Karlsruher Hochschulen: Digitale Lehre in Corona-Zeiten

Ein leerer Hörsaal. Nathan Dumlao on Unsplash

Titelbild: Nathan Dumlao on Unsplash

Der offizielle Start des Sommersemesters wurde an den baden-württembergischen Hochschulen wegen der Corona-Krise auf frühestens 20. April verschoben. Ob dann sofort wieder ein geregelter Vorlesungsbetrieb möglich ist, steht wegen der dynamischen Entwicklung aber noch in den Sternen. An den Karlsruher Hochschulen bereiten sich viele Lehrende daher auf ein digitales Sommersemester vor – und viele warten mit der Umsetzung nicht erst bis Ende April.

DHBW Karlsruhe: Schon lange digital

Wenn es um die Digitalisierung eines Studiengangs geht, nimmt Armin Pfannenschwarz in Karlsruhe mit Sicherheit eine Vorreiterrolle ein. Der Leiter des Studiengangs Unternehmertum an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Karlsruhe hat nämlich bereits vor einigen Jahren ein Konzept für virtuelle Präsenzvorlesungen entwickelt.

Der Grund war seinerzeit keine Krise – der Studiengang Unternehmertum sollte auch für auswärtige Studierende attraktiver werden. Dieser Studiengang ist ein berufsbegleitender Bachelor für Unternehmensgründerinnen und -gründer sowie die nächste Generation in Familienunternehmen. Da die Vorlesungen nur freitags und samstags über die Bühne gehen und die Studierenden den Rest der Woche in ihren Betrieben wie gewohnt arbeiten, konnten durch die Online-Präsenzvorlesungen Menschen aus ganz Deutschland für diesen in der Bundesrepublik bislang einzigartigen Studiengang begeistert werden.

Wegen der Corona-Krise werden im Studiengang Unternehmertum nun sämtliche Präsenzvorlesungen online durchgeführt. „Und ich bin überzeugt, dass unser Beispiel Schule machen wird“, sagt Pfannenschwarz. Auf kurzfristig auftretende Probleme fand der findige Professor bislang auch jedes Mal eine schnelle Antwort. Weil das bisher verwendete Kommunikationssystem Adobe Connect wegen der vielen Anfragen nicht mehr verfügbar war, buchte Pfannenschwarz virtuelle Konferenzräume bei Karlsruher E-Learning-Spezialisten Alfaview.

Gebäude der DHBW Karlsruhe. Duale_Hochschule_Karlsruhe - Von Voskos - Eigenes Werk CC BY 3.0 https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14696194
Die Duale Hochschule Karlsruhe in der Erzbergerstraße.
Bild: Voskos – Eigenes Werk CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14696194

Hochschule Karlsruhe: Virtuelle Vorlesungen und Online-Lernräume

Die Suche nach den geeigneten Plattformen für die virtuellen Vorlesungen sorgt auch in den anderen wissenschaftlichen Bildungseinrichtungen für Herausforderungen. An der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft wurde der Beginn des Sommersemesters zwar offiziell auf den 19. April verschoben, allerdings werden bereits in mehreren Studiengängen virtuelle Vorlesungen angeboten.

„Ich halte alle meine Vorlesungen virtuell. Und es hat bislang sehr gut funktioniert“, sagt Professorin Carolin Bahr von der Hochschul-Fakultät für Architektur und Bauwesen. Die Studierenden sind mit dem online-Angebot ebenfalls zufrieden. So könne die frei verfügbare Zeit während der krisenbedingten Ausgangsbeschränkungen sinnvoll genutzt werden, so der Tenor unter den angehenden Architekten.

An anderen Hochschulfakultäten wie der für Informatik und Wirtschaftsinformatik werden die Studierenden ebenfalls in digitalen Lernräumen unterrichtet. Teilweise können sogar reale Experimente im Labor durch Simulationsexperimente online ersetzt werden und Fragestunden werden über einen Chat abgehalten.

Professorin Carolin Bahr hält virtuelle Vorlesungen ab - mit positivem Feedback.
Foto: HsKA, Carolin Bahr
Professorin Carolin Bahr hält virtuelle Vorlesungen ab – mit positivem Feedback.
Bild: HsKA, Carolin Bahr

KIT: Vorlesungen werden aufgezeichnet

Beim Karlsruher Institut für Technologie wird von offizieller Seite zwar noch auf den möglichen Start des Sommersemesters am 19. April verwiesen. Doch auch bei der größten Karlsruher Wissensschmiede wollen die Institutsleitungen nicht auf ein baldiges Ende des Lockdowns und einen Wiedereinstieg in die Lehre mit Präsenzvorlesungen vertrauen.

Weil größere Menschenansammlungen aus Gründen des Infektionsschutzes wohl für längere Zeit tabu bleiben, werden am KIT Vorlesungen für die großen Hörsäle bereits auf Video aufgezeichnet. Bleiben die Türen der Universitäten auch über den 19. April hinaus geschlossen, sollen Studierende in Kleingruppen online unterrichtet werden, teilt die Pressestelle des KIT mit.

Hauptportal des KIT. Bild: Der ursprünglich hochladende Benutzer war AlterVista in der Wikipedia auf Deutsch - Übertragen aus de.wikipedia nach Commons by James Steakley, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6913624
Die Tore bleiben derzeit geschlossen: Das Hauptportal des 1825 gegründeten Karlsruher Polytechnikums.
Bild: Der ursprünglich hochladende Benutzer war AlterVista in der Wikipedia auf Deutsch – Übertragen aus de.wikipedia nach Commons by James Steakley, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6913624

PH Karlsruhe: Zwischen Theorie und Praxis

Bei der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe werden aktuell ebenfalls die Möglichkeiten für einen Einsatz von digitalen Medien in der Lehre ausgelotet. Nach der Einschätzung von Juniorprofessor Bernhard Standl vom Institut für Mathematik und Informatik seien die Werkzeuge für die digitale Lehre bereits vorhanden.

Nun müsse noch geklärt werden, wie praxisnahe Inhalte digital vermittelt werden können. Wenn auch die Schulen weiter geschlossen bleiben, können Lehramtsstudierende nicht mehr alle Praktika wie gewohnt absolvieren.

An der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe wird geprüft, wie Praxisnähe und Praktika in Zeiten digitaler Lehre gehandhabt werden.
Bild:Alg4032, Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22479365