Gründerstadt Karlsruhe: Von der Technologiefabrik bis zum CyberLab
Titelbild: Perfekt Futur Alter Schlachthof
Als die Technologiefabrik Karlsruhe 1984 in einem sanierten Industriegebäude in der Karlsruher Oststadt offiziell in Betrieb genommen wurde, waren IT-Unternehmen in Deutschland noch Exoten und Startup ein Fremdwort. Heute ist das Gründerzentrum angesagter denn je und einer der Leuchttürme in der dynamischen Karlsruher Gründerlandschaft.
Fast drei Jahrzehnte nach der Eröffnung der Technologiefabrik liegen Unternehmensgründungen voll im Trend, in der TechnologieRegion Karlsruhe werden sie von zahlreichen Organisationen und Institutionen gezielt gefördert. Die räumliche Nähe zu zahlreichen renommierten Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist dabei ebenso ein wichtiger Standortfaktor wie das breite Unterstützernetzwerk aus mittelständischen Firmen. „Karlsruhe ist für Gründungen aus der IT-Branche ein richtig gutes Pflaster“, sagt Matthias Hornberger, Vorsitzender des CyberForum. Seit Jahren treibt das Hightech.Unternehmer.Netzwerk Ausgründungen voran, und mittlerweile gehören zu den über 1.000 Mitgliedsunternehmen des CyberForum auch zahlreiche ehemalige Startups.
Smart Production Park ist neues Leuchtturmprojekt
Eine historische Industrieanlage mit frischen Gründergeist zum Leben erwecken – dieses Grundprinzip der Technologiefabrik war seither Vorbild für die Einrichtung von bereits 12 errichteten Karlsruher Gründerzentren. Für den Gründer-Accelerator CyberLab des CyberForum wurden in der alten Mälzerei der Privatbrauerei Hoepfner moderne Büroräume für Jungunternehmer*innen eingerichtet. Doch die gute Arbeitsatmosphäre ist nur ein Erfolgsfaktor eines funktionierenden Gründerlabors. Mindestens genauso wichtig ist die fachliche Unterstützung der Gründer*innen durch ein breit aufgestelltes Netzwerk aus erfahrenen Mentor*innen.
„Auf ihrem Spezialgebiet kann den jungen Leuten in den Startups fast niemand das Wasser reichen. Aber um ein Unternehmen am Markt zu etablieren, braucht es mehr als lediglich das technische Know-How“, weiß Hornberger. Aus dem CyberLab heraus haben sich auch dank der fundierten Beratung schon mehrere Dutzend Unternehmen am Markt behauptet. Und durch den Bau des Smart Production Park, einem mehrstöckigen Bürogebäude mit Platz für 20 Unternehmen an der Rintheimer Straße, das im Herbst 2022 bezogen werden soll, erhält Karlsruhes Gründerszene das nächste Leuchtturmprojekt.
Gründerzentren für die Kreativwirtschaft auf dem Alten Schlachthof
Kräftig gebaut wurde in den vergangenen Jahren auch auf der Ostseite des Kreativzentrums Alter Schlachthof. An der Grenze zum Messplatz sind das Festigungs- und Expansionszentrum (FUX) und das Nachbargebäude zwei architektonische Landmarken des östlichen Stadteingangs. In den beiden Zwillings-Bauwerken haben Unternehmen aus der Kreativwirtschaft die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Einige der heutigen Mieter*innen kommen aus dem Perfekt Futur gegenüber des Kulturzentrums Tollhaus. Die Gründerschmiede ist nicht nur wegen der zu Büros umgewidmeten Überseecontainer ein echtes Karlsruher Vorzeigeprojekt, hier wird bei kurzen Wegen das Netzwerken zwischen den einzelnen Akteuren besonders großgeschrieben.
Kontinuierlicher Ausbau der Infrastruktur
Netzwerken ist auch bei anderen Gründerzentren das oberste Gebot. Das Gründerzentrum an der Durlacher Allee wird dabei ebenso von der Wirtschaftsförderung betrieben wie das Seboldzentrum in Durlach und das „Dax 74“ in der Stadtwerke-Zentrale an der namensgebenden Daxlander Straße. Platz für Startups gibt es auch im Pfaff Gewerbe- und Dienstleistungspark in der Durlacher Raumfabrik.
Die Keimzelle der Gründergeneration sind aber immer noch die Hochschulen. Auch am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Hochschule Karlsruhe (HKA) steht die Zeit nicht still. Vorlesungen zum Thema Entrepreneurship stehen dort mittlerweile ebenso auf dem Programm wie Seminare zur Geschäftsplanung für Gründer*innen. Anlaufstelle für gründungswillige Studierende ist auch die Hochschulgruppe PionierGarage. Dort tauschen sich zahlreiche innovationsfreudige Studierende über mögliche Ideen für Ausgründungen aus. Jährlicher Höhepunkt ist die Verleihung des Gründungspreises GROW.
Fortschreibung einer Erfolgsgeschichte
Eine Stadt voller Pioniergeist war Karlsruhe allerdings auch schon bevor in der Technologiefabrik die ersten Startups einzogen. Das Gebäude der heutigen Gründergeneration wurde schließlich viele Jahre lang für die Produktion von Nähmaschinen genutzt. Namen wie Gritzner, Haid oder Neu hatten Karlsruhe während der Industrialisierung ihren Stempel aufgedrückt und die Stadt nachhaltig geprägt. Wenn die alten Hallen nun mit neuem Leben gefüllt werden, ist das nicht nur sinnvolle Konversion, sondern auch die Fortschreibung einer echten Erfolgsgeschichte.