#DigitalMindsKA – die Menschen hinter karlsruhe.digital: Uwe Haneke

Zum Beitrag über Uwe Haneke

Die Initiative karlsruhe.digital vereint Karlsruher Akteur*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Verwaltung mit dem Ziel, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung voranzutreiben – für Wettbewerbsfähigkeit, Lebensqualität und Souveränität. Sie bündelt Expert*innenwissen, fördert Vernetzung und bearbeitet Themen ganzheitlich, um die digitale Zukunft der Stadt aktiv zu gestalten.

Und dahinter stehen Menschen. Menschen, die sich engagieren, für etwas brennen und genau deshalb ihre Zeit, ihre Ideen und ihr Fachwissen einsetzen. Wer diese Menschen, die digitalen Köpfe, sind, möchten wir sichtbar machen. Einmal im Monat fragen wir die Digital Minds danach, was sie antreibt und welche Visionen sie haben.

Im zwölften Teil unserer Reihe besuchen wir Uwe Haneke, Professor für Betriebswirtschaftslehre und betriebliche Informationssysteme an der Hochschule Karlsruhe (HKA).

Ein sonniger Besuch auf dem Campus

Die Sonne taucht Karlsruhe in ein warmes, helles Licht, und die Stadt zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Die Luft ist angenehm, der Himmel strahlend blau, und das Stadtbild wird durch sattes Grün und leuchtende Farben geprägt. Der Campus der HKA liegt vor uns, eine Oase der Innovation inmitten der Stadt. Wir laufen zu Gebäude E, in dem gerade Handwerker zu Gange sind. Begleitet vom Geräusch einer Bohrmaschine, das durch das große Treppenhaus hallt, begeben wir uns ins dritte Stockwerk, wo wir bereits von Uwe Haneke erwartet werden. In seinem Büro entdecken wir jede Menge Literatur aus den Bereichen IT und Digitalisierung – der perfekte Ort also, um über den Digitalstandort Karlsruhe zu sprechen.

Von Bonn über Brasilien nach Karlsruhe

„Obwohl ich nicht aus Karlsruhe komme, ist die Stadt für mich schnell zum Inbegriff von IT und Informatik geworden“, beginnt Haneke. „Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Zentrum für digitale Technologien und Innovationen etabliert. Zudem ist Karlsruhe eine der Städte mit den meisten Hochschulen, was eine enorme Vielfalt an Ideen und Kompetenzen mit sich bringt. Diese technologiefreundliche Atmosphäre gefällt mir sehr.“

Haneke, Professor für Betriebswirtschaftslehre und betriebliche Informationssysteme an der Hochschule Karlsruhe, hat einen bemerkenswerten Werdegang hinter sich. Seine Ausbildung begann er als Volkswirt in Bonn, bevor es ihn zur Deutschen Bank nach Brasilien zog. Nach einer Promotion in Wirtschaftswissenschaften und einer Zwischenstation bei SAP fand er schließlich seinen Platz in Karlsruhe, wo er 2003 auf eine Stiftungsprofessur berufen wurde. „Das war eine einmalige Gelegenheit“, sagt Haneke. „Ich konnte über die Jahre eine starke betriebswirtschaftliche Perspektive in den Informatikbereich einbringen.“

Uwe Haneke vor der HKA Flagge
Uwe Haneke auf dem Campus der Hochschule Karlsruhe – hier lehrt und forscht er seit über 20 Jahren mit Blick auf digitale Innovation. Foto: Netzoptimisten

Brücke zwischen BWL und Informatik

„Natürlich ist das nicht immer einfach“, gesteht er. „Studierende, die Informatik wählen, möchten nicht unbedingt viel über BWL hören. Doch nach und nach erkennen sie, wie wichtig diese Kenntnisse für ihre berufliche Zukunft sind. Es ist ein langsamer, aber stetiger Prozess, und es freut mich, dass wir in dieser Hinsicht sehr gute Rückmeldungen bekommen.“

Zudem hat Haneke maßgeblich den Studiengang „Data Science“ mitgeprägt, der inzwischen an der Hochschule angeboten wird. „Es war ein echtes Highlight, diesen Studiengang von Anfang an mitzugestalten. Wir konnten ihn ganz neu konzipieren und die Bedürfnisse der Industrie direkt einfließen lassen. Dadurch sind wir heute in den Bereichen Data Science und KI sehr gut aufgestellt.“

Engagiert für den Digitalstandort Karlsruhe

Hanekes Interesse an der digitalen Transformation ist unverkennbar – und so überrascht es auch nicht, dass er im Steuerkreis von karlsruhe.digital auch auf lokaler Ebene aktiv dazu beiträgt.

