Mensch und KI im Fokus: zwei große Konferenzen in Karlsuhe
Eine Woche, zwei Tagungen zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) und wie sie sich auf den Menschen auswirkt. Mit der Mensch und Computer 2024 und der UIG-Tagung widmen sich vom 1. bis 5. September zwei große Events in Karlsruhe der Zukunftstechnologie. Wir werfen einen Blick auf die beiden Events.
Vom 1. bis 4. September 2024 findet die angesehene “Mensch und Computer” (MuC) Konferenz statt. Diese seit 2001 etablierte Konferenzreihe bietet Wissenschaftler*innen und Fachleuten aus der Industrie eine Plattform, um über innovative Formen der Interaktion zwischen Mensch und digitaler Technik, nutzerzentrierte Entwicklungsmethoden und interaktive Anwendungen zu diskutieren. Direkt im Anschluss an die Mensch und Computer 2024 heißt es dann auf der UIG-Tagung: Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken! Spaß haben, Lernen von Expertinnen und Experten, Einblicke in die Praxis, Wissen teilen und mitnehmen!
Ziel der MuC ist es, den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern, Forschungsaktivitäten und Ausbildung anzuregen und das Bewusstsein für die Bedeutung einer benutzerfreundlichen Technikgestaltung zu schärfen. Die überwiegend englischsprachigen Beiträge werden in der “ACM Digital Library” oder der “Digital Library of the GI” veröffentlicht, was die internationale Sichtbarkeit der Forschungsergebnisse erhöht.
Die Konferenz spiegelt die zunehmende Bedeutung der Benutzbarkeit von Technik in allen Lebensbereichen wider. Während sich früher die Frage der Usability vor allem auf Arbeitsplätze beschränkte, ist sie heute in einer informationsbasierten Gesellschaft allgegenwärtig. Die MuC-Konferenzreihe zielt darauf ab, verschiedene Fachdisziplinen und Praxisfelder zusammenzubringen, um voneinander zu lernen und gemeinsam Fortschritte zu erzielen.
Trotz ihres internationalen Charakters bleibt die MuC ein wichtiges Treffen der deutschsprachigen MCI-Community, bei dem wissenschaftliche Ergebnisse auch in Englisch präsentiert werden. Der etablierte Slogan „Mensch und Computer – where the German HCI community meets“ unterstreicht dies.
Erst heißt es: “Mensch und Computer”, dann “Mensch und KI”
Weiter geht es dann direkt am 5. September mit der UIG-Tagung, organisiert vom gemeinnützigen Verein Usability in Germany (UIG e.V.), steht dieses Jahr unter dem Motto „Mensch und KI“. Die Veranstaltung, die sich an Professionals aus den Bereichen Design, UX, Usability sowie Softwareentwicklung richtet, verspricht ein spannendes Programm rund um die Gestaltung von KI-Anwendungen im Arbeitsumfeld.
Ein Blick hinter die Kulissen: Das Human-Centered Systems Lab
Alexander Mädche, Professor für Wirtschaftsinformatik und Mensch-Computerinteraktion am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), eröffnet die Tagung mit einem Einblick in seine Forschung. „Mein Name ist Alexander Mädche, ich bin Professor für Wirtschaftsinformatik und Mensch-Computerinteraktion am Karlsruher Institut für Technologie. Und wir forschen daran, wie man Systeme, insbesondere Informationssysteme, so gestalten kann, dass Menschen sie gerne bedienen und dass sie eben menschenzentriert sind. Und so nennt sich auch unser Labor, unsere Forschungsgruppe Human-Centered Systems Lab. Das leite ich eben am KIT.”
Sein Labor widmet sich der Frage, wie Informationssysteme nutzerfreundlicher und nützlicher gestaltet werden können. Diese menschenzentrierte Herangehensweise ist essenziell, um Technologien zu entwickeln, die nicht nur leistungsfähig, sondern auch intuitiv und zugänglich sind.
Der Ursprung und die Mission des UIG e.V.
Der UIG e.V. wurde vor vielen Jahren von Alexander Mädche und einigen Kollegen gegründet. „Der UIG ist ein gemeinnütziger Verein, den ich vor vielen Jahren gegründet habe, mit ein paar Kollegen, weil die Idee war, was können wir tun, dass Firmen bessere Systeme oder bessere Software bauen? Besser jetzt nicht im Sinne von schneller oder sicherer, sondern eben nützlicher und nutzbarer. Also dass Menschen es eben einfacher nutzen können,“ berichtet Mädche.
