Mit dem Fahrrad gegen Feinstaub – CycleSense in Karlsruhe rollt los!

Zum Beitrag über CycleSense

Am heißesten Tag der Woche machten sich rund 100 Menschen auf den Weg in die Räume des Cyberforums Karlsruhe. Anlass war die Auftaktveranstaltung des Projekts CycleSense, das sich zum Ziel gesetzt hat, Feinstaubmessungen in der Stadt neu zu denken – mit Hilfe von Bürger*innen, Fahrrädern und selbst entwickelten Sensorboxen.

„Alle Stühle waren besetzt, es waren viele Menschen da. Die Motivation, die wir im Publikum gemerkt haben, war echt cool“, erzählt Michel Weber, einer der Gründer von CycleSense. Das Projekt entstand aus einer Schüler*innen-AG und nahm bereits erfolgreich an Jugend forscht teil. Inzwischen haben die – mittlerweile Studierenden – Teammitglieder, bestehend aus Michel Weber und Felix Hörner, über 100 selbstgebaute Feinstaubsensoren fertiggestellt. Diese kleinen Geräte werden von Bürger*innen auf dem Fahrrad durch die Stadt bewegt – und ermöglichen so eine dynamische, flächendeckende Feinstaubmessung. Ein deutlicher Fortschritt gegenüber den bisherigen, fest installierten Messstationen.

Guppenbild der CycleSense-Veranstaltung vor der Hoepfner-Burg.
Ein gelungener Auftakt! Foto: Jürgen Rösner

Von der Idee zum Projekt

Die Geschichte von CycleSense begann vor einigen Jahren, als Michel und mehrere Freund*innen bemerkten, dass Feinstaub in Städten bislang nur punktuell erfasst wird. Das aktuelle Messsystem in Karlsruhe sei dafür kaum ausreichend: „Wir haben zwei Messstationen, die an festen Punkten stehen“, erklärt Michel. Doch Feinstaub ist eine sehr dynamische Größe. Je nach Ort, Emissionsquelle oder Wetterlage schwankt die Belastung stark. Bisher versucht man, mithilfe von Simulationen die Belastung für die übrige Stadt zu schätzen – „aber Simulationen sind eben immer nur Annäherungen“, so Michel.

CycleSense will deshalb echte Werte erfassen, um ein realistischeres Bild zu bekommen, wo in Karlsruhe wie viel Feinstaub entsteht. Die Idee: Fahrräder als mobile Messstationen. Nach zahlreichen Prototypen und Experimenten entstand eine Sensorbox, die klein, robust und einfach zu montieren ist – ideal für den Einsatz im Alltag. Ermöglicht wurde das durch die Projektpartner Stadt Karlsruhe, Stadtwerke Karlsruhe, FZI | Forschungszentrum Informatik, karlsruhe.digital und Cyber Forum. Die Datenübertragung erfolgt via KA-sWLAN.

Die beiden Gründer auf der Bühne
CycleSense entstand aus einer Schüler*innen-AG und nahm bereits erfolgreich an Jugend forscht teil. Foto: Jürgen Rösner

Feinstaub – unsichtbare Gefahr für die Gesundheit

Feinstaub ist unsichtbar, aber hochgefährlich: Laut aktuellen Zahlen sterben in der EU jedes Jahr über 200.000 Menschen vorzeitig an den Folgen. Dennoch orientieren sich gesetzliche Grenzwerte oft eher an politischen Kompromissen als an den realen Gesundheitsrisiken. Mit den mobilen Messungen von CycleSense soll erstmals ein deutlich feineres Bild entstehen:
Wo ist die Belastung in Karlsruhe besonders hoch? Welche Wege sind stark betroffen? Und wie verändert sich die Situation im Tages- oder Jahresverlauf?

Carolin Engel auf der CycleSense-Bühne.
Carolin Engel erläuterte die Bedeutung von CycleSense für die Smart City Karlsruhe. Foto: Jürgen Rösner

Jetzt mitmachen!

Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung beginnt nun die erste Messphase: Drei Monate lang sammeln freiwillige Radler*innen Daten. Danach werden die Boxen gewartet, gereinigt und gegebenenfalls aktualisiert. Anschließend startet die zweite Messphase. Langfristig möchte das Team noch mehr Sensoren bauen, um ein noch dichteres Netz an Messpunkten zu schaffen. Wer Interesse hat, selbst Teil des Projekts zu werden, kann sich weiterhin auf der Website anmelden: cyclesense.de. „Das Projekt läuft gut, aber wir brauchen immer wieder Menschen, die mitmachen“, sagt Michel Weber.