#DigiWomenKA: Sonja Thiel
Von Katharina Iyen
Weibliche Vorbilder sind wichtig. Sie zeigen Möglichkeiten auf, sie helfen die eigenen Ziele zu definieren und aus Ihren Erfahrungen können wir lernen. In unserer Blogserie #DigiWomenKA trifft Katharina Iyen einmal im Monat ein solches Role Model aus der Karlsruher Digitalbranche, um mehr über sie, ihre Erfahrungen und ihr Engagement zu erfahren. Heute spricht sie mit Sonja Thiel, Projektleitung KI & Museum / Creative User Empowerment am Badischen Landesmuseum.
Ich treffe die DigiWomanKA Sonja Thiel im Badischen Landesmuseum – genauer gesagt im Foyer des Karlsruher Schlosses, welches das Museum beherbergt. Entspannt kommt sie Punkt 14 Uhr die monumentale Treppe herunter geschlendert und begrüßt mich mit einem herzlichen Lachen. Da dieser Freitag so wunderbar sonnig und mild ist, holen wir uns Kaffee und Chai-Latte zum Mintnehmen und setzen uns fürs Interview auf die Treppen vor dem Landesmuseum – mit uns tun das viele andere sonnenhungrige Karlsruher*innen.
Wir unterhalten uns zunächst angeregt über die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. “Stell dir vor, ich könnte KI beim Schreiben meiner Blogbeiträge einsetzen”, sage ich begeistert. Sonja nickt zustimmend. “Das ist eine spannende Möglichkeit. Lass uns doch mal einen Abschnitt von diesem Blog-Beitrag von ChatGPT schreiben und sehen, wie gut es funktioniert und was es für uns bedeutet.” Wir beschließen, das Experiment zu wagen und sind gespannt auf das Ergebnis. Während wir auf die Antwort von Chat GPT warten, lehnen wir uns zurück und genießen die friedliche Atmosphäre vor dem Schloss.
Digital Catalyst für Künstliche Intelligenz – ein Job mit vielen Facetten
Aktuell arbeitet Sonja Thiel als Digital Catalyst für Künstliche Intelligenz und Projektleiterin von „Creative User Empowerment“ im Badischen Landesmuseum. In Kooperation mit Allard Pierson, dem Museum der Universität Amsterdam, entwickelt sie ein Tool, das die Kuratierung von Museumsinhalten mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz unterstützt. Das Vorhaben wird Ende 2023 mit einem entsprechenden Software-Produkt abgeschlossen.
„Das Projekt Creative User Empowerment legt den Schwerpunkt vor allem auf das Empowerment von Nutzer*innen im Umgang mit digitalen Sammlungen und auf die Mitgestaltung von Künstlicher Intelligenz,“ erklärt mir meine Interviewpartnerin. Denn ein wichtiger Grundgedanke des Projekts ist es, dass KI den Menschen zugutekommen soll. Die Art und Weise, wie die Technologie eingesetzt wird, soll von den Nutzer*innen selbst definiert werden.
Ihre Arbeit beschreibt sie für mich genauer: „Ich bin keine klassische Kuratorin im physischen Ausstellungsbereich. Im Endeffekt mache ich Development. Es geht mir um das Zugänglichmachen und die Erschließung von Informationen und dabei zu berücksichtigen, wie Menschen suchen und finden und welche individuellen Interessen sie mitbringen. Das ist im Grunde der Startpunkt.“ Deswegen arbeitet Sonja Thiel im Alltag hauptsächlich mit Meta-Daten zu Museumsobjekten, wie digitalen Bildern und Texten sowie im Austausch mit Nutzer*innengruppen und Entwickler*innen.
Von der Geschichte zur Zukunftstechnologie
Geboren und aufgewachsen ist die Projektleiterin bei Ulm. Das Studium der Geschichte und Philosophie führte sie über Leipzig nach Berlin. In der Hauptstadt machte sie den Magister in Philosophie sowie Neuere und Neuste Geschichte.
Sie interessierte sich ursprünglich für Erinnerungskultur sowie die Arbeit an Gedenkstätten und mit Zeitzeug*innen. Ihr FSJ absolvierte sie deshalb in den Niederlanden, im Anne-Frank-Haus Amsterdam. Später kam sie zum Bereich der partizipativen Ausstellungsentwicklung. Am Historischen Museum Frankfurt experimentierte Thiel daran, wie eine breitere Öffentlichkeit am Storytelling einer Stadt teilhaben kann und wie Frankfurt erzählt und verstanden werden kann.
