Vernetzung von analoger und digitaler Welt: Mit #HandwerkDigitalKA über die Digitalisierung des Handwerks

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Hilft ein Tablet beim Fliesen legen? Feiern Zimmerleute mit einer modernen Software früher Richtfest? Bei der Digitalisierung herrscht in vielen Handwerksbetrieben noch Nachholbedarf. Manchmal fehlt die Zeit für die überfällige Modernisierung der internen Kommunikationsstrukturen, manchmal auch die passende IT für die jeweilige Branche.

Die breit angelegte Studie „Digitalisierungsbarometer für das Bau- und Ausbauhandwerk Baden-Württemberg“ wies in diesem Zusammenhang ein zentrales Ergebnis aus: „Je größer ein Betrieb ist, desto höher ist auch der Digitalisierungsgrad. Der signifikante technologische Strukturwandel im Handwerk trifft die kleinen, familiengeführten Handwerksbetriebe, die mittelfristig vor einer Betriebsübergabe stehen oder die die notwendigen Investitionen in die Zukunft nicht mehr leisten können, besonders. Das bedeutet, dass gerade die kleinen Betriebe noch stärker bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen unterstützt und gefördert werden müssen.“ (Handwerkskammer Karlsruhe)

Die Handwerkskammer Karlsruhe hat das Problem erkannt und setzt beispeielsweise durch die Technologie- und Innovationsberater oder das Projekt „Handwerker-Netzwerk Digitalisierung (HND)“, darauf Handwerksbetriebe für Einsatzmöglichkeiten zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Aber auch die ersten Handwerksbetriebe in der TechnologieRegion Karlsruhe gehen bereits mit gutem Beispiel voran.

karlsruhe.digital stellt in der losen Serie #HandwerkDigitalKA solche Vorreiter aus Karlsruhe, die zahlreichen Möglichkeiten für die Vernetzung von analogem Handwerk und digitalen Anwendungen und Karlsruher Initiativen rund um die Digitalisierung im Handwerk vor. Den Anfang macht heute die beispielhafte Zusammenarbeit der beiden Karlsruher Firmen Leverkus und Interconnect.

Malerbetrieb geht mit gutem Beispiel voran

Der Malerbetrieb Leverkus ist ein echtes Karlsruher Traditionsunternehmen. Seit der Gründung im Jahr 1957, durch Malermeister Harro Leverkus, wurde er kontinuierlich ausgebaut. Heutzutage zählt das Familienunternehmen 15 Beschäftigte und fast 3000 Kunden. Dabei setzt das Unternehmen auf rundum Renovierungsservice, vom Ausräumen bis zur Endreinigung, auf nachhaltige Materialien und auch schon seit einiger Zeit auf Digitalisierung. Und das aus gutem Grund, denn digitale Prozesse bilden längst die Basis für jedes Kundenprojekt. Zum Einsatz kommen digitale Anwendungen an vielen Stellen, so beispielsweise bei der Zeiterfassung oder aber bei präzisen Vermessung. „Wir haben uns früh mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt“, erklärt Heiko Leverkus, Geschäftsführer der Leverkus GmbH.

Damit ist der Karslruher Familienbetrieb sicherlich ein Vorreiter in seinem Bereich. Diese Stellung ist Heiko Leverkus zu verdanken, der die Digitalisierung des Betriebs in den letzten Jahren entscheidend vorangetrieben hat. Unterstützung erhielt er vom Karlsruher IT-Dienstleister Interconnect. „Bei einer solchen Zusammenarbeit gibt es eigentlich nur Gewinner“, sagt Geschäftsleiter Wulf Vogel, denn Zeitaufwand und Kosten für Administration und Wartung seien für Handwerksbetriebe häufig zu groß. Dank der professionellen Hilfe eines IT-Dienstleisters erhalten Betriebe passgenaue und sichere IT-Anwendungen für die Optimierung der betrieblichen Abläufe. Handwerker*innen können sich dadurch wieder um ihr eigentliches Kerngeschäft kümmern.

Das 25-köpfige InterConnect-Team
am Karlsruher Firmensitz
. Foto: InterConnect

Im Handwerk fehlt Zeit und Know-how für die Digitale Transformation

Die Gründe für eine Neustrukturierung lagen auch für Heiko Leverkus auf der Hand. Die IT war in die Jahre gekommen und fürs mobile Arbeiten nicht geeignet. Dadurch wurde auch die Wartung der Systeme immer zeitraubender, zudem gab es zahlreiche Sicherheitslücken. „Die IT wurde jahrelang nebenbei gemacht und war darum nur wenig zufriedenstellend“, beschreibt Vogel das Szenario zu Beginn des Projekts.

Als erstes wurden deshalb Notebooks fürs mobile Arbeiten angeschafft und eine funktionale Software für die Leitung eines mittelständischen Betriebs installiert. Außerdem richtete Interconnect einen Server zur Datenverarbeitung und neue Sicherheitssysteme ein. Dass die Zusammenarbeit der beiden Karlsruher Unternehmen kurz vor Beginn der Corona-Pandemie begann, habe sich im Nachhinein als Glücksgriff erwiesen, sagt Vogel, „denn so konnten wichtige Dinge während der Lockdowns auch außerhalb der Büros erledigt werden.“

Eine Ausnahme sei der Malerbetrieb Leverkus nach Vogels Einschätzung nicht. „Vielen Handwerkern fehlt neben der täglichen Arbeit schlichtweg die Zeit, um die IT regelmäßig zu erneuern“, sagt der Experte. Aufträge würden oft noch handschriftlich entgegengenommen und später mit viel Zeitaufwand in den Rechner eingegeben. Auch beim Warenmanagement und der Lagerlogistik bestehe in vielen Handwerksbetrieben akuter Handlungsbedarf.

Karlsruhe ist gutes Pflaster für Vernetzung der beiden Branchen

Dabei überwiegen die Vorteile von digitalen Lösungen laut Vogel ganz klar gegenüber dem Aufwand. „Man arbeitet viel effizienter und spart Zeit und Geld“, sagt er. Trotzdem stünden etliche Handwerker der Digitalisierung ihrer Betriebe noch recht skeptisch gegenüber. „Die IT ist kein direkter Teil der Wertschöpfungskette“, sagt Vogel. „Und deshalb wird sie oft vernachlässigt.“

Interconnect betreut mittlerweile sechs Handwerksbetriebe. „Karlsruhe ist ein gutes Pflaster für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Branchen“, sagt Vogel. In der TechnologieRegion gebe es schließlich sehr viele IT-Unternehmen und damit auch die geballte Kompetenz vor der Haustür. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Förderprogramme und Unterstützungsangebote, auch von den Karlsruher Vereinigungen und Kammern, die von den Betrieben vor Ort unkompliziert in Anspruch genommen werden können.

Weiter geht es bei #HandwerkDigitalKA mit einem Karlsruher Startup. Difucon rüstet Bau- und Handwerksunternehmen für die Zukunft mit digitalen Prozessen.