Die jährliche UIG-Tagung ist ein zentraler Bestandteil dieser Mission. Sie dient als Plattform für den Austausch von Best Practices und die Vernetzung von Fachleuten, die sich mit der nutzerfreundlichen Gestaltung von Software und Systemen beschäftigen. Besonders in diesem Jahr, mit dem Fokus auf Mensch und KI, werden spannende Diskussionen und Vorträge erwartet.
Mensch und KI: Chancen und Herausforderungen
Mit dem rasanten Fortschritt der Künstlichen Intelligenz (KI) entstehen nicht nur neue Möglichkeiten, sondern auch Herausforderungen. „Dieses Jahr haben wir eben auch das Thema Mensch und KI. Wir alle wissen, dass es ganz viele neue KI-Anwendungen gibt. Chat-GPT ist sicherlich die bekannteste. Aber die Frage ist ja schon so ein bisschen, was macht das eigentlich mit uns Menschen? Ist es immer gut oder hat es vielleicht auch negative Auswirkungen? Und was könnte man tun, damit all diese tolle Technologie ja was Vernünftiges bewirkt? Und im Rahmen der OIG-Tagung soll genau das besprochen werden,“ so Mädche.
Ein zentrales Thema ist dabei die Balance zwischen Automatisierung und menschlicher Kontrolle. „Es ist halt schon so, dass wenn man den Automatisierungsgrad erhöht, das natürlich dazu führen kann, dass Leute Identitätsverluste haben, dass sie Kontrolle verlieren, vielleicht auch eine Art Wissensverlust erleben, weil sie die Aufgaben nicht mehr wahrnehmen. Und da mache ich mir schon Sorgen. Ich glaube, wir müssen uns schon gut überlegen, wie wir die Technologie nutzen, ohne dass wir sozusagen auch zu viel Vertrauen in die Technologie geben,“ warnt Mädche.
Die Tagung bietet eine Plattform, um diese Fragen zu diskutieren und Lösungen zu finden, wie KI-Anwendungen sinnvoll und ethisch vertretbar in den Arbeitsalltag integriert werden können.
Zielgruppe und Netzwerk
Die Veranstaltung richtet sich an Fachleute, die direkt mit den Themen Design, UX, Usability und Softwareentwicklung zu tun haben. „Es geht um Menschen, die mit dem Thema direkt zu tun haben. Das sind einmal natürlich die Leute, die sowieso im Bereich Design, UX, Usability unterwegs sind. Also letztendlich Professionals in dem Business, aber auch Menschen, die in der Softwareentwicklung Produktverantwortung haben, die sich auf der technischen Seite überlegen müssen, ja wie setzen wir das jetzt eigentlich um?“ erläutert Mädche.
Die Teilnehmer profitieren von der Möglichkeit, sich zu vernetzen, Best Practices zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. „Softwareherstellende Unternehmen, aber auch Softwareanwendende Unternehmen, die eben davon profitieren, hoffentlich profitieren, eben sich zu vernetzen, Best Practices zu lernen, Leute kennenzulernen, auch von Erfahrungen von anderen zu lernen, wie die eben das Thema angegangen sind,“ betont Mädche.
Der Transferauftrag des UIG e.V.
Ein zentrales Anliegen des UIG e.V. ist es, Forschungsergebnisse in die Praxis zu bringen. „Das ist halt unser Transferauftrag, den wir halt mit dem UIG wahrnehmen, zu sagen, wie kriegt man das in die Firmen rein, das Thema. Das ist so unser Anspruch,“ sagt Mädche abschließend.
Ein besonderes Highlight: Ben Shneiderman (University of Maryland)
Als krönender Abschluss der Tagung erwartet die Teilnehmer ein besonderes Highlight. „Am Ende der Tagung wird uns Online Ben Schneiderman beglücken. Er ist ein Urgestein in dieser ganzen Community der Human-Centered AI,” kündigt Mädche an.
Die UIG-Tagung 2024 verspricht eine wertvolle Gelegenheit zu sein, um aktuelle Themen der Mensch-KI-Interaktion zu diskutieren und neue Impulse für die Praxis zu gewinnen. Wir freuen uns auf inspirierende Vorträge und lebhafte Diskussionen!