Digitainability Award: Studierende präsentieren ihre digitalen Lösungen für eine nachhaltige Zukunft

von Laura Eigbrecht

Die Herausforderungen einer nachhaltigen Zukunft stellen sich heute dringender denn je – wir müssen Transformationen in allen gesellschaftlichen Bereichen anstoßen, um den Risiken von Klimawandel, sozialer Ungleichheit und politischen Spannungen zu begegnen. Gleichzeitig erfahren wir durch Digitalisierung eine nie dagewesene Veränderung aller Lebens- und Arbeitsbereiche. Doch wie lässt sich beides zusammendenken? Wie können wir Digitalisierung nutzen, um den Nachhaltigkeitszielen gerecht zu werden? Und wie können wir dabei auf eine wünschenswerte Zukunft hinarbeiten?
Dies waren die Leitfragen der Grand Challenge 2023, einer studentischen Abschlusskonferenz mit Beiträgen von Studierendengruppen der Wirtschaftsinformatik der DHBW Karlsruhe, organisiert und durchgeführt von der Arbeitsgruppe NextEducation unter Leitung von Ulf-Daniel Ehlers, Professor für Bildungsmanagement und Lebenslanges Lernen an der DHBW.

Das Thema in diesem Jahr: Digitainability: Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen denken. Im Anschluss an eine zweisemestrige Erkundungs- und Erarbeitungsphase auf Basis der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) wählten Studierenden eines dieser Nachhaltigkeitsziele für eine intensivere Auseinandersetzung im Rahmen von Kleingruppen aus. Um sich den Herausforderungen bei der jeweiligen Zielerreichung anzunehmen, erarbeiteten die Studierenden mögliche digitale Lösungen.

Laura Eigbrecht von der Next Education Forschungsgruppe präsentiert die 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung. Foto: karlsruhe.digital
Laura Eigbrecht von der Next Education Forschungsgruppe präsentiert die 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung. Foto: karlsruhe.digital

Öffentlichkeit schafft Relevanz

Einen angemessenen Abschluss dieser intensiven Erarbeitungszeit fand die innovative Lehrveranstaltung mit der studentischen Konferenz, der Grand Challenge 2023, die am 7. Juli in der Badischen Landesbibliothek durchgeführt und von karlsruhe.digital unterstützt wurde. Auf der Bühne der öffentlichen Veranstaltung präsentierten die Studierendengruppen ihre Lösungen vor interessierten Besucher*innen, Pressevertreter*innen und einer siebenköpfigen sachverständigen Jury. „Für die Studierenden war die Grand Challenge, die erstmals im Herzen von Karlsruhe in der BLB stattfand, ein besonderes Erlebnis. Hier konnten sie ihre fachlichen Kompetenzen auf eigene Problemstellungen anwenden und erleben, welche Stellschrauben es für eine nachhaltige Zukunft gibt. So regen wir dazu an, sich eine gute Zukunft nicht nur vorzustellen, sondern aktiv darauf hinzuarbeiten“, erklärt Professor Dr. Ulf-Daniel Ehlers die Relevanz, welche die Einbindung der Öffentlichkeit den studentischen Arbeiten verleiht.

Simon Rumpl und Vivien Michalina Herget widmeten sich dem Thema Wohnungslosigkeit. Foto: karlsruhe.digital
Simon Rumpl und Vivien Michalina Herget widmeten sich dem Thema Wohnungslosigkeit. Foto: karlsruhe.digital

In Form von Kurzfilmen und inspirierenden Pitches im TED-Format luden die Studierenden ihr Publikum ein, einen Blick in eine positive Zukunft zu werfen. Die sechs Studierendengruppen präsentierten Chancen der Digitalisierung, um die Herausforderungen von heute und zu bewältigen. Anschaulich und auch für Laien verständlich zeigten die Arbeitsgruppen in beeindruckender Weise auf, wie Digitalisierung eingesetzt werden kann, um einen möglichst großen Nutzen zu stiften und was bereits heute dafür getan werden kann, um diese Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.

