TheLocalOne: Der Online-Hofladen für Karlsruhe

TheLocalOne

Update:
Das Star-up TheLocalOne musste im Juni 2022 leider aufgeben. Die Idee überzeugt noch immer.

Das Karlsruher Start-up TheLocalOne beliefert seine Kund*innen im Raum Karlsruhe mit frischen Lebensmitteln aus der Region. Wir haben mit den Gründern Jannik, Han und Lukas über Online-Hofläden, Klimaneutralität und die Bedeutung von Regionalität gesprochen.

Lieber Han, bevor wir uns gleich mit TheLocalOne beschäftigen, stell doch bitte kurz euer Team vor.

Am Anfang bestand unser Team aus drei Personen: Jannik, Han und Lukas. Allerdings hat sich Lukas inzwischen etwas zurückgezogen, da er sich verstärkt seinem Studium widmet. Tim hat diese Lücke gut gefüllt und kümmert sich bei TheLocalOne nun um die IT-Sachen, was naheliegend ist, da er Informatik an der Hochschule Karlsruhe studiert hat.

Jannik und ich kennen uns vom Studium am KIT. Wir sind beides Wirtschaftsingenieure und wollten eigentlich schon immer ein Unternehmen gründen. Nach unserem Bachelor-Abschluss kam uns während der Corona-Pandemie die Idee einen Lieferservice für regionale Lebensmittel auf die Beine zu stellen. Die Idee zu TheLocalOne war geboren – und seit Oktober 2021 arbeiten wir hauptberuflich in unserem Start-up.

Inzwischen haben wir aber auch Praktikant*innen und Aushilfsfahrer*innen angestellt, denn alleine könnten wir all das nicht mehr stemmen. Unser Team wächst kontinuierlich. Das freut uns natürlich sehr, da immer mehr Leute Anteil am Erfolg des Projekts haben. 

Wie seid ihr auf die Idee zu TheLocalOne gekommen?

Wie bereits erwähnt, haben wir uns während der Corona-Pandemie mit dem Thema Gründung befasst und uns dabei die Frage gestellt, welche Probleme es gibt und wie man diese lösen könnte. Zum damaligen Zeitpunkt erschien es uns als wünschenswert, dass lokale Produkte ebenso schnell und einfach lieferbar sein sollten, wie all die Dinge, die man bei den großen Online-Versandhäusern bekommt. 

Nachdem wir uns auf Start-up-Konferenzen mit anderen Gründer*innen unterhalten hatten, versuchten wir mit TheLocalOne zunächst eine Verbindung zwischen dem stationären Einzelhandel in Karlsruhe und der Online-Welt herzustellen. Denn gerade kleinere Läden haben oft Probleme damit, sich selbst eine Online-Präsenz aufzubauen. Allerdings haben wir schnell festgestellt, dass diese Verbindung nicht optimal ist: Im klassischen Einzelhandel treiben die Zwischenhändler die Preise in die Höhe und die persönliche Beratung hat einen enorm hohen Stellenwert. Das sind beides keine optimalen Bedingungen für einen lokalen Lieferservice, wie wir ihn mit TheLocalOne realisieren wollten.

Also haben wir uns überlegt, wie wir einen echten Mehrwert für alle Beteiligten schaffen können – und sind bei den Hofläden aus der Region gelandet. Wir kannten das Problem selbst: Man will regionale Lebensmittel, am besten direkt vom Bauernhof, aber ohne eigenes Auto ist das im Alltag oft nur sehr schwer zu realisieren. Auf der anderen Seite ist es für einen kleinen Hofladen kaum möglich, einen eigenen Online-Shop zu betreiben. An dieser Stelle setzt TheLocalOne an: Wir bringen alle Marktteilnehmer*innen zusammen und bündeln die vorhandenen Ressourcen durch kostengünstige, effiziente und vor allem auch nachhaltige Prozesse.

TheLocalOne vereint das Angebot von Hofläden aus der Region Karlsruhe in einem Online-Shop.

Ihr habt zum Teil klassische Produkte im Angebot, wie man sie auch im gutsortierten Supermarkt bekommen kann, aber auch viele Produkte von regionalen Hofläden. Wie kommt das bei euren Kund*innen an?

Der Spagat zwischen dem „normalen“ Produktsortiment und den Waren der regionalen Hofläden ist notwendig, um unseren Kund*innen alles anbieten zu können, was sie für den täglichen Bedarf brauchen.

