Reallabor in Karlsruhe: Testfeld Autonomes Fahren steht Unternehmen und Forschungseinrichtungen offen
Titelbild: Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg
Als Karlsruhe im Oktober 2016 den Zuschlag für das Testfeld Autonomes Fahren (TAF) Baden-Württemberg erhielt, war der Jubel beim künftigen Betreiber-Konsortium groß. Fünf Jahre lang haben die Verkehrsbetriebe Karlsruhe und zahlreiche Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft intensiv an der Infrastruktur für den Testfeld-Betrieb gearbeitet und dabei noch Leuchtturmprojekte wie die EVA-Shuttles im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock auf den Weg gebracht.
„Die Basis ist nun gelegt und die Sensortechnik ausgebaut“, betonte TAF-Leiter Prof. Dr. Marius Zöllner bei einer Fachveranstaltung am 12. November 2021 in Karlsruhe. Auf über 200 Straßenkilometern könnten Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Mobilitätsdienstleister ihre Technik zum vernetzten und autonomen Fahren während des laufenden Verkehrs erproben. „Es ist ein Reallabor“, stellte der Direktor des Forschungszentrums Informatik (FZI) klar, und selbstverständlich stünden das Betreiber-Team sämtlichen externen Entwicklungsschmieden mit ihrem Know-how zur Seite.
Verkehrsminister Winfried Hermann freut sich über Hype in Karlsruhe
„Das Testfeld nach Karlsruhe zu vergeben, war die absolut richtige Entscheidung“, betonte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann. Durch die offene Ausschreibung und das intensive Ringen mehrerer Kommunen um die Vergabe der Fördergelder sei ein „regelrechter Hype“ um das autonome Fahren entstanden. Karlsruhe hat laut Hermann nicht zuletzt mit seinem Mix aus abgesperrten Testfeldbereichen auf dem Campus-Ost des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und den innerstädtischen Strecken auf Südtangente und Ostring sowie den Außenstellen in Heilbronn und Bruchsal überzeugt, sondern auch mit seiner hohen Dichte an IT-Unternehmen und der großen Expertise beim Thema Digitalisierung in den Forschungseinrichtungen. Fast genauso wichtig bei der Weiterentwicklung von autonomen Fahrerassistenzsystemen ist für den Verkehrsminister aber der regelmäßige Dialog mit der Bürgerschaft. „Die Menschen müssen verstehen, was vor ihrer Haustüre geforscht wird“, so Hermann. „Nur dann werden sie den selbstfahrenden Autos später auch vertrauen.“
Leuchtturmprojekt EVA-Shuttle
Ein Bürgerdialog zu den Erfahrungen mit den EVA-Shuttles ging auch am Tag nach der Fachveranstaltung im Kreativpark Alter Schlachthof über die Bühne. „Dass wir die Forschungen für das Testfeld direkt mit dem öffentlichen Nahverkehr verknüpfen, ist sicherlich eine weitere Karlsruher Besonderheit“, sagte der kaufmännische VBK-Geschäftsführer Alexander Pischon. Im Sommer 2021 waren die drei elektrischen, vernetzten und autonomen EVA-Shuttles mit den klingenden Namen Ella, Vera und Anna im Wohngebiet Weiherfeld-Dammerstock unterwegs. Mehrere Hundert Bürger*innen machten von dem Angebot Gebrauch und nutzten die Pendelbusse für die Fahrt zur nächsten Straßenbahnhaltestelle oder zum Einkaufen. „Sicherheitsbedenken wurden dabei fast keine geäußert, die meisten Leute haben das Angebot einfach dankend angenommen“, so Pischon. Nun würden die Ergebnisse ausgewertet und die nächsten Schritte zur Weiterentwicklung der Shuttles eingeleitet.
Wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende
Projekte wie die EVA-Shuttles sind auch für Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup ein wichtiger Beitrag zur angestrebten Mobilitätswende. „Wir müssen den Verkehr neu organisieren“, so Mentrup weiter. „Denn nur dann werden Kinder in Zukunft wieder auf der Straße spielen.“ Gelingen könne die Wende allerdings nur, wenn Autos durch attraktive Angebote aus den Innenstädten verdrängt werden. Einen kostenfreien ÖPNV hält das Stadtoberhaupt dagegen für ein falsches Zeichen. „Das nehmen die Leute vielleicht dankend an, sein Auto schafft deswegen aber sicher niemand ab.“