she.codes - von Frauen für Frauen.

Informatik-Nachwuchsförderung aus Kalsruhe wirkt weit über die Stadtgrenzen hinaus.

In der Hochschulgruppe she.codes@KITxTUM haben sich MINT-Student*innen des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) der Technischen Universität München zusammengefunden, um junge Mädchen für die Informatik und technische Themen zu begeistern.

Die Digitalisierung verändert die Welt, in der wir leben und arbeiten in einem noch nie da gewesenen Tempo. Studien zeigen, dass die 11- bis 14-Jährigen mit Smartphones und dem Internet aufwachsen. Durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Online-Unterricht hat sich die Medienkompetenz zudem noch weiter verbessert. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen dem Konsum von Technologie, etwa durch Social Media, und dem Verstehen der technischen Mechanismen dahinter und es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Eine UNESCO-Studie von 2017 mit dem Titel “Cracking the code: girls‘ and women’s education in science, technology, engineering and mathematics” fand beispielsweise heraus, dass Mädchen das Interesse an MINT-Fächern zwischen 15 und 16 Jahren verlieren – und das obwohl es bis zum Alter von etwa 11 Jahren kaum einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt. Einer der Hauptgründe dafür: Lehrer*innen tendieren dazu, Mädchen und Jungen unterschiedlich zu fördern.

Dieser so genannte Gender Tech Gap zeigt sich dann auch im Studium: Derzeit sind in der Informatik noch immer deutlich mehr Männer als Frauen vertreten. Nur 29 Prozent der Studierenden am Karlsruher Institut für Technologie sind weiblich – und bei den Professor*innen sind es nur knapp 14 Prozent. Noch deutlicher werden die Unterschiede beim Blick in den Fachbereich Informatik: Hier waren im vergangenen Semester von 2.254 Studierenden nur rund 10% weiblich. Und das hat ganz reale Auswirkungen. In einer zunehmen digitalisierten Welt, haben Frauen dadurch nicht nur einen deutlich geringeren Digitalisierungsgrad als Männer, wie eine Studie der Initiative D21 zeigte. Auch fließen damit ihre Erfahrungswelten nicht oder in wesentlich geringerem Maße in die digitalen Innovationen und damit in die Gestaltung der Zukunft ein.

Die Hochschulgruppe she.codes@KITxTUM möchte das ändern. „In unseren Workshops versuchen wir spielerisch das Interesse der Teilnehmerinnen am Programmieren zu wecken – und durch individuelle Betreuung jedem die nötige Entwicklungszeit einzuräumen. Letztendlich wollen wir die anti-stereotypischen Vorbilder sein, die die Denkweise künftiger Generationen ändern.“

Mädchen brauchen weibliche Vorbilder in der Informatik

„Studien zeigen, dass Frauen sich häufiger unterschätzen als Männer. Zudem wirken männerdominierte Branchen abschreckend auf viele junge Mädchen. Gender-Stereotype von männlichen Programmierern sind keine Vorbilder für Schülerinnen und bieten keine Möglichkeit sich damit zu identifizieren,“ erklärt Lena Stempfle, eine der Gründerinnen der Hochschulgruppe she.codes@KITxTUM. „Daher ist das Konzept der „gegensätzlichen-stereotypen Vorbilder“ von entscheidender Bedeutung. Ein anti-stereotypisches Vorbild ist jemand, der einem standardisierten mentalen Bild, das in der Gesellschaft verbreitet ist, widerspricht. Anders ausgedrückt: Wir müssen tatsächlich gegensätzliche Beispiele sehen, damit wir unsere Meinung ändern.“ Im Juni 2019 von drei Studentinnen am KIT ins Leben gerufen, verfügt die Hochschulgruppe inzwischen über 46 Mitglieder, die eben jene Vorbildfunktion einnehmen, die es braucht, um die Denkweise künftiger Generationen zu ändern.

„Der Wunsch praktische Programmierfähigkeiten weiterzugeben und durch positive Erfahrungen zu motivieren, hat zu einer schnellen Umsetzung des ersten Präsenzworkshops im Oktober 2019 geführt, der großartiges Feedback bekam. Seither haben rund 500 Jugendliche an unseren Online- und Präsenzkursen teilgenommen. Zudem arbeiten wir seit Beginn der Pandemie im April 2020 komplett ortsunabhängig, teils über Ländergrenzen hinaus, und haben uns um den Standort an der TU München erweitert.“

she.codes@KITxTUM möchte Informatikkenntnisse nachhaltig und spielerisch an Mädchen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren vermitteln. Foto: she.codes@KITxTUM.

