Regionales Kompetenzzentrum KARL will KI transparenter machen
Titelfoto: Kompetenzzentrum KARL I Foto: Hochschule Karlsruhe – Wirtschaft und Technik (HsKA)
Viele Menschen in Deutschland stehen der Künstlichen Intelligenz (KI) eher skeptisch gegenüber. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Die Risiken von Anwendungen aus dem Bereich KI werden demnach höher eingestuft als der Nutzen. Die Angst vor der Kontrolle der menschlichen Zivilisation durch maschinengesteuerte Systeme ist dabei ebenso ein Grund für die Skepsis wie ein mangelndes Verständnis für die technischen Systeme.
„Entscheidungen, die von KI getroffen werden, können oft nur Informatiker verstehen“ sagt auch Prof. Dr. Steffen Kinkel, Leiter des Instituts für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HsKA). Um die Akzeptanz von KI in der Gesellschaft zu erhöhen, wurde das regionale Kompetenzzentrum „Künstliche Intelligenz für Arbeit und Lernen in der Region Karlsruhe“ (KARL) aus der Taufe gehoben. Transparenz und Nachvollziehbarkeit der KI-Anwendungen sind dabei ebenso Schwerpunkte des interdisziplinären Verbunds wie Datenschutz und die Beantwortung von ethischen und rechtlichen Fragen. Auch sonst steht der Mensch bei KARL klar im Mittelpunkt der Forschungen. „KI ist noch lange nicht kreativ. Deshalb müssen die Menschen auch verstehen, mit welchen Programmen sie arbeiten“, betont KARL-Koordinator Kinkel.
Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft
KARL ist eines von bundesweit bislang vier KI-Kompetenzzentren des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Schwerpunkts „Zukunft der Arbeit: Regionale Kompetenzzentren der Arbeitsforschung“. Bis 2025 wird KARL mit knapp acht Millionen Euro gefördert. Neben dem ILIN sind noch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Betriebsorganisation (IFAB) und dem wbk Institut für Produktionstechnik, die Fraunhofer-Gesellschaft mit dem Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) sowie dem Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), das Hightech.Unternehmer.Netzwerk CyberForum sowie zehn regionale Unternehmen mit hoher KI-Kompetenz an dem Zentrum beteiligt. Damit ist KARL eine praxisnahe Erweiterung des KI-Standorts Karlsruhe mit Leuchtturmprojekten wie dem Digital Hub für Angewandte Künstliche Intelligenz.
Bei der Umsetzung von KI-Projekten von der Theorie in die Praxis spielen für Kinkel vor allem die Partner aus der Wirtschaft eine wichtige Rolle. So soll unter anderem mit Unterstützung des IT-Unternehmens INIT ein Projekt zur innovativen Steuerung des Öffentlichen Personennahverkehrs in die Wege geleitet werden. „Bei Störungen im Nahverkehr werden die Entscheidungen für Notfallpläne in der Leitstelle oft noch aufgrund des Erfahrungsschatzes der dort tätigen Fachleute getroffen. Es wäre aber sinnvoll, wenn die Menschen dort auf valide Daten früherer Notfallpläne zurückgreifen können“, betont der KARL-Koordinator.
KI in den Betrieben: Im Mittelpunkt steht der Mensch
Durch die transparente Aufarbeitung der Forschungsergebnisse und einem dauerhaften Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sollen künftig auch Bedenken der Menschen gegenüber KI-Anwendungen abgebaut werden.
„Durch KI werden keine Arbeitsplätze abgebaut. Die Arbeit wird sich lediglich verändern“, betont Kinkel.
Nach dem Prinzip „Entlasten statt Entlassen“ würden sich die Aufgaben vom Mitarbeiter*innen in den Betrieben in den kommenden Jahren weiter verändern. „Wir wollen zeigen, dass KI sehr wohl einen positiven Einfluss auf die Arbeitswelt haben kann“, so Kinkel. Sowohl in der Produktion als auch in den Büros seien viele Menschen schließlich immer noch mit zahlreichen monotonen und anstrengenden Aufgaben beschäftig. Künftig könnten sich diese Arbeitnehmer*innen verstärkter mit der Steuerung von Prozessen beschäftigen und ihr kreatives Potenzial entfalten. „Wenn Arbeitnehmer*innen mehr Spaß bei der Arbeit haben, wirkt sich das am Ende auch positiv auf den Erfolg eines Unternehmens aus“, so Kinkel.