An der Universität Freiburg war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin Koordinatorin für das Blended-Learning Programm museOn, einem Angebot aus der wissenschaftlichen Weiterbildung.
Das Bereitstellen, Zugänglichmachen und Aushandeln von Kultur liegen Thiel sehr am Herzen. „Die Frage, welche Kultur wir schaffen und leben, hängt mit unserem Wissen und Horizont zusammen und auch damit, welchen Zugang wir zur Vergangenheit haben.“ Aktuell geht es in ihrem Projekt um die Frage, wie die Zukunftstechnologie Künstliche Intelligenz verstanden und eingesetzt werden soll und wer befähigt ist, damit aktiv und bewusst umzugehen. Gleichzeitig wirft sie einen Blick auf das Spannungsfeld zwischen KI-generiertem Online-Content versus wissenschaftlich fundierter Recherche. Für die Forscherin stellt sich aktuell die Frage nach der Qualität und dem Nutzen von KI-generierten Inhalten und wie wir zukünftig in der Lage sind, diese zu beurteilen.
„Kultur kann Brücken schlagen zwischen Forschung, Tech und Öffentlichkeit und einen Raum schaffen, in dem voneinander und miteinander gelernt werden kann – aber auch der Einsatz von Technologie diskutiert und gestaltet werden kann. Eine freie Gesellschaft braucht die Diskursfähigkeit, das Aushalten von verschiedenen Positionen sowie das daraus resultierende Aushandeln.“
Zugang zu Bildung entscheidet
Ein Grundstein von Thiels Arbeit ist es, den Zugang zu Bildung und Wissen zu erleichtern. Ihren Fokus setzt sie auf Teilhabe an und Zugänglichkeit zu (digitalen) Lernräumen. Die KI-Projektleiterin treibt dabei die Frage nach Bildungsgerechtigkeit an. Sie möchte Hürden abbauen, analoge und digitale Austauschräume zum Ausprobieren und Experimentieren bereitstellen. Menschen in Möglichkeitsräume zu bringen und auch das Sichtbarmachen von ebendiesen ist ein wichtiger Antrieb für sie. Dies könne Gerechtigkeit in der Bildung befördern.
Ihr eigenes Betätigungsfeld, die Kultur, sei nur ein Beispiel dafür, dass es in Sachen Gerechtigkeit, noch Luft nach oben gibt: „Die Chancen sind für Frauen* immer noch nicht gleich“, stellt sie fest. Beim Thema Diversität sei der Kulturbereich generell aber nach wie vor nicht gut aufgestellt. Zudem sei der Kulturbetrieb chronisch unterfinanziert, da braucht es laut Thiel viel intrinsische Motivation: „Voneinander lernen und gemeinsame Ziele sind mein Motor. Andere nehmen mich oft als gut vernetzte und kommunikative Person wahr. Das freut mich dann immer.“
Karlsruhe, so privat und so schön
Ich möchte von Sonja Thiel wissen, wie sie die Stadt Karlsruhe wahrnimmt und welche Möglichkeiten sie hier für sich und ihre Arbeit sieht. „Ich mag Karlsruhe, kam aber während der Corona-Zeit hierher und habe sie deshalb als eine sich ins Private zurückziehende Stadt wahrgenommen“, erzählt sich lächelnd. „Mich interessiert aber ihre Geschichte als Verwaltungs- und Planstadt und die Wirkungen durch die verschiedenen Universitäten und Kunsthochschulen.“
Besonders der Digitalstandort hat es ihr angetan: „Die Vernetzung von Forschung, IT und Kultur machen Karlsruhe zu einem sehr attraktiven Ort mit großem Zukunftspotenzial.“ Richtig gut gefallen ihr außerdem die hohe Lebensqualität durch die umliegende Natur und das viele Grün, die Nähe zu Frankreich und dem Schwarzwald.
Nach unserem Gespräch als wir gemeinsam den Schlossturm hochsteigen, wo mitten auf der Wendeltreppe auch die Tür zu Thiels Büro abzweigt, weiß ich sofort, was sie meint: Oben angekommen bestaunen wir das schöne Panorama. Und selbst als Sonja Thiel sich verabschiedet und in ihr Büro im Schlossturm zurückgeht, bleibe ich noch etwas und genieße den Ausblick auf die private, aber eben auch sehr schöne Fächerstadt.
Ein Abschnitt ist von Chat GPT 4 geschrieben. Ich habe ihn lediglich etwas gekürzt und angepasst. Die Auflösung findet sich im nachfolgenden Bild. Vielleicht ist es beim Lesen schon aufgefallen?