Grüne Software - Wie ein Karlsruher für Nachhaltigkeit in der IT-Branche sorgt

Aydin Mir Mohammadi. Foto: Privat

Der Einsatz von Software kostet Energie. In Zeiten der Klimakrise arbeiten immer mehr Softwareentwickler*innen daran, diese ressourcenschonender und nachhaltig zu gestalten. Einer von ihnen ist Aydin Mir Mohammadi, Geschäftsführer von bluehands und Initiator der Green Software Development Gruppe. Wir haben mit ihm über seine Idee, Motive und die Gruppe gesprochen, deren Veranstaltungen in Karlsruhe von karlsruhe.digital unterstützt werden.

Ökologisch bewusstes Handeln im Alltag war Aydin Mir Mohammadi immer wichtig. Vor einiger Zeit begann er, über nachhaltige Lösungen in seinem IT-Beruf nachzudenken. Damit ist er nicht allein. Einmal im Monat trifft sich die, von ihm initiierte, Green Software Development Gruppe – bestehend aus Entwickler*innen – zum Austausch über neue Ansätze und Ideen zur Steigerung der Nachhaltigkeit von Software – von der Architektur bis zum Betrieb.

Mir Mohammadi ist überzeugt davon, dass in nachhaltiger und ökologischer Software enormes Potential liegt. “Unsere Branche ist verantwortlich für geschätzte 4 % der globalen CO2-Emissionen. Das ist fast das Doppelte von dem, was die Luftfahrt produziert!”

Anderen Schätzungen zufolge liegen die Emissionen der gesamten ITK-Branche sogar bei 10% weltweit. Software ist keineswegs klimafreundlich, und dias Herstellen von Computern und Rechenzentren erfordert den Abbau von Rohstoffen, kostet Strom, Wasser und sorgt für den Ausstoß von CO2.

Umdenken – ganz praktisch

Je weiter die Digitalisierung voranschreitet, desto höher sind die Kosten, die das Klima tragen muss. Deshalb ist Mir Mohammadi für ein nachhaltiges Umdenken – und das am besten so schnell wie möglich. Denn, “das Wachstum ist exponentiell. Rechenzentren sprießen wie Pilze aus dem Boden. Und da kommt jetzt Bewegung ins Spiel. Die Software, die wir produzieren, muss klima- und ressourcenfreundlich sein.“

Was genau bedeutet das in der Praxis? Mir Mohammadi und andere Entwickler*innen arbeiten an Ansätzen von Software, die nur dann bestimmte Aufgaben ausführt, wenn das Stromnetz viel regenerativen Strom enthält. Tut es das nicht, wird die Rechenleistung später nachgeholt. “So ähnlich wie bei der Energiewende. Man orientiert sich um. Die verbrauchte Energie orientiert sich danach, wie viel regenerative Energie vorhanden ist. Im Prinzip also ein Paradigmenwechsel.”

In der Gruppe weiterdenken

Die Green Software Development Gruppe ist laut Mir Mohammadi eine “Bewegung” von Gleichgesinnten IT-ler*innen, die sich für ein nachhaltiges Arbeiten vernetzen möchten. Die Teilnehmenden treffen sich dafür in ihrer Freizeit, geben einander Input und halten sich über neue Trends in ihrer Branche auf dem Laufenden. Ein wiederkehrendes Thema ist Transparenz: Wie hoch ist der CO2-Ausstoss einer Software und wie ist das zu bewerten. „Das ist vergleichbar mit den Autos, wo Sie genau wissen, welches Auto einen hohen Spritverbrauch hat ”, so Mir Mohammadi.

Unter Gleichgesinnten: Hier treffen sich Menschen aus den unterschiedlichsten IT-Bereichen, um sich für mehr Nachhaltigkeit zu vernetzen. Foto: Aydin Mir Mohammadi

Unter Gleichgesinnten: Hier treffen sich Menschen aus den unterschiedlichsten IT-Bereichen, um sich für mehr Nachhaltigkeit zu vernetzen.
Foto: Aydin Mir Mohammadi

Ein Konflikt, der Kopfzerbrechen bereitet, sind die Bedingungen, die eine klimafreundliche Produktion von Software erfordert. Denn erstmal wird das aufwändiger und dauert unter Umständen länger. Andererseits ist eine kosten- und verbrauchseffiziente Software langfristig günstiger und vor allem ökologischer. Denn die Rechenzentren müssen weniger Datenverkehr, Rechner und Strom zur Verfügung stellen. Aber, wie Mir Mohammadi feststellt, ist das ein grundsätzliches Problem von Ökologie. „Sie können Ihre alte Heizung jetzt durchpusten und weiter hohe Kosten in Kauf nehmen oder sofort in ein effizientes, klimafreundlicheres Produkt investieren.”

Mitmachen und dabei sein!

Die Teilnehmenden der Green Software Development Gruppe kommen aus den unterschiedlichsten IT-Bereichen wie Design, Anwendungsentwicklung oder Betrieb. Mir Mohammadi ist überzeugt davon, dass ein Umdenken in der Software-Branche überfällig ist und freut sich, dass die regelmäßigen Events so gut angenommen werden: „Zuletzt waren 50 Personen anwesend. Das ist besonders für eine Stadt wie Karlsruhe wirklich gut.” Auch in Zukunft wird sich bei den Meet-Ups weiterhin ausgetauscht, vernetzt, informiert und inspiriert.

Wer Teil der Green Software Development Gruppe werden möchtet, findet hier weitere Informationen zu den Treffen und ihren Inhalten.

Das nächste Event findet am 16. Mai statt, zum Thema „Sustainable Kubernetes – Scale up, Scale down, Scale to Zero„.

Titelbild: privat.