Zeit ist Geld: Karlsruher Forschungsfabrik will Produktideen schnell zur Marktreife bringen

Die Zeit zwischen der ersten Idee für die Entwicklung eines neuen Produkts bis zur Markteinführung spielt in der globalisierten Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle. „Time to market“ wird diese Spanne auch genannt, und wer im weltweiten Wettbewerb bestehen will, muss diese möglichst kurzhalten. Genau dieses Ziel hat sich in Karlsruhe die Forschungsfabrik für KI-integrierte Produktion auf die Fahnen geschrieben. Dort laufen Entwicklung und Fertigung bereits in einem sehr frühen Stadium Hand in Hand. Am 28. März wird das Kompetenzzentrum auf dem Campus Ost des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) offiziell in Betrieb genommen. Partner des KIT sind die beiden Karlsruher Fraunhofer-Institute für Chemische Technologie (ICT) und für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB).

Drei Hallen mit Rechenzentren und Werkbänken

In den drei Fabrikhallen befinden sich sowohl ein Rechenzentrum zur Steuerung der digitalen Prozesse als auch Produktionsstätten mit Werkbänken und Spezialmaschinen. Drei Jahre hat der Bau gedauert, gut 20 Millionen Euro wurden in das Leuchtturmprojekt mit knapp 5.000 Quadratmetern Nutzfläche investiert.

Die große Besonderheit der Forschungsfabrik ist die interdisziplinäre Ausrichtung. Verfahrenstechniker*innen und Chemieingenieur*innen des Fraunhofer ICT gehören ebenso zum Team wie Maschinenbauer*innen des wbk Instituts für Produktionstechnik am KIT und Informatiker*innen vom Fraunhofer IOSB. Inhaltliche Schwerpunkte sind Leichtbau für die Automobilindustrie, Industrie 4.0 und die Entwicklung von Batterien für Elektroautos – drei absolute Trendthemen beim geplanten Aufbau eines nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaftsstandorts. Weitere Erfolgsfaktoren der Forschungsfabrik sind die räumliche Nähe der drei Forschungseinrichtungen im Osten von Karlsruhe sowie die hohe Kompetenz der TechnologieRegion Karlsruhe in der IT-Branche und bei der Entwicklung von digitalen Anwendungen.

Die Karlsruher Forschungsfabrik. Quelle: Daniel Vieser.

Enge Zusammenarbeit mit der Industrie

Die notwendige Anbindung der Wissenschaftler*innen an die Praxis wird durch die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Schaeffler oder Siemens gewährleistet. Für einen Wettbewerbsvorteil soll zudem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der industriellen Produktion sorgen. Die Vision: Maschinen entwickeln sich durch moderne Sensortechnik und innovative Algorithmen selbstständig weiter und arbeiten weitgehend autonom. Durch die Digitalisierung der Produktionstechnik kann Vorreiterrolle der deutschen Wirtschaft in der Hochtechnologie gesichert und künftig sogar ausgebaut werden.

Blaupause für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft

„Die Karlsruher Forschungsfabrik ist eine Blaupause für den gemeinsamen Erfolg von Wissenschaft und Wirtschaft“, betont KIT-Präsident Prof. Dr. Holger Hanselka. Innerhalb des KIT sei die interdisziplinäre Forschung durch den regelmäßigen Austausch von Expert*innen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen in den vergangenen Jahren schon sehr intensiv vorangetrieben worden. Durch eine noch engere Verzahnung mit der Wirtschaft soll nun auch der Weg innovativer Techniken aus den Elfenbeintürmen der Wissenschaft zu den Menschen verkürzt werden.

„Durch den Schulterschluss zwischen Forschung und Wirtschaft wird es gelingen, den Transfer von innovativen Produkten zu beschleunigen und so die Position Deutschlands in dem zukunftsorientierten Technologiefeld der intelligenten Produktion abzusichern“, betont Prof. Dr. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Wenn das gelinge, könne auch der Wohlstand der Bevölkerung weiterhin gesichert werden.