Es bringt nichts, wenn jemand bei uns einen frischen Salat vom Bauernhof um die Ecke bestellen kann, aber dennoch zum Supermarkt gehen muss, wenn Reis und Kokosmilch für ein Curry benötigt wird. Es ist uns wichtig, dass unsere Kund*innen bei TheLocalOne möglichst alles finden, was sie im Alltag brauchen. 

Dennoch recherchieren wir bei allen Produkten, ob es diese auch von kleineren, regionalen Anbieter*innen gibt. Neben der Regionalität legen wir dabei vor allem Wert auf eine hohe Qualität und eine klare Nachverfolgbarkeit des Ursprungs. Das kommunizieren wir in unserem Shop auch alles ganz transparent.

Neben der Regionalität und der lokalen Wertschöpfung taucht vor allem das Thema Klimaneutralität auf eurer Website immer wieder auf. Welche Maßnahmen habt ihr bislang konkret umgesetzt?

Nachhaltigkeit bedeutet für uns, dass man – wann immer möglich – Produkte nimmt, die nur wenige Kilometer vom Esstisch entfernt produziert werden. Das ist aus unserer Sicht entscheidend, denn lange Lieferketten sind gerade bei Lebensmitteln ein großes Problem. Viele Hersteller unterstützen inzwischen zwar entsprechende Kompensationsprojekte, aber die beste Kompensation ist es immer noch, CO2-Emmisionen ganz zu vermeiden.

Aus diesem Grund setzen wir beispielsweise auf Elektroautos und elektrische Lastenfahrräder, die mit dem grünen Strom der Stadtwerke Karlsruhe geladen werden. Selbstverständlich nutzen wir auch wiederverwendbare Boxen für den Transport. 

Lediglich bei unserem Lager und Büro können wir nicht zu 100 Prozent CO2-neutral sein. Hier bleibt uns nur die Kompensation über Ausgleichsprojekte.

TheLocalOne liefert klimaneutral mit dem Lastenfahrrad.

Nehmen wir an, jemand bestellt bei euch mehrere Lebensmittel von unterschiedlichen Hofläden. Wie muss man sich die weiteren Schritte bis zur Auslieferung vorstellen?

Unser operatives Vorgehen teilt sich in zwei Teile: Wir haben ein Lager in Grünwinkel, um unseren Kund*innen kurzfristig die ganzen Produkte bereitzustellen, die mehrere Wochen oder Monate haltbar sind – beispielsweise Getränke oder Konserven. Fleisch, Wurst, Obst und Gemüse holen wir dagegen täglich frisch in den Hofläden der Region. Am Vormittag suchen wir die Bestellungen zusammen und fahren dann eine feste Route ab, um bei unseren Partner*innen die Lebensmittel abzuholen, die benötigt werden. Diese liefern wir dann im Lager an, sortieren alles und liefern die Bestellungen danach aus.

Ihr habt mit der Stadt Karlsruhe, IKEA oder dem KIT starke Partner*innen an eurer Seite. Wie sind die Kooperationen zustande gekommen und welche Rolle haben dabei die starken Start-up-Netzwerke in Karlsruhe gespielt?

Kooperationen und starke Partner*innen sind extrem wichtig für Start-ups, vor allem wenn man jünger ist und noch keine Kontakte hat. Zu den genannten Kooperationen kam es im Regelfall dadurch, dass wir ganz einfach an die Leute herangetreten sind und ihnen unsere Idee vorgestellt haben. Egal, ob die Stadt Karlsruhe, das KIT oder IKEA – von allen haben wir unterschiedliche Formen der Hilfe und Unterstützung erhalten, ohne die wir heute nicht dort wären, wo wir sind.

Natürlich spielten dabei auch Projekte wie die PionierGarage am KIT oder Netzwerke wie das CyberForum eine wichtige Rolle, da darüber viele Kontakte erst zustande kamen. Gerade der Austausch mit anderen Start-ups sowie etablierten Unternehmen ist ungemein hilfreich.

Dennoch wäre es aus unserer Sicht erfreulich, wenn man in der Region noch mehr junge Menschen dazu motivieren würde, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. 

Welche Pläne habt ihr für TheLocalOne? Plant ihr das Konzept auch in anderen Regionen umzusetzen, oder konzentriert ihr euch auch zukünftig ausschließlich auf die Region Karlsruhe?

Grundsätzlich braucht man ja immer mittel- bis langfristige Pläne, muss aber auch jeden Tag schauen, wo man aktuell steht. Natürlich denken wir darüber nach, TheLocalOne auch in Städten wie Freiburg, Pforzheim oder Stuttgart umzusetzen. Allerdings ist es uns wichtig, dann auch dort dieselbe exzellente Qualität und Auswahl an Lebