Kompetenzcluster ANYMOS: Was machen Verkehrsdienstleister mit persönlichen Daten?

Staus auf einer Autobahn werden bei der Routenplanung durch einen Online-Kartendienst ebenso angezeigt wie die Ankunftszeit am Ziel und schnellere Umleitungen. Möglich gemacht wird eine präzise Verkehrsplanung vor allem durch die Auswertung zahlloser Daten in Echtzeit. Doch was passiert eigentlich mit all diesen Daten und für was außer Verkehrsprognosen werden sie noch eingesetzt? Und werden solche Daten überhaupt verschlüsselt oder können daraus Rückschlüsse auf das individuelle Mobilitätsverhalten von Nutzer*innen der Online-Dienste gezogen werden?
Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich das Kompetenzcluster Anonymisierung für vernetzte Mobilitätssysteme (ANYMOS).
Am Donnerstag, 7. Dezember, gibt es dazu ab 19 Uhr eine Podiumsdiskussion im TRIANGEL Transfer/Kultur/Raum in der Kaiserstraße 93 in Karlsruhe.

Podiumsdiskussion mit Aktivistin Katja Diehl

Auf dem Podium sitzt dann die renommierte Mobilitätsexpertin Katja Diehl, Autorin mehrer Publikationen zum Thema „Mobilität im Datenrausch“. Flankiert wird die Aktivistin für nachhaltige Mobilität von Dr. Michael Friedewald, Leiter des Geschäftsfelds „Innovation und Digitalisierung“ am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), dem wissenschaftlichen ISII-Mitarbeiter Dr. Frederik Metzer und Gero Zuber, Leiter der Multimodalität beim Karlsruher Verkehrsverbund (KVV).  Moderiert wird der Abend von Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion Wissen Aktuell beim Südwestrundfunk (SWR).

Auf dem Podium sitzt dann die renommierte Mobilitätsexpertin Katja Diehl, Autorin mehrer Publikationen zum Thema „Mobilität im Datenrausch“. Foto: Amac Garbe
Auf dem Podium sitzt dann die renommierte Mobilitätsexpertin Katja Diehl, Autorin mehrer Publikationen zum Thema „Mobilität im Datenrausch“. Foto: Amac Garbe

Menge der Daten wird dramatisch ansteigen

„Die große Herausforderung ist die Menge der Daten. Die wird in den kommenden Jahren dramatisch ansteigen“, sagt ANYMOS-Projektleiter Oliver Denninger vom Forschungszentrum Informatik (FZI). Das langfristige Ziel des Kompetenzclusters ist deshalb die Entwicklung einer Technologie, mit der die Anonymisierung von Daten problemlos in bestehende Systeme integriert werden kann. Dadurch könnten Unsicherheiten beim Teilen und Nutzen persönlicher Daten ausgeräumt und die Wichtigkeit des Datenschutzes in Deutschland gestärkt werden.

„Die Methoden für die Verschlüsselung sind eigentlich bekannt“, sagt Denninger. Aber noch längst nicht alle Unternehmen wüssten, worauf sie bei der Auswertung personalisierter Daten alles achten müssen. Gründe für den prognostizierten Anstieg der Datenmengen im Verkehrswesen gibt es für Denninger mehrere. Die Automobilbranche entwickelt Techniken für das vernetzte und autonome Fahren, Nahverkehrsdienstleister optimieren ihr Angebot und in der Logistikbranche wird ständig nach möglichst effizienten Transportwegen gesucht.

ANYMOS TRIALOG am 7.12. im TRIANGEL OPEN SPACE.

Unterschiedliche Interessen der Unternehmen

Eine weitere Herausforderung für den Datenschutz sind laut Denninger auch die unterschiedlichen Interessen der Unternehmen. „Es gibt Unternehmen, die mit Werbung ihr Geld verdienen und deshalb möglichst viel über ihre Kundschaft erfahren will“, sagt Denninger. Deshalb wisse man bei großen Anbietern wie Google nie ganz genau, wie persönliche Daten weiterverarbeitet würden.

Bei Nahverkehrsunternehmen wie dem KVV stehe bei der Daten-Analyse meistens die Verbesserung des Angebots im Vordergrund. In der Automobilbranche gehe es fast ausschließlich um die Weiterentwicklung der Sensorsysteme. „Wenn eine Kamera Bilder von Menschen am Straßenrand macht, will niemand wissen, wer das ist“, betont Denninger. Automobilhersteller wollten zwar ihre Kund*innen kennenlernen, aber die könne man um das Einverständnis zur Nutzung ihrer Daten ausdrücklich bitten.

ANYMOS wird gefördert von Bund und EU

Die Podiumsdiskussion zum Auftakt von ANYMOS ist umrahmt von zwei Stammtischen zu den Themenkomplexen „Geschäftsmodelle mit Mobilitätsdaten“ sowie „Recht und Datenschutz.“ ANYMOS läuft noch bis 2025 und wird gefördert von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Konsortialpartner aus Karlsruhe sind neben dem Fraunhofer ISI, dem KVV und dem FZI noch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) sowie die INIT GmbH.