EVA-Shuttles: Die Zukunft des Nahverkehrs beginnt im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock

EVA Shuttle

Ella, Vera und Anna sind die heimlichen Stars des Karlsruher Stadtteils Weiherfeld-Dammerstock. Ella, Vera und Anna sind nämlich die Namen von drei autonomen Minibussen des Projekts EVA-Shuttle, die seit gut eineinhalb Jahren im Wohnquartier an der Alb unterwegs sind. EVA steht für elektrisch, vernetzt und autonom. Die Busse stammen vom französischen Hersteller Easymile, die Weiterentwicklung der Sensortechnik zum Fahren ohne menschliche Unterstützung von Wissenschaftler*innen des Forschungszentrums Informatik (FZI).

Seit dem Projektbeginn 2018 wurden die Busse mit innovativer Technik bestückt und auf den Strecken vom Testfeld Autonomen Fahren (TAF) Baden-Württemberg in der Karlsruher Oststadt auf Herz und Nieren getestet. Im Januar 2021 startete die Pilotphase mit Sicherheitsfahrer*innen, seit Mai 2021 dürfen nun auch Passagiere zusteigen. Etwa 500 Leute aus dem Stadtteil haben das Angebot in den ersten Wochen bereits angenommen, teilt der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV), der das Projekt gemeinsam mit dem FZI leitet, auf Anfrage von karlsruhe.digtal mit. Und die ersten regelmäßigen Fahrgäste, wie eine Mutter, die ihren Nachwuchs mit den Pendelbussen zur Kita bringt, seien auch schon dabei.

Angebot für die letzte Meile

Die EVA-Shuttles werden von einem breiten Netzwerk mit Projektpartnern wie der Stadt Karlsruhe, dem TÜV Süd, Bosch oder der Karlsruher init AG gefördert und sind nicht weniger als der Beginn einer neuen Zeitrechnung im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Ganz Deutschland schaue wegen dieses Projekts nach Karlsruhe, betonte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer beim offiziellen Startschuss für den Passagierbetrieb. Mit den autonomen Shuttles sollen die Lücken des ÖPNV in dicht besiedelten Wohngebieten ohne Nahverkehrsgleise in der unmittelbaren Nachbarschaft geschlossen werden. Das Zurücklegen der sogenannten „letzten Meile“ zwischen Wohnort und Straßenbahnhaltestelle gilt nach Einschätzung von Nahverkehrsexpert*innen oft noch als Hemmschuh für die Nutzung von nachhaltiger Mobilität. „Die Menschen müssen von ihrer Haustüre bequem und ohne viel Umsteigen ans Ziel kommen“, sagt Scheuer. „Nur dann lassen sie das Auto in der Garage stehen.“

Foto: EVA-Shuttle

Buchung erfolgt per App

Gebucht werden können die EVA-Shuttles bequem und unkompliziert über die spezielle App „EVA-Shuttle“. Über diese App bekommen die Nutzer*innen ihre Abfahrtszeit in der Nähe der Wohnung und Ankunftszeit am gewünschten Zielort mitgeteilt. Für die effiziente Routenplanung sorgt bei den Shuttles die Software von ioki, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn zur Entwicklung von Konzepten für den autonomen Nahverkehr. Die Pendelbusse fahren nämlich auf keinen festgelegten Strecken, sondern bahnen sich bedarfsgerecht den schnellstmöglichen Weg durch den Stadtteil. Obwohl Schnelligkeit während der Pilotphase noch nicht die höchste Priorität genießt. In den ersten Wochen sind die Busse mit maximal zwölf Stundenkilometern unterwegs, bis Ende Juni 2021 soll die erlaubte Höchstgeschwindigkeit zur Minimierung des Risikos nur moderat auf 20 Stundenkilometer erhöht werden.

Sicherheit ist das oberste Gebot

Sicherheit ist für die Planer*innen um Projektleiter Daniel Grimm vom FZI auch bei weiteren Testphasen das oberste Gebot. „Es sind noch nicht alle Fragen geklärt“, sagt Grimm. „Außerdem kommt die Sensortechnik noch nicht mit sämtlichen Bedingungen zurecht.“ Bei extremen Wetterverhältnissen wie Starkregen oder Schneefall bleiben die Busse deshalb bislang stehen. Die letzten technischen Hürden können nach Grimms Einschätzung jedoch relativ schnell überwunden werden. Dann fehlen aber noch die rechtlichen Voraussetzungen für den Betrieb von fahrerlosen Bussen. „Noch etwa acht Jahre“ werden bis dahin ins Land ziehen, schätzt Grimm. Spätestens dann ist die Vision von selbst fahrenden Transportfahrzeugen allerdings keine Zukunftsmusik mehr.