Karlsruher Medienkunstfestival Seasons of Media Arts geht in die Verlängerung
Mit monumentalen Sound,- Video- und Lichtinstallationen, interaktiven Projektionen auf Fassaden und Straßen sowie experimentellen Veranstaltungen lädt das Festival Seasons of Media Arts in Karlsruhe bis Mitte nächsten Jahres zum Sehen, Erleben und Staunen ein.
Wie in einem Horrorfilm ragt die riesenhafte Hand mit dem überdimensionalen Handy aus der Wasseroberfläche des Schlossgartensees. Ist das der verzweifelte Kampf eines Ertrinkenden? Ein Symbol für die Vergänglichkeit der digitalen Identität? Oder ein versteckter Hinweis, dass ein schlichtes Smartphone seine*n Besitzer*in am Ende des irdischen Daseins überdauert? Auf jeden Fall ist die Handy-Hand im Schlossgarten eine der markantesten Installationen des Medienkunst-Festivals „Seasons of Media Arts“ in Karlsruhe. Seit September sind an zahlreichen dezentralen Plätzen im Stadtgebiet Medienkunstwerke wie das markante „Obsolote Presence“ von Aram Bartholl zu sehen. Weil das Kulturleben während des Corona-Winters in Karlsruhe sonst fast komplett brach liegt, wurde die Laufzeit des von der Stadt Karlsruhe und dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe organisierten Festivals nun bis Mitte nächsten Jahres verlängert. Eine detaillierte Übersicht sowie eine Karte mit den Standorten aller Kunstwerke liefert die entsprechende Veranstaltungs-Website.
Kunst im öffentlichen Raum soll zum Nachdenken anregen
Mit der Medienkunst im öffentlichen Raum sollen die Betrachter*innen vor allem zum Nachdenken angeregt werden. Wer sich direkt vor Bartholls Handy-Hand stellt, erkennt in dem als Display aufgebrachten Spiegel sein eigenes Gesicht. Bartholls Botschaft: Die Menschen sollen sich der Bilderflut in den sozialen Netzwerken besinnen und den Fokus wieder mehr auf das Hier und Jetzt in der realen Welt legen. Weitere markante Medienkunstwerke im Stadtgebiet sind seit dem Beginn des Festivals die umgewidmeten farbigen Reklametafeln „Light Signs“ von Betty Rieckmann am Gleis 3 des Hauptbahnhofs oder die abstrakte Wasserstraße „KORRELATION“ des Künstlerkollektivs Xenorama auf der Karl-Friedrich-Straße.
Gedanken an Weihnachten kommen beim Betrachten des Kubus vor dem ZKM auf. Seit Mitte November versprüht das mit zahlreichen glitzernden Lichtern illuminierte Bauwerk auf dem Platz der Menschenrechte eine adventliche Atmosphäre. Das Kunstwerk mit dem Namen „Funkelnder Kubus“ ist eine Rekonstruktion von früheren Arbeiten des 2016 verstorbenen Medienkünstlers Walter Giers und wurde von ZKM-Direktor Peter Weibel bereits als „schönster Weihnachtsbaum der Stadt“ betitelt. Außerdem bietet die Installation bereits einen Vorgeschmack auf die für 2021 geplante Giers-Ausstellung.
App und interaktives Videospiel laden zum Mitmachen ein
Seit Ende November ist die App „Our City“ von Alexander Liebrich und Marco Zampella freigeschaltet. Mit der App können Nutzer*innen bis zum 19. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit die Beleuchtung der Turmbergruine individuell gestalten und sogar Emojis auf die Fassade projizieren. Ab dem 29. Januar 2021 ist auf der Fassade der HypoVereinsbank am Stephanplatz die Installation „Saving Water“ der Kreativagentur PONG.Li Studios zu sehen. Bei dem interaktiven Computerspiel können Bürger*innen eine Wasserleitung auf der markanten Fassade konstruieren. Ein interaktives Spiel hat die Künstlergruppe bereits für die Schlosslichtspiele entwickelt. Bei „Capture the Pyramide“ konnten die Besucher*innen ihre Spielfiguren über die illuminierte Schlossfassade manövrieren.
Karlsruhe wurde von UNESCO als Stadt der Medienkunst ausgezeichnet
Die Seasons of Media Arts sind fester Bestandteil des Projekts UNESCO City of Media Arts. 2019 wurde Karlsruhe als erste und bisher einzige Stadt in Deutschland mit dem Titel „City of Media Arts“ (Stadt der Medienkunst) ausgezeichnet und damit in das internationale Städte-Netzwerk „Creative Cities“ aufgenommen. Mit einem jährlichen Festival im öffentlichen Raum sollen den Bürger*innen die verschiedenen Facetten der Medienkunst wie Lichtinstallationen, Klangkunst oder Videoprojektionen nähergebracht werden.