Digitalisierung des Badischen Landesmuseums schreitet zügig voran

Medientisch im Badischen Landesmuseum - © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Hinter der Fassade des Karlsruher Schlosses zieht die Digitalisierung ein: Im Badischen Landesmuseum werden neue Wege zum Erzählen von Geschichte und Geschichten beschritten.

Seit der Stadtgründung vor über 300 Jahren ist das Schloss Wahrzeichen der Fächerstadt und das meistfotografierte Motiv von Touristen. Doch auch wenn die restaurierte Fassade des Barockbaus den Glanz vergangener Großherzogstage verströmt, wird im Inneren mit Hochdruck an der zeitgemäßen und zukunftsorientierten Aufbereitung der badischen Geschichte gearbeitet. Das bekommen auch die Besucherinnen und Besucher des Badischen Landesmuseums vor Augen geführt.

Das Herzstück der Sonderausstellung „Archäologie in Baden“ ist die Expothek mit Medientischen, Objektscanner und interaktiven Stationen. Im Marmorsaal des Schlosses kann man mit VR-Brillen eine virtuelle Zeitreise in die Hochzeit des Großherzogtums Baden unternehmen. Und für die Sonderausstellung „Kaiser und Sultan – Nachbarn in Europas Mitte 1600 bis 1700“ wird anstelle eines klassischen Audio-Guides erstmals ein sogenannter Story-Guide eingesetzt. Beim eineinhalbstündigen Rundgang werden die Informationen zur Ausstellung als spannender Dialog zwischen den Protagonisten der Sonderschau vermittelt.

© Badisches Landesmuseum, Foto ARTIS – Uli Deck
Mit VR wird Geschichte im Badischen Landesmuseum erlebbar.
© Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck

Digitalisierung genießt am Badischen Landesmuseum hohe Priorität

„Die Digitalisierung der Ausstellungen genießt bei uns derzeit eine sehr hohe Priorität“, sagt Digitalisierungs-Stratege Michael Danz von der Museumskommunikation im Gespräch mit karlsruhe.digital. Künftig sollen die Sammlungen noch weiter digitalisiert werden. Außerdem sollen die Museumsgäste mit einem digitalisierten Besucherausweis spezielle Informationen zu den einzelnen Ausstellungen erhalten.

Die Sonderschau „Archäologie in Baden“ ist für Danz derzeit vor allem ein Experimentierfeld. „Hier können wir neue Techniken ausprobieren und deren Wirkung auf unsere Gäste testen“, erläutert Danz. Die Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer seien ein überaus wichtiger Faktor bei der Neuausrichtung des Museums. „Moderne Technik bringt uns nur dann voran, wenn sie von den Leuten auch angenommen wird“, betont Danz.

Mit der Digitalisierungsoffensive ein jüngeres Publikum für Museumsarbeit begeistern

Die meisten der Museumsgäste sind laut Danz über 60 Jahre alt. „Manche Sammlungen wirken regelrecht angestaubt. Wenn wir künftig mehr jüngere Leute für unsere Arbeit begeistern wollen, müssen wir unbedingt neue Wege beschreiten“, sagt Danz. Auch ein traditionelles Museum müsse die Menschen schließlich in ihrem gewohnten Umfeld abholen und dürfe sich dem technischen Wandel nicht verschließen. Außerdem stelle die multimediale Aufbereitung der Sammlungen einen Mehrwert für sämtliche Besucherschichten dar. Deshalb sollen auch die Dauerausstellungen des Landesmuseums sukzessive durch digitale Angebote ergänzt werden. „Dadurch kann man den Leuten viel mehr Hintergrundinformationen zu den einzelnen Exponaten vermitteln als mit einer schlichten Hinweistafel“, bringt Danz den Mehrwert der Digitalisierungsstrategie auf dem Punkt. Außerdem könnten durch Virtual Reality oder Audioführungen Geschichten aus den verschiedenen geschichtlichen Epochen spannender erzählt werden.

Positive Resonanz der Gäste

Bei den Besucherinnen und Besuchern stoßen die neuen Kommunikationsformen auf positive Resonanz, verweist Danz auf erste interne Erhebungen. „Die Leute sind offen gegenüber den Neuerungen und probieren gerne etwas aus“, sagt Danz. Ein weiteres Experimentierfeld das Landesmuseums ist das museum x im Museum am Markt zwischen Schlossplatz und Marktplatz. Dort können neue Formate im Praxistest mit den Gästen auf ihren Einsatz im Landesmuseum getestet werden.