Projekt FUTUREBODY am Karlsruher ITAS: Auswirkungen des neurologischen Fortschritts auf menschliche Körper

Menschenmenge. Foto: Photo by GoaShape on Unsplash

Am ITAS beschäftigt sich ein Projekt mit der Entwicklung technischer Möglichkeiten zur Leistungssteigerung bei Menschen und den damit verbundenen Fragen.

Dystopische Science-Fiction-Filme wie „Robocop“ oder „Terminator“ wiesen bereits in den 1980er Jahren auf mögliche Konflikte bei der Optimierung des menschlichen Körpers durch moderne Technik hin. Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, programmierbare Exoskelette und Prothesen – das ist längst Gegenwart. Die schnelle Entwicklung technischer Möglichkeiten zur Leistungssteigerung bei Menschen wirft Fragen auf.

Folgen der Technik auf die Gesellschaft betrachten

Auch deshalb beschäftigt sich das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Rahmen des Verbundprojekts FUTUREBODY mit den Auswirkungen des neurotechnologischen Fortschritts auf den menschlichen Körper.

„Man muss die Folgen der Technik auf die Gesellschaft immer von mehreren Seiten aus betrachten“, nennt Projektleiter Christopher Coenen den Sinn und Zweck des Projekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird und sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Neurowissenschaften beschäftigt.

Große Fortschritte in der Prothesentechnik

In den vergangenen Jahren wurden vor allem in der Prothesentechnik große Fortschritte gemacht. „Wir gehen davon aus, dass es hierzulande schon bald standardmäßig Prothesen gibt, die sich anfühlen wie natürliche Gliedmaßen“, so Coenen. Für Menschen, die bei einem Unfall oder wegen einer Krankheit einen Arm oder ein Bein verloren haben, wären solche Prothesen natürlich ein Segen.

Veränderungen müssen rückwirkend gemacht werden können

Ob technische oder pharmazeutische Mittel aber auch jenseits therapeutischer Zwecke zur Leistungssteigerung eingesetzt werden sollten, stehe dagegen auf einem anderen Blatt und sei durchaus umstritten.

„Es müssen nicht bei jedem Eingriff gleich die Alarmglocken schrillen“, betont Coenen. Aber es solle darauf geachtet werden, dass jeder Mensch einem solchen Eingriff aus freien Stücken zustimmt und, wenn möglich, die Veränderung des Körpers auch wieder rückgängig gemacht werden kann.

Bei Kindern sind Grenzen schnell überschritten

Bei diesem so genannten Human Enhancement, also der nicht-therapeutischen Steigerung der Leistungsfähigkeit oder „Verbesserung“ des Menschen durch Technikeinsatz, solle stets nach dessen Grund gefragt werden. Einem Menschen mit einer schweren Beeinträchtigung, der sich ein weitgehend normales Leben wünscht, ein solches zu ermöglichen, sei sicherlich in Ordnung, so Coenen. Eine Generation von Supermenschen heranzuzüchten, dagegen nicht.

„Wenn es um ein Enhancement von Kindern geht, ist die rote Linie für mich aber klar überschritten“, betont Coenen. Es gehe dem schließlich fast immer ein körperlicher Eingriff voraus. Ein solcher sei ohne medizinischen Grund grundsätzlich problematisch, weil das Recht auf körperliche Unversehrtheit ein sehr hohes Gut darstelle. Seiner Ansicht nach sollte sich hier nicht auf Elternrechte berufen werden. Besonders gelte das, wie auch weltweit weithin anerkannt werde, für genetische Experimente mit der menschlichen Keimbahn. Bei diesen sollen, wie unlängst illegal in China geschehen, optimierte Kinder mit vererbbaren Veränderungen geschaffen werden.

Technik beim Militär wird kritisch gesehen

Den militärischen Einsatz von moderner Technik zu Enhancement-Zwecken sieht Coenen ebenfalls kritisch. Derartige Eingriffe in den Körper von Soldaten oder Soldatinnen mit dauerhaften Folgen sollten international geächtet werden, weil von einer freien Zustimmung hier nicht ausgegangen werden könne.

Anwendungsszenarien wie das eines Helms, bei dem aus Entfernung per Gehirnstimulation Gefühle und Wachheit der ihn Tragenden manipuliert werden können, seien beunruhigend. „Aber wir sind auch nicht naiv und kennen die Realitäten“, sagt Coenen. Gerade in der Militärforschung würden Grenzen immer wieder infrage gestellt und der Einsatz von Aufputschmitteln sei schon seit langer Zeit in Armeen verbreitet.

Titelbild: GoaShape on Unsplash