Happy Mailday! Die erste deutsche Internet E-Mail wird 40

Die Anmeldebestätigung des amerikanischen CSNET war die erste E-Mail, die in Deutschland empfangen wurde. Foto: Screenshot aus der Festschrift von Prof. Dr. Zorn

WhatsApp, Instagram und Co. hin oder her – sie ist das Kommunikationsmittel unserer Zeit: die E-Mail. Mehr als 350 Milliarden E-Mails werden täglich verschickt, eine beeindruckende Zahl, die für sich spricht. Was vermutlich nur Wenige wissen: Empfangen wurde die erste E-Mail in Deutschland in Karlsruhe.
Am 3. August 1984, also vor unglaublichen 40 Jahren, kam sie an der damaligen Universität Karlsruhe (TH), dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT), an. Damit wurde erstmals über dem Vorläufer des Internets eine transatlantische Verbindung zwischen dem amerikanischen Netzwerk CSNET (Computer Science Net) und dem neuen Karlsruher CSNET-Server hergestellt. Zum Geburtstag schauen wir uns die Geschichte der Karlsruher E-Mail genauer an.

Wilkomen in CSNET! Michael, This is your official welcome to CSNET.

Empfangen hat die erste deutsche Internet E-Mail am 3. August 1984 um 10:14 Uhr MESZ Michael Rotert unter seiner Adresse rotert@germany.csnet sowie der Leiter des Projekts, Werner Zorn (zorn@germany.csnet, Admin-C). Abgeschickt hatte sie einen Tag zuvor am 2. August 1984 um12:21 Uhr Laura Breeden vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).

“This is your official welcome to CSNET. We are glad to have you aboard“, begrüßt die Mitarbeiterin des Koordinations- und Informationszentrums des amerikanischen Netzwerk CSNET (Computer Science Net) bei Bolt Beranek & Newman (BBN) in Boston, die neuen deutschen Mitglieder des Netzwerks und erklärte damit offiziell die Betriebsbereitschaft des deutschen Servers. [Quelle: KIT]

Startschuss für das beliebteste Kommunikationsmittel unserer Zeit

Das Computer Science Network (CSNET) war ein Computernetzwerk, das 1981 in den Vereinigten Staaten in Betrieb genommen wurde, um Hochschul- und Forschungseinrichtungen, die sich aufgrund von Finanzierungs- oder Genehmigungsbeschränkungen nicht direkt an das ARPANET(Advanced Research Projects Agency Network) anschließen konnten. Das ARPANET war ein Computernetzwerk und wurde ursprünglich im Auftrag der US Air Force ab 1968 von einer kleinen Forschergruppe unter der Leitung des MIT und des US-Verteidigungsministeriums entwickelt. Es ist der Vorläufer des heutigen Internets.

Das von der National Science Foundation (NSF) geförderte CSNET hatte zum Ziel, über das militärisch finanzierte und damit stark eingeschränkte ARPANET hinaus, die Wissenschaftskommunikation national und international zu erleichtern oder überhaupt zu ermöglichen. Es war das erste System, dass die Kommunikationsprotokolle nutzte, die denen des heutigen Internet entsprechen. Dank des Erfolges von CSNET wurden die weiteren Schritte zum NSFNET getan, das einige Jahre später das Rückgrat des Internets wurde. Mit dieser ersten E-Mail fiel in Karlsruhe also der Startschuss für die heute so selbstverständlich und flächendeckend genutzte E-Mail.

Die E-Mail ist der Veteran unter den Kommunikationsmedien im Internet. So stellt sich Firefly den Emfpang der ersten E-Mail vor. Foto: Bild: AdobeFirefly – Patricia Bonaudo | karlsruhe.digital / KI-generiert
So stellt sich Firefly den Emfpang der ersten E-Mail vor. Foto: Bild: AdobeFirefly – Patricia Bonaudo | karlsruhe.digital / KI-generiert

Informatiker und Netzpionier

Die Vorarbeit für die Anbindung Deutschlands an das CSNET leistete Professor Werner Zorn, der bereits 1982 dem Bundesforschungsministerium vorschlug, das Deutsche Forschungsnetz (DFN) an das amerikanische CSNET anzuschließen und mit dem Projektantrag „Interkonnektion von Netzen“.

Der Informatiker und Netzpionier setzte als einer der Gründerväter des deutschen Internets aber gleich mehrere Meilensteine. Auch die Anbindung Chinas an das CSNET im Jahre 1987, also mitten im „Kalten Krieg“ zählt hierzu. Bis eine funktionierende Infrastruktur für die Volksrepublik China erstellt war, wurden alle Domains auf den Rechnern von Professor Zorn verwaltet.

Des Weiteren gründete Professor Zorn den Service-Provider Xlink (eXtended Lokales Informatik Netzwerk) am 01.11.1989. Xlink versorgte als ersten Kunden das baden-württembergische Hochschulnetz BelWü mit dem Internet. 1990 war die BASF AG der erste kommerzielle Kunde von XLink.

2006 wurde ihm für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz am Bande am Bande verliehen und 2013 in die Internet Hall of Fame, in der Kategorie Pioneers, aufgenommen.

Auch ein Startschuss für die Spaltung der deutschen Netz-Community

Auch Rotert, mittlerweile selbst Professor, gilt bis heute als Internetpionier, denn er war unter anderem war er maßgeblich daran beteiligt, 1985 am KIT den ersten Internetanschluss einer deutschen Hochschule zu realisieren – ein Meilenstein in der Geschichte der digitalen Bildung.

Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie. Neben seinen beeindruckenden beruflichen Stationen – unter anderem auch als Gründer und Geschäftsführer bei Xlink – , und als Geschäftsführer und Vorstand in verschiedenen Internet-Firmen, setzt er sich mit großem Engagement in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien für den Erfolg des Internets in Deutschland ein. Er ist außerdem als Gutachter für die EU, die UN und das US-Handelsministerium tätig.

Und alle, denen die „Kurzgeschichte“ zur ersten deuten Internet E-Mail zu kurz war, sei die Festschrift von Werner Zorn zum 30. Jahrestag ans Herz gelegt. Sie ist nicht nur eine ausführliche Chronik mit anschaulichen Abbildungen und Dokumenten, Lesende erfahren außerdem einige spannende Details und Fakten, wie sich beispielsweise nicht nur eine neue Kommunikationstechnologie sondern mit ihrer Einführung in Karlsruhe ein Konflikt unausweichlich anbahnte, welcher die deutsche Netz-Community über Jahre hinaus spalten sollte.

Für alle, die mehr über die E-Mail wissen möchten, haben wir eine Sammlung unnützen Wissens rund um die E-Mail zusammengellt.

Titelbild: Die Anmeldebestätigung des amerikanischen CSNET war die erste E-Mail, die in Deutschland empfangen wurde. Foto: Screenshot aus der Festschrift von Prof. Dr. Zorn zum 30. Jubiläum.