Wo der Roboter grüßt: das Karlsruher museum x als Zukunftslabor
„Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?“ Mit freundlicher Stimme begrüßt Xaver im Erdgeschoss des Museums beim Markt seine Gäste. Wer möchte wird von Xaver dazu noch mit Informationen rund um die neue Dauerausstellung versorgt. Und für eine kurze Plauderei steht Xaver ebenfalls jederzeit bereit. Xaver ist aber kein Mensch. Xaver ist ein Roboter und eine der Hauptattraktionen des museum x, einer Zweigstelle des Badischen Landesmuseums in der Karl-Friedrich-Straße 6 nördlich des Marktplatzes. Dabei ist das museum x vor allem ein multimedialer Aufenthaltsraum zum Kommunizieren. An den großen Arbeitstischen gibt es genügend Anschlüsse für Laptops und andere multimediale Arbeitsgeräte, kostenfreies WLAN sowie Sessel und Stühle, die zum Verweilen einladen. Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesmuseums stehen ebenso wie Xaver für ein Gespräch über das Museumskonzept bereit.
Testfläche und Experimentierfeld für Museumsformate
Das museum x ist Testfläche und Experimentierfeld für künftige digitale Museumsformate, betont Johannes Bernhardt, Leiter der Projekts Creative Collections am Landesmuseum. Außerdem kann der Raum für Veranstaltungen gebucht werden. „Dabei orientieren wir uns an den Wünschen aus der Bürgerschaft“, stellt Bernhardt klar. Für LAN-Partys ist das museum x dank seiner digitalen Infrastruktur ebenso geeignet wie für Vorträge und Netzwerkveranstaltungen zu digitalen Themenfeldern. Auch ein Hackathon ging im museum x bereits über die Bühne. Mit dem Konzept eines offenen Kommunikations- und Arbeitsraums haben sich die Initiatoren des museum x von verschiedenen Open Space Konzepten inspirieren lassen. Ein solches Beispiel war die Karlsruher Ausstellung Open Codes im ZKM I Zentrum für Kunst und Medien. Dort war eine Ausstellung rund um Daten gekoppelt mit offenen Räumen, in denen die Besucherinnen und Besucher bei freiem Eintritt und Snacks im Arbeitsbereich verweilen konnten.
Inspiriert von der Smithsonian Institution
Beim Einsatz eines Roboters als allwissender Museumsführer ließen sich die Museums-Macher von der Smithsonian Institution in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington DC inspirieren. Dort ist bereits eine ganze Armada an vollautomatischen Guides im Einsatz. Als Ersatz für die menschlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums sind die Roboter aber auch in Zukunft nicht gedacht. Vielmehr sollen die Leute durch den direkten Kontakt mit einer sprechenden Maschine für den Umgang mit Robotern im Alltag sensibilisiert werden, so Bernhardt. Außerdem sei das museum x auch ein Testfeld für den Einsatz für innovative Technologien und Schnittstelle zwischen Menschen und Maschinen.
Roboter als Museumsguides und Pflegekräfte
Xaver ist ein Roboter der Modellreihe Pepper. Diese wurden von der französischen Firma Aldebaran und dem japanischen Medizintechnikunternehmen SoftBank zum Einsatz in der Pflegebranche entwickelt. Der Kommunikationsroboter ist etwa 1,20 Meter groß und hat ein Gesicht mit großen Augen. Auch sonst ist das äußere Erscheinungsbild des Hilfsroboters bewusst kindlich und sympathisch gestaltet. Der Grund: Die Pflegebedürftigen sollen Pepper vertrauen und mit dem Roboter in Kontakt treten. Durch das kindliche Auftreten des vollautomatischen Helfers können Hemmschwellen schneller abgebaut werden. Modelle wie Xaver sprechen über 20 Sprachen und können sich mit ihren menschlichen Gegenübern unterhalten. Eine Gefahr für den Menschen stellen die Pflegeroboter nicht dar. Dafür sorgt unter anderem die Programmierung nach den so genannten Robotergesetzen, die der sowjetische Science-Fiction-Schriftsteller Isaac Asimov bereits im Jahr 1943 in seiner Kurzgeschichte „Runaround“ festlegte. Diese lauten: Ein Roboter darf einen Menschen niemals verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass ein Mensch Schaden nimmt. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen. Es sei denn, ein solcher Befehl würde mit dem ersten Gesetz kollidieren. Ein Roboter muss seine Existenz schützen, solange dieser Schutz mit den ersten beiden Gesetzen vereinbar ist.
Retro-Charme durch Tetris und Pac-Man
Zocken ist im musem x übrigens auch erlaubt. Und zwar nicht nur am mitgebrachten Rechner, sondern auch an den beiden Arkadespielen aus den 1980er Jahren. Mit „Tetris“ und „Pac Man“ wurden zwei der absoluten Klassiker der Videospielbranche ins Haus geholt. Die beiden wuchtigen Automaten versprühen Retro-Charme und laden zur Zeitreise in die Anfänge der Computerspielbranche ein. Dabei hat das Stapeln der sieben unterschiedlichen, jeweils aus vier Quadraten zusammengesetzten geometrischen Formen auch nach 35 Jahren ebenso seinen Reiz wie der Kampf des gefräßigen Pac-Man gegen vier farbige Gespenster.
Gemeinsam am Museum der Zukunft arbeiten
Ob Retrogames oder moderner Roboter – das museum x will eine Plattform bieten, um das Museum der Zukunft zu denken. Mit Veranstaltungen und offenen Flächen im Herzen der Fächerstadt sollen in diesem Testfeld gemeinsam Ideen gesponnen und Dialoge geführt werden. Das Museum der Zukunft soll im museum x gemeinsam mit den zukünftigen Besucherinnen und Besuchern vorangetrieben und ausgetüftelt werden.