„Ich wurde damals gefragt, ob ich die Nachfolge von Peter Henning antreten kann. Das war für mich eine großartige Möglichkeit, noch stärker in die Digitalisierung der Stadt einzutauchen. Eine Stadt, die die digitale Entwicklung nicht nur unterstützt, sondern aktiv vorantreibt.“

„In vielen anderen Städten gibt es noch Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung, doch in Karlsruhe funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur außergewöhnlich gut. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass der IT-Standort Karlsruhe weiter wächst. Dafür haben wir eine klare Verantwortung.“

Offene Daten, offene Zukunft

„Besonders spannend finde ich das Thema Open Data. Es gibt so viele Potenziale, die durch den Zugang zu offenen Daten erschlossen werden können. Bürgerinnen und Bürger können dadurch sogar selbst Lösungen entwickeln und zu innovativen Apps beitragen, die konkrete lokale Probleme ansprechen. Es ist ein faszinierender Ansatz, der neue Formen der Partizipation schafft.“

„Wir dürfen existierende Ängste innerhalb der Bevölkerung nicht unter den Tisch kehren, vor allem wenn es um Datenschutz und IT-Sicherheit geht. Hackerangriffe, wie wir sie auch an unserer Hochschule erlebt haben, zeigen, wie schnell Vertrauen erschüttert werden kann. Deswegen ist es wichtig, Transparenz zu schaffen und die Bürger aktiv in den Dialog einzubeziehen.“

Haneke vor seinem Bücherregal
Ein Blick in Hanekes Büro: Fachliteratur zu IT, Data Science und digitalen Systemen prägt seinen Alltag – und den seiner Studierenden. Foto: Netzoptimisten

Formate mit Wirkung

„Die Bunte Nacht ist besonders wertvoll, weil sie den Bürgern zeigt, was alles möglich ist und wie sie selbst aktiv werden können. Es ist eine Veranstaltung, die die ganze Stadt einbezieht und ein starkes Zeichen setzt.“

„Hier müssen wir uns noch mehr anstrengen, um den Standort zu stärken und mehr Gründer*innen anzuziehen. Im Vergleich zu anderen Städten haben wir in Karlsruhe ein exzellentes Umfeld, das wir weiter ausbauen sollten.“

Zwei Leben – Lehre und Forschung

Mit diesem Plädoyer für den Digitalstandort Karlsruhe nähert sich unser Gespräch auch langsam schon dem Ende. Wie von jedem Digital Mind, wollen wir aber natürlich auch von Haneke abschließend noch wissen, wie für ihn ein typischer Arbeitstag aussieht und wie er privat abschaltet.

„Eigentlich habe ich zwei Leben. Eines während der Vorlesungszeit und eines außerhalb.“ Während des Semesters liegt der Fokus klar auf der Lehre – und die begeistert ihn auch nach über zwei Jahrzehnten an der Hochschule noch wie am ersten Tag. „Vorlesungen machen mir wahnsinnig viel Spaß. Ich versuche, meine Veranstaltungen möglichst interaktiv zu gestalten – ich stehe nicht einfach 90 Minuten vorne und halte einen Monolog.“

Stattdessen setzt er auf den Dialog mit den Studierenden, entwickelt gemeinsam mit ihnen Apps oder neue Bots für sein LegoLab. Auch Exkursionen gehören zum Programm – zuletzt war er mit einer Gruppe in Singapur. „Mir ist wichtig, dass die Studierenden sehen: Wir bieten ihnen Möglichkeiten, über den Tellerrand hinauszublicken.“

In der vorlesungsfreien Zeit bleibt mehr Raum für Forschung und Publikationen – ganz aktuell schreibt Haneke an einem Buch zur praktischen Anwendung von KI.

Ein Teil seiner Arbeit findet inzwischen auch remote statt – aus dem Home Office in Portugal oder seinem Wohnort in Frankreich. So international wie er selbst, ist auch seine Familie: Sein Sohn studiert in London, seine Frau arbeitet in Österreich. Dementsprechend viel ist Haneke auch privat in der Welt unterwegs.

„Das ist unsere Zukunft.“

Und damit sind wir auch schon am Ende unseres Gesprächs angelangt. Als wir das Gebäude E wieder verlassen, liegt warmes Sonnenlicht über dem Campus. Die Geräusche der Baustelle sind verstummt, und nur das gelegentliche Zwitschern der Vögel mischt sich noch in die Stille des Nachmittags. Vor dem Eingang bleibt Haneke einen Moment stehen, schaut über das Gelände, auf dem Studierende in kleinen Gruppen zusammensitzen, diskutieren, lachen.

„Wissen Sie“, sagt er und deutet in die Runde, „genau das ist es, was mich antreibt. Diese Energie, diese Offenheit – das ist unsere Zukunft.“

Dann nickt er freundlich, verabschiedet sich und verschwindet mit leichtem Schritt zwischen den Gebäuden der Hochschule.