#DigitalMindsKA – die Menschen hinter karlsruhe.digital: Markus Losert
Die Initiative karlsruhe.digital vereint Karlsruher Akteurinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Verwaltung mit dem Ziel, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung voranzutreiben – für Wettbewerbsfähigkeit, Lebensqualität und Souveränität. Sie bündelt Expertinnenwissen, fördert Vernetzung und bearbeitet Themen ganzheitlich, um die digitale Zukunft der Stadt aktiv zu gestalten. Und dahinter stehen Menschen. Menschen, die sich engagieren, für etwas brennen und genau deshalb ihre Zeit, ihre Ideen und ihr Fachwissen einsetzen. Wer diese Menschen, die digitalen Köpfe, sind, möchten wir sichtbar machen. Einmal im Monat fragen wir die Digital Minds danach, was sie antreibt und welche Visionen sie haben. Im zehnten Teil unserer Reihe besuchen wir Markus Losert, Leiter des Amtes für Informationstechnik und Digitalisierung, CIO und CDO der Stadt Karlsruhe.
Ein heißer Tag in Karlsruhe
Es ist heiß in Karlsruhe, die Sonne brennt auf den Dächern und Straßen, als wir uns auf den Weg zu unserem Termin mit Markus Losert machen. Die Luft flirrt über dem Asphalt, und selbst die Klimaanlage unseres Autos kämpft gegen die drückende Hitze. Unser Navi führt uns zielstrebig durch die Stadt, doch plötzlich wird klar: Irgendetwas stimmt nicht. Die vertraute Stimme verkündet: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, aber vor uns liegt nur ein altes, verschlossenes Firmengebäude.
Schnell wird klar: Wir sind am falschen Ort. Hektisch tippen wir die Adresse noch einmal in unser Smartphone ein – und stellen erleichtert fest, dass unser Ziel immerhin nur zwei Straßen entfernt liegt. Bereits drei Minuten später folgen wir der kurvigen Auffahrt des Parkhauses bis in den vierten Stock. Noch immer überrascht, dass sich hier, zwischen Beton und parkenden Autos, das Amt für IT der Stadt Karlsruhe befindet, betreten wir das Gebäude und werden freundlich empfangen. Direkt geht es in einen – erfreulicherweise klimatisierten – Besprechungsraum.
Ein entspannter Start mit Markus Losert
Dort erwartet uns Markus Losert bereits, schaut mit einem freundlichen Lächeln auf die Uhr und winkt unsere Verspätung lässig ab. Wir nehmen am Konferenztisch Platz, an dem bereits kühle Erfrischungen auf uns warten. Die angenehme Atmosphäre ist ein perfekter Rahmen für unser Gespräch über die digitale Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Fächerstadt.
Um locker zu starten, beginnen wir mit persönlichen Fragen. Losert verrät: „In wenigen Wochen werde ich 53“. Entspannt zurückgelehnt berichtet er weiter: „Ich bin verheiratet und habe eine erwachsene Tochter. Seit 1992 bin ich bei der Stadt Karlsruhe beschäftigt, also schon eine ziemlich lange Zeit.“ Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Damals, als ich angefangen habe, gab es noch keine Websites, keine E-Mails – das waren ganz andere Zeiten.“
Die Anfänge der Digitalisierung
Losert schildert uns seine beruflichen Anfänge, die in einer Zeit lagen, in der die Digitalisierung für viele noch ein Fremdwort war. „Meine Ausbildung und mein Studium in Verwaltungswissenschaften habe ich in Kehl absolviert. Schon damals hat mich das Thema papierloses Büro interessiert, und es war spannend mitzuerleben, wie wir 1996 mit der Einführung eines Dokumentenmanagementsystems so richtig losgelegt haben.“
Seitdem hat die Digitalisierung auch die Verwaltung grundlegend verändert, und Losert war an fast jeder Station der städtischen IT-Landschaft beteiligt. „Ich war in vielen verschiedenen Dienststellen, aber immer in der IT“, erklärt er. „Heute betreiben wir die gesamte IT-Infrastruktur für die Stadt Karlsruhe. Wir administrieren und supporten die Computer, Smartphones und Tablets von rund 6.000 Mitarbeitenden der Stadt.“ Themen wie die E-Akte, die IT-Beschaffung, die Website der Stadt Karlsruhe, die Smart City sowie die Karlsruhe.App fielen ebenfalls unter seine Leitung. „Wir haben eine klare Vision davon, wie die digitale Zukunft unserer Stadt aussehen soll, und es ist unsere Aufgabe, diese Vision mit Leben zu füllen.“
Karlsruhe als digitaler Vorreiter
2014 entschied sich Karlsruhe, in Sachen Digitalisierung mutiger zu denken. „Man wollte dem Thema mehr Gewicht und Verantwortung geben“, erzählt Losert. Die Stadtverwaltung Karlsruhe nahm mit der Einrichtung eines eigenen Amtes, das sich der Digitalisierung widmet, bundesweit eine Vorreiterrolle ein. „Damals hatten viele einzelne Ämter schon eigene Digitalisierungsstellen, aber es fehlte der ganzheitliche Ansatz.“ Diese Neuordnung nahm ab 2017 richtig Fahrt auf. „Inzwischen kümmern wir uns um Support und Administration wie in jedem anderen IT-Betrieb und orientieren uns an den gleichen Standards wie die großen Unternehmen.“ Dabei müssen sie mit denselben Engstellen und Risiken, besonders im Hinblick auf IT-Sicherheit, umgehen.
