#DigiWomenKA: Katharina Glock

Titelbild des Blogbeitrags DigiWomenKA: Katharina Glock. Foto: Katharina Iyen

Weibliche Vorbilder sind wichtig. Sie zeigen Möglichkeiten auf, helfen dabei, eigene Ziele zu definieren, und aus ihren Erfahrungen können wir lernen. In unserer Blogserie #DigiWomenKA trifft Katharina Iyen einmal im Monat ein solches Role Model aus der Karlsruher Digitalbranche, um mehr über sie, ihre Erfahrungen und ihr Engagement zu erfahren. Heute spricht sie mit Dr.-Ing. Katharina Glock, Leiterin des Forschungsbereichs Information Process Engineering am FZI | Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe.  

Ich treffe Katharina Glock an einem sonnigen Tag am FZI | Forschungszentrum Informatik in der Oststadt von Karlsruhe. Sie holt mich im Foyer ab, und wir sind sofort per Du. Seit März 2022 leitet Katharina Glock, gemeinsam mit Dr.-Ing. Fabian Rigoll, den Forschungsbereich Information Process Engineering. Dort befasst sie sich mit datengetriebener Entscheidungsfindung in verschiedenen Domänen, von der Logistik bis zum Katastrophenschutz. Sie erforscht, wie man aus Daten bessere Entscheidungen treffen, Technologien optimieren und logistische Systeme effizient gestalten kann. Ihr Fokus liegt dabei nicht nur auf theoretischer Forschung, sondern vor allem auch auf der Anwendung in der realen Welt.

Grenzen erweitern und konventionelle Denkweisen herausfordern

Katharina Glocks Einsatz am FZI ermöglicht es ihr, theoretische Konzepte in die Praxis umzusetzen und damit einen substanziellen Beitrag zur Fortentwicklung von Technologien zu leisten. „Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Optimierung und der effizienten Gestaltung logistischer Systeme,“ erklärt sie mir. Ihre Faszination für Daten und deren Nutzbarmachung treibt sie an: „Insbesondere interessiert mich, wie wir robotische Systeme sinnvoll in Bereiche wie die Intralogistik integrieren können.“

Die Wirtschaftsingenieurin mit Schwerpunkt Informatik betont, dass der Erfolg in der Informatik nicht nur von technischem Know-how abhängt, sondern auch von der Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen. „In unserer Branche geht es darum, Grenzen zu erweitern und konventionelle Denkweisen herauszufordern,“ fügt Glock hinzu. „Unser Ziel sollte es sein, Technologie so zu gestalten, dass sie der Gesellschaft dient und das Leben aller verbessert.“ Als Informatikerin am FZI befindet sie sich an der Schnittstelle zwischen technischer Expertise und innovativer Anwendung. „Informatik ist mehr als nur Code; es geht darum, wie wir Technologie nutzen, um reale Herausforderungen anzugehen,“ erläutert die Forscherin. 

In diesem Kontext strebt sie zunehmend danach, mehr Ergebnisse auch als Open-Source-Software zu veröffentlichen. Dies geschieht insbesondere, um geförderte Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Wir haben Kolleg*innen, die das auch wirklich sehr erfolgreich machen, und ich glaube, wir sollten das allgemein verstärkt anstreben,“ betont die Forschungsbereichsleiterin.

Innovation in der Technik bedeutet für die FZI-Bereichsleiterin, immer neugierig zu bleiben und bereit zu sein, neue Wege zu erkunden. Dennoch scheint sie dabei aber nicht nach den Sternen greifen zu wollen: „Ich bin eher der bodenständige Typ und konzentriere mich lieber auf die kontinuierliche Verbesserung und das Erreichen realistischer Ziele für die kommenden Jahre.“ Mit ihrer bodenständigen Herangehensweise hat sich aber kein geringeres Ziel als, die positive Beeinflussung der Welt durch ihre Arbeit – sei es im Bereich des Katastrophenschutzes, der Ressourceneffizienz im Gesundheitswesen oder in der klassischen Logistik.

Katharina Glock im Gespräch mit Autorin Katharina Iyen am FZI in der Karlsruher Oststadt. Foto: Katharina Iyen
Katharina Glock im Gespräch mit Autorin Katharina Iyen am FZI in der Karlsruher Oststadt. Foto: Katharina Iyen

Intelligente Verknüpfung verschiedener Disziplinen

Ihre gegenwärtigen beruflichen Forschungen konzentrieren sich auf die Frage, wie Daten genutzt werden können, um bessere Entscheidungen zu treffen. Sie beschäftigt sich mit der Optimierung von Systemen, insbesondere der sinnvollen Integration robotischer Systeme in der Logistik. „Ich sehe meine Rolle darin, die Grenzen dessen, was technisch möglich ist, stetig zu erweitern,“ erklärt sie. Ihr Wunsch ist es, durch ihre Arbeit in der Informatik sowohl technische als auch soziale Innovationen voranzutreiben: „Die Zukunft der Informatik liegt in der intelligenten Verknüpfung verschiedener Disziplinen und ich möchte gerne dazu beizutragen, diese Verbindungen zu stärken und zu erweitern.“

