Badische Landesbibliothek: Der lange Weg der Digitalisierung

Innenhof der Badischen Landesbibliothek. Bild: Badische Landesbibliothek, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / CC BY-SA 3.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)

Titelbild: Badische Landesbibliothek, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / CC BY-SA 3.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)

Die Digitalisierung der Bestände der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe ist ein Mammutprojekt, doch sie schreitet voran. Die historischen Spezialbestände umfassen unter anderem mittelalterliche Handschriften, Musikalien sowie regionale Zeitungen. Bislang wurden davon über 3,5 Millionen Images digital aufbereitet, ein Ende ist aber noch nicht in Sicht.

Eine Software kann man in Sekunden installieren. Die Programmierung einer App dauert mitunter nur Tage. Und Gründerinnen und Gründer bringen so manches Startup mit digitalem Geschäftsmodell innerhalb weniger Wochen zum Laufen. Bei der Digitalisierung der Badischen Landesbibliothek ist dagegen Geduld gefragt. Schon 2010 begann die Digitalisierung der Bestände. Ein Ende ist aber noch nicht in Sicht.

„Wir brauchen einen langen Atem“, sagt Jana Madlen Schütte, Leiterin der Digitalisierung. Untätig waren die Mitarbeitenden der BLB in den vergangenen zehn Jahren aber keineswegs. Bislang wurden über 3,5 Millionen Bilder ins Netz gestellt, dvon ca. 1,5 Millionen Zeitungsseiten.

Händische Erfassung von jedem einzelnen Exponat

Die verhältnismäßig lange Dauer bei der Digitalisierung des Bibliotheksbestands liegt vor allem am hohen Aufwand, den jedes Stück erfordert. Mitarbeitende müssen zunächst jedes einzelne Exponat aus der Sammlung holen und dann scannen. Anschließend werden die digitalisierten Bilder mit den wichtigen Metadaten für das spätere Wiederauffinden versehen.

„Viele Zeitungsartikel können bereits per Volltextsuche gesucht und gefunden werden“, sagt Schütte.

Schutz der alten Schriften

Für die Bibliothek hat die Digitalisierung des Bestands zwei Vorteile. Zum einen könnten wertvolle Stücke wie mehrere hundert Jahre alte Handschriften einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Zum anderen werden die empfindlichen Exponate deutlich besser geschützt als bisher.

„Alte Zeitungen sind besonders anfällig für Verfall“, weiß Schütte. „Wenn man da nicht aufpasst, zerbröseln sie in den Händen.“

Die Digitalisierungswerkstatt der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe: Hier werden die Bestände schrittweise digitalisiert und so für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Bild: Badische Landesbibliothek, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / CC BY-SA 3.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)
Die Digitalisierungswerkstatt der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe: Hier werden die Bestände schrittweise digitalisiert und so für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Bild: Badische Landesbibliothek, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / CC BY-SA 3.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)

Fokus auf wertvollen Unikaten

Das Team der BLB hat bei der Digitalisierung des Bestands mit der Erfassung von Unikaten begonnen. Vor allem bei den mittelalterlichen Handschriften aus dem markgräflichen Besitz oder aus säkularisierten badischen Klöstern sowie den Musikalien verfügt die Bibliothek über viele wertvolle Einzelstücke, die für die Fachwelt von großem Interesse sind.

Ein weiterer Schwerpunkt der Digitalisierungsstrategie liegt laut Schütte auf dem regionalen Schrifttum, also Literatur mit einem engen Bezug zum badischen Landesteil. Deshalb werden Adressbücher und Landtagsprotokolle ebenso gescannt wie Gesetzblätter und Zeitungen. So findet man iin den Digitalen Sammlungen der Landesbibliothek viele Zeitungen der Region wie die Karlsruher Zeitung, Badische Presse, Karlsruher Tagblatt, Badischer Beobachter und Straßburger Neueste Nachrichten.

Digitalisierung verläuft schrittweise

Um nicht den Überblick zu verlieren, erfolgt die Digitalisierung der Bestände der Landesbibliothek schrittweise. In den kommenden Monaten stehen die Digitalisierung von Musikhandschriften der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek und von Handschriften aus der Abtei Ettenheimmünster auf dem Programm.

Alleine für diese beiden Teilprojekte müssen laut Schütte insgesamt 130.000 Seiten gescannt und bearbeitet werden. Außerdem soll in diesem Jahr noch die Digitalisierung historischer badischer Zeitungen fortgesetzt werden.

„Und dann müssen wir planen, wie wir bei der Digitalisierung weitermachen“, sagt Schütte. Für sämtliche Projekte müssen wegen des hohen zeitlichen und finanziellen Aufwands schließlich Fördermittel zur Umsetzung beantragt werden. Ob in ferner Zukunft einmal sämtliche Bestände digital aufbereitet sind, kann Schütte heute noch nicht sagen. „Aber es liegt auf jeden Fall noch viel Arbeit vor uns.“

Online-Angebote mit gebündelten Informationen

Nicht nur Fachleute profitieren von der Digitalisierung des Bestands. Bibliotheksgäste finden im Internet regelmäßig gebündelte Informationen zu bestimmten Ausstellungen und Ereignissen. Im Frühjahr 2020 stellte die BLB beispielsweise anlässlich des 250. Geburtstags von Rheinbändiger Johann Friedrich Tulla zahlreiche Schriften und Dokumente zur Begradigung des Oberrheins online.