Für die kostenfreien she.codes@KITxTUM-Kurse sind keine Vorkenntnisse notwendig

Als ehrenamtliche Initiative bietet she.codes@KITxTUM die Kurse kostenfrei an. Dieser Aspekt ist den Initiatorinnen besonders wichtig, da sie ihre Workshops auf diese Weise für alle zugänglich machen und zur Bildungsgerechtigkeit beitragen.

„Unsere Kurse verfolgen das Ziel Informatikkenntnisse nachhaltig und spielerisch an Mädchen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren zu vermitteln. Wir möchten ihnen die wichtigsten Grundlagen in der Programmiersprache Python vermitteln und ihnen zeigen, wie leicht es ist, erste eigene Computerprogramme zu schreiben,“ erzählt Lena, die selbst Informatikerin ist. „Mit dem code-togetHER Programm möchten wir über vier Monate eine längerfristige Bindung zu den Mädchen aufbauen. Parallel zu den monatlichen Online-Workshops bieten wir ein 1:1 Mentoring für die Mädchen an, um gemeinsam das Frauenbild in der IT zu stärken. Zwischen den Sessions gibt es freiwillige Aufgabenblätter, die gerne von den Teilnehmerinnen angenommen werden. Zum erfolgreichen Abschluss der Workshopreihe erhält jedes Mädchen eine Goodie-Bag, welche ein Buch für Kinder und Jugendliche über Informatik, gesunde Süßigkeiten, Aufkleber und ein Zertifikat enthält.“

Selbstverständlich können sich die Teilnehmerinnen, die im Durchschnitt 12 Jahre alt sind, auch im Nachgang jederzeit mit den Mentorinnen austauschen. Zudem arbeitet she.codes@KITxTUM am kontinuierlichen Ausbau ihres Angebots, um künftig auch Folge-Workshops für jedes Wissenslevel anzubieten. „Besonders stolz sind wir darauf, dass wir durch das Online-Angebot unserer Workshops nicht an unsere beiden Standorte gebunden sind, sondern auch Teilnehmerinnen aus anderen deutschsprachigen Ländern, wie der Schweiz und Österreich, oder sogar von einer deutschen Schule in Südafrika begrüßen durften.“

Begeisterung für MINT-Fächer muss bereits in der Schule geweckt werden

Mit ihren Angeboten will die Initiative she.codes@KITxTUM mehr junge Mädchen für MINT-Studiengänge und -Berufe begeistern, wünscht sich aber auch an anderer Stelle ein Umdenken in der Schulbildung: „Wahlpflichtfächer in fast allen Schularten werden in der 8. Klasse gewählt. Hier entscheiden sich Schülerinnen und Schüler, je nach Angebot der Schule, ob sie sich technisch, wirtschaftlich, sozial oder künstlerisch vertiefen möchten. Wenn hier die Wahl auf eine nicht-technische Vertiefung fällt, ist die Fachrichtung für die nächsten Jahre und oft auch für das folgende Studium beziehungsweise die Ausbildung vorprogrammiert,“ erläutert Lena, die derzeit selbst am Aufbau eines Schulnetzwerks arbeitet. „Daher ist bereits eine frühe Begeisterung (etwa ab der 7. Klasse) für Informatik und technische Themen wichtig. Oft sehen wir jedoch eine fehlende Förderung von Mädchen in technischen Fachgebieten. Besonders in der Pubertät fördern Eltern und Lehrer*innen unbewusst eher Jungen als Mädchen im MINT-Bereich.“

Dabei belegen Studien, dass die 11- bis 14-Jährigen mit Smartphones und dem Internet aufwachsen. Durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Online-Unterricht hat sich die Medienkompetenz noch weiter verbessert. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen dem Konsum von Technologie, etwa durch Social Media, und dem Verstehen der technischen Mechanismen dahinter. „In unseren Workshops versuchen wir spielerisch das Interesse der Teilnehmerinnen am Programmieren zu wecken – und durch individuelle Betreuung jedem die nötige Entwicklungszeit einzuräumen. Letztendlich wollen wir die anti-stereotypischen Vorbilder sein, die die Denkweise künftiger Generationen ändern.“

Nächste Termine:
Python Anfänger Workshop – 21. August 2022

 21. August , 11:00 am – 1:00 pm
Python Anfänger Workshop – 04. September 2022
4. September , 11:00 am – 1:00 pm
code-togetHER Programm 2022-2
25. September , 11:00 am – 11. Dezember , 1:30 pm

Wer she.codes@KITxTUM unterstützten möchte, kann unter codes.education jederzeit mit der Hochschulgruppe in Kontakt treten.