Eine wichtige Aufgabe sieht sie darin, Informatik und Technologie aus dem akademischen Elfenbeinturm zu holen und breiter zugänglich zu machen. „Es ist entscheidend, dass wir die Komplexität von Informatik und Robotik aufbrechen und sie verständlich und ansprechend für die Allgemeinheit machen,“ betont sie. Glock ist überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg in der Zusammenarbeit zwischen Techniker*innen, Kommunikationsexpert*innen und der breiten Öffentlichkeit liegt. „Wir müssen Brücken bauen zwischen der technischen Welt und dem Alltagsleben der Menschen, um echte Innovationen zu schaffen.“

Frühe Inspiration durch Physik und Mathematik

Katharina Glock ist in Ostwestfalen-Lippe geboren und aufgewachsen, wo sie schon früh ihr Interesse für Mathematik und Physik entdeckte. Eine Leidenschaft, die sich im Laufe der Zeit auf die Informatik ausweitete. „In meiner Schulzeit war ich fasziniert von Mathematik und Physik, was mich letztendlich zur Informatik führte,“ erinnerte sich Glock in unserem Gespräch. Ihre Eltern, beide in der Wirtschaft tätig, unterstützten sie auf ihrem Weg und förderten ihr Interesse an den Wissenschaften. „Meine Kindheit in Ostwestfalen-Lippe hat mir einen soliden Background verpasst. Es war definitiv die Faszination für Mathematik und Physik, die mich angetrieben hat“ berichtet Glock.

Nach dem Gymnasium führte sie ihr Weg nach Karlsruhe, wo sie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ihren Bachelor- sowie Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolvierte. Ihre akademische Reise führte sie von dort an das Institut Polytechnique de Grenoble und zur Forschung im Bereich Information Process Engineering (IPE). 2020 promovierte Glock summa cum laude zum Thema „Emergency rapid mapping with drones“. Ihre Promotion setzt sich mit der Optimierung von Informationsgewinnung durch Drohnentechnologie auseinandersetzt. „Das Studium in Karlsruhe öffnete mir die Augen für die Welt der Informatik,“ erklärt sie. „Besonders beeindruckt haben mich die Vielfalt und Freiheit an der Universität sowie die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in der Region.“

Gemeinsam an einem Strang ziehen

Angekommen ist sie in Karlsruhe längst. Die Region zeichne sich für sie durch ihre hohe Dichte an technologieorientierten Einrichtungen und Unternehmen aus. „Karlsruhe bietet ein praktisches und vielseitiges Umfeld“ berichtet sie. Allerdings hätte die Fächerstadt schon noch ein wenig Aufholbedarf, was Frauen in MINT anbelangt. „Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen ist vergleichsweise frauenlastig“ erklärt sie. Hier jedoch liege der Fokus weniger auf der Informatik, sondern vielmehr auf wirtschaftswissenschaftlichen Themen. Dennoch sieht sie auch Entwicklungspotenzial, insbesondere in den Forschungsbereichen des Maschinellen Lernens und der Algorithmen, die nach wie vor von Männern dominiert seien. „Zudem hat die Corona-Pandemie einige Netzwerke für Frauen ausgebremst, was aus meiner Sicht schneller wieder deutlich angekurbelt werden muss“, fügt sie hinzu. Insbesondere weil noch immer weniger Frauen technik- und informatikbezogene Studiengänge ergreifen würden. „Es ist also von großer Bedeutung, Frauen bereits in der Schule für diese Bereiche zu begeistern und ihnen die Möglichkeiten einzuräumen.“ Die Vernetzung von Frauen in der IT-Branche sei daher ein wichtiger Schritt, um das Potenzial weiblicher Talente besser nutzen zu können.

Dies gelte aber auch für den Einstieg und Verbleib im Beruf. Als Bereichsleiterin in der Informatik begegnet sie Herausforderungen mit Entschlossenheit und Selbstvertrauen: „In meiner Karriere habe ich gelernt, dass es nicht nur um die technische Kompetenz geht, sondern auch darum, wie man sich in einem von Männern dominierten Feld behauptet und wie man kommuniziert,“ sagt sie. Dabei schätze sie das unterstützende Umfeld am FZI und KIT sehr, weist aber auch auf die Notwendigkeit hin, Ungleichheiten in der Branche aktiv anzugehen. „Es ist entscheidend, dass wir Frauen in der Technik uns gegenseitig stärken und Ungleichheiten gemeinsam überwinden,“ betont Glock.

Kontakt zu Katharina Glock
Dr.-Ing. Katharina Glock auf LinkedIn: https://de.linkedin.com/in/katharina-glock
FZI Webseite: https://www.fzi.de/team/katharina-glock/

Die Autorin der Blog-Serie #DigiWomenKa, Katharina Iyen, studierte Deutsche Literatur und Philosophie in Karlsruhe und Heidelberg sowie Business Management – mit Schwerpunkt Marketing & Medien – in Heilbronn. Sie ist Scheffel-Preisträgerin der Literarischen Gesellschaft am Oberrhein. Als selbstständige Conceptionerin, Copywriterin und Consultant arbeitet Katharina im Digital Marketing. 
Katharina ist soziale Aufsteigerin und engagiert sich bei Netzwerk Chancen. Ihre Themen sind „Die Macht von Worten und Geschichten“, „neuer Feminismus“ und „Soziale Gerechtigkeit“.