Digitale Lösungen für Herausforderungen von heute und morgen

Der hochkarätigen Jury mit Expertise in Sachen Digitalisierung, Bildung und Nachhaltigkeit fiel es sichtlich schwer, aus den allesamt hervorragenden Beiträgen die Sieger des Digitainability-Awards auszuwählen. Dennoch fiel das Ergebnis der Jury –  bestehend aus David Piesk (Universität Marburg), Ronny Röwert (TU Hamburg), Patricia Bonaudo (karlsruhe.digital), Manfred Daniel (DHBW Karlsruhe), Julia Hufnagel (DHBW Center for Advanced Studies ) und Bettina Pfändner (Wissenschaftszentrum Kiel) – einstimmig aus.

Den dritten Platz belegten Michael Hudelmaier, Leonard Bechtold, Leon Steinbrenner und Tahani Al Furaih. Sie setzten sich mit dem SDG „Gesundheit und Wohlergehen“ auseinander. Ihre digitale Lösung für die medizinische Versorgung von Kleinkindern in entlegenen Gebieten durch den Einsatz von Drohnen überzeugte die Jury. Die mit Erstversorgung und einer KI zur Symptomerkennung ausgestatteten Drohnen sollen die hohen Kindersterblichkeitsraten in diesen Gebieten deutlich senken.

Die Gewinnergruppen nach getaner Arbeit. Foto: Next Education Forschungsgruppe
Die Gewinnergruppen nach getaner Arbeit. Foto: Next Education Forschungsgruppe

Kilian Sörries, Moritz Stefan Wolf, Svenja Staubringer, Lisa Zeilfelder und Nikola Stanczak konnten den mit dem SDG „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ den zweiten Platz für sich verbuchen. In einem vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnlichen Bereich, wenn es um nachhaltigen Konsum geht, dem Immobiliensektor, setzt die digitale Lösung der Studierenden an. Mithilfe von KI soll eine zentrale Plattform für die nachhaltige Nutzung und Wiedernutzung von Baumaterialien alle relevanten am Bau beteiligten Akteure vernetzen und die entsprechenden Re- und Upcyclings-Möglichkeiten anbieten.

Gewonnen haben Florian Dicker, Georg Daiberl, Simon Rumpl und Vivien Michalina Herget, die sich mit den Herausforderungen um das SDG „Weniger Ungleichheiten“ auseinandergesetzt haben. Im Zentrum stand das Thema Wohnungslosigkeit, dessen Relevanz die Gruppe einerseits kreativ adressierte und anderseits eine mögliche digitale Lösung präsentierte. Das Konzept von „Living as a Service“ – eine KI-gestützte Sharing-Plattform – welches sich an die Idee von Desk-Sharing anlehnt, konnte die Jury für sich gewinnen.

Alle Videobeiträge und weitere Informationen werden in Kürze auf der Website der Forschungsgruppe verfügbar sein.

Die drei Gewinnergruppen wurden mit dem „Digitainability Award“ prämiert, der vom Förderverein der DHBW Karlsruhe und der experimenta gGmbH gestiftet wurde.

Laura Eigbrecht ist akademische Mitarbeiterin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg am Lehrstuhl für Bildungsmanagement und Lebenslanges Lernen. Als Doktorandin forscht sie im Bereich transformativer und partizipativer Future Skills in der Hochschulbildung. Nach ihrem binationalen Bachelor-Abschluss und ihrem Master-Abschluss in Kinder- und Jugendmedien war sie beim Kinderkanal von ARD und ZDF sowie in Lehre und Beratung im Bereich Migration, Sprache und Bildung tätig. Weiterhin produziert sie Podcasts und Radiobeiträge zu Themen wie der Zukunft der Hochschulbildung und Nachhaltigkeit.