EVA-Shuttle: Corona stoppt autonome Minibusse
Titelbild: Easysmile
Eigentlich würden in Karlsruhe derzeit erste Passagiere mit autonomen Shuttle-Bussen zur Haltestelle gebracht – doch dann kam Corona. Wie geht’s weiter mit dem Projekt?
Einsam drehen die weißen Minibusse auf dem Campus-Ost des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ihre Runden. Manchmal sitzt ein Sicherheitsfahrer in einem der elektrischen Transportfahrzeuge, manchmal werden die Minibusse auch von einer intelligenten Steuerungssoftware über den Probeparcours des Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg manövriert. Dass die Tests für den fahrerlosen Passagierverkehr auf dem Gelände der ehemaligen Bundeswehrkaserne über die Bühne gehen, ist allerdings der Not geschuldet. Eigentlich sollten mit den Pendelbussen des Projekts EVA-Shuttle in diesem Sommer im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld die ersten Passagiere von ihrer Wohnung zu den Haltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs gebracht werden. Doch der Ausbruch der Corona-Pandemie hat dieses Vorhaben vorerst auf Eis gelegt.
Antrag auf Projektverlängerung
„Die Krise hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt. An eine Weiterführung der Probefahrten war nicht zu denken und deshalb müssen nun zunächst einmal Anträge für eine Verlängerung des Projekts gestellt werden“, sagt Johanna Häs, Pressesprecherin des Projektpartners Forschungszentrum Informatik (FZI). Die Entwicklung der EVA-Shuttles wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen des Forschungsprogramms Automatisiertes und Vernetztes Fahren mit 2,32 Millionen Euro über eine Laufzeit von 27 Monaten gefördert. Wegen der Corona-Pause kann das Projekt aber nicht wie geplant bis Dezember 2020 beendet werden.
Elektrisch, vernetzt und automatisiert
EVA ist die Abkürzung für elektrisch, vernetzt und automatisiert und damit auch die Beschreibung für die elektrischen und autonom fahrenden Minibusse der Firma Easysmile, die für das Projekt mit einer intelligenten Steuerungssoftware ausgestattet wurden. Die Minibusse haben jeweils sechs Sitz- und zwei Stehplätze und waren ab Anfang Februar mit maximal 24 Stundenkilometern in Karlsruher Stadtteil Weiherfeld unterwegs. Im Frühjahr sollte eigentlich der Probebetrieb mit Fahrern beginnen, eine Testphase mit Passagieren aus den Wohngebieten an der Teststrecke war dann für Sommer geplant.
„Auf die Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger sind wir schon sehr gespannt“, sagte Projektsprecher Marius Zöllner vom FZI vor dem offiziellen Projektstart. Von Anfang an stand beim Testfeld schließlich der Dialog zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Nutzerinnen und Nutzern im Fokus. Nur dadurch kann nach Zöllners Einschätzung die gesellschaftliche Akzeptanz von selbst fahrenden Autos im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPVN) bereits während der Entwicklungsphase überprüft werden.
EVA-Shuttle gewannen Innovationspreis NEO 2018
Projektpartner sind außer dem FZI noch Bosch, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), der TÜV Süd und das Startup IOKI, eine Tochter der Deutschen Bahn. Unterstützt werden die Projektpartner noch durch die Stadt Karlsruhe, das IT-Unternehmen Init und den Karlsruher Verkehrsverbund (KVV). Bereits vor dem offiziellen Projektstart hatten die EVA-Shuttles den von der TechnologieRegion Karlsruhe ausgelobten Innovationspreis NEO 2018 gewonnen. Mit dem Einsatz von autonom fahrbaren Pendelbussen soll in naher Zukunft auch das Angebot des KVV erweitert werden.