedeutet: Bereits bei der Entwicklung eines Systems muss der Datenschutz eine wichtige Rolle spielen. Deshalb sollen auch nur jene personenbezogenen Daten gesammelt werden, die für die jeweilige Anwendung unbedingt notwendig sind. Nur dann ist man später gegen möglichen Missbrauch und Klagen gefeit.

Thema gewann durch DSGVO eine neue Dynamik

„Das Thema beschäftigt uns schon sehr lange. Aber spätestens seit der DSGVO hat die Diskussion um den Datenschutz an Dynamik gewonnen“, sagt Krempel. Mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) wurden die Verbraucherrechte beim Schutz personenbezogener Daten von der Europäischen Union gestärkt. Prinzipiell habe sich durch das Inkrafttreten der Verordnung am 18. Mai 2018 noch nicht einmal sehr viel geändert, so Krempel. Aber seit der breit angelegten öffentlichen Debatte um den Sinn und Zweck der neuen Regelung seien sämtliche Unternehmen für den Umgang mit ihren Nutzerdaten sensibilisiert.

IOSB betreibt Grundlagenforschung und berät Unternehmen

Erik Krempel beschäftigt sich am Fraunhofer IOSB mit dem Thema Privacy by Design. Foto: Fraunhofer IOSB

Beim IOSB kümmern sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem um die Grundlagenforschung. Wo werden überall Daten generiert und verarbeitet und was wird dann später damit gemacht, lauten einige der Fragen, die dort gestellt werden.

„Wenn wir die richtigen Antworten auf solche Fragen finden, können wir Unternehmen bei der Entwicklung von sicheren Systemen beraten“, betont Krempel. Um IT-Expertinnen und Experten für das Thema zu sensibilisieren, hat das IOSB sieben Grundprinzipien für den bestmöglichen Schutz von IT-Nutzerinnen und Nutzer erstellt. Sichtbarkeit und Transparenz gehören ebenso dazu wie ein proaktiver Umgang mit dem Thema und der Datenschutz als Standardeinstellung bei neuen IT-Systemen.

Bei medizinischen Apps muss Datenschutz gewährleistet sein

Künftig wird das Thema nach Krempels Einschätzung vor allem bei der Entwicklung von medizinischen Apps eine große Rolle spielen. Um medizinische Daten gleichzeitig auszuwerten und zu schützen, brauche es intelligente und sichere Systeme.

Doch auch die Videoüberwachung im öffentlichen Raum oder die Verfolgung von Straftaten seien stets ein rechtlicher Spagat zwischen dem Schutz der Öffentlichkeit vor Straftätern und dem Schutz persönlicher Daten.