Eine klare Digitalstrategie für die Zukunft
Mit Stolz spricht Losert über die Ziele seines Amtes. „2022 haben wir uns eine eigene Digitalstrategie gegeben. Unser Leitmotiv ist klar: Ein starker Digitalstandort braucht eine starke digitale Verwaltung.“ Er erläutert, dass sie an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und modernster Technologie arbeiten, um Karlsruhe als digitalen Vorreiter weiter voranzubringen.
Ein Blick auf die Vitrine hinter seinem Schreibtisch verrät zudem, dass Loserts Herz schon immer für moderne Technologien geschlagen hat. Dort befindet sich neben mehreren Blackberrys auch ein Nokia Communicator – ein echtes Relikt und ein Zeichen, dass Losert zu den Early Adopters zählt. Dieses Gerät, das vor 25 Jahren als „Büro in der Tasche“ beworben wurde, gilt als Urahn heutiger Smartphones.
Die Stärke von Kooperationen in Karlsruhe
Begeistert kehren wir zum Gespräch zurück und fragen, was Karlsruhe als Digitalstandort für ihn einzigartig macht. Losert lehnt sich zurück, nimmt einen Schluck aus seiner Tasse und erklärt: „Das Besondere in Karlsruhe sind die Leute, die dahinterstehen. Man kennt sich, und es gibt immer kurze Wege. Es ist ganz normal, dass man einfach mal anruft: ‚Hey, ich habe da einen Anwendungsfall, hast du jemanden, der uns helfen kann?“
Ein aktuelles Beispiel zeigt dies perfekt. „Wir arbeiten gerade daran, die User Experience bei unseren digitalen Diensten zu verbessern. Also habe ich beim FZI – dem Forschungszentrum Informatik – angerufen, und wir haben uns kurzerhand getroffen.“ Umgekehrt passiert das genauso: „Wenn das FZI beispielsweise einen Förderantrag nur mit einer Gebietskörperschaft stellen kann, fragen sie uns, ob wir dabei sind.“
Das sei es auch, was Karlsruhe so einzigartig mache: „Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur arbeiten Hand in Hand. karlsruhe.digital ist dabei die Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Bereichen“, erklärt Losert. Daraus ergebe sich ein optimales Zusammenspiel für innovative Lösungen und deren direkten Transfer aus der Forschung und Entwicklung in die Umsetzung.
Die Bunte Nacht der Digitalisierung – Ein Familientreffen
Während wir reden, fällt unser Blick auf einen Flyer der Bunten Nacht der Digitalisierung. Losert erklärt: „Die Bunte Nacht ist für uns wie ein Familientreffen, bei dem die gesamte Digital Community zusammenkommt – egal, ob aus Wissenschaft, Verwaltung, Kultur oder der Wirtschaft. Es ist auch eine Leistungsschau des Digitalstandorts. Durch die Kopplung an den bundesweiten Digitaltag bekommen wir eine bundesweite Sichtbarkeit, was zeigt, dass Karlsruhe auch national als digitaler Vorreiter wahrgenommen wird.“
Besonders wertvoll ist dabei der direkte Kontakt mit der Stadtbevölkerung. „Viele Menschen, die sonst keinen direkten Bezug zur Digitalisierung haben, sind einfach vorbeigelaufen, zum Beispiel auf dem Marktplatz, und haben sich mit den Projekten auseinandergesetzt. Diese Begegnungen machen die digitale Zukunft greifbar.“
Markus Losert privat
Zum Ende unseres Gesprächs wollen wir noch einen persönlichen Einblick in das Leben von Markus Losert erhalten. Wie schaltet jemand ab, dessen Alltag vor allem aus Personalthemen, Konferenzen und dem Kontakt zu verschiedenen Amtsleitungen besteht?
Losert schmunzelt: „Ich bin ein absoluter Familienmensch. Meine Frau und ich haben zwei Islandpferde, die uns entspannen und uns vom Alltag wegbringen.“ Er verbringt viel Zeit in der Natur – sei es beim Spazierengehen, beim Lesen eines guten Buches im Garten oder einfach beim Nachdenken. Zudem spielt er gerne Schach, um zur Ruhe zu kommen: „Das Spiel fordert mich, aber auf eine ganz andere erfrischende Weise.“
Mit diesem persönlichen Einblick endet unser Gespräch. Wir verabschieden uns und sehen, wie Markus Losert zum nächsten Termin eilt, während wir zu unserem Auto gehen. Mit dem Sonnenuntergang im Rückspiegel fahren wir nach Hause – und denken noch eine Weile darüber nach, wie viel Herzblut, Engagement und Menschlichkeit hinter der digitalen Transformation dieser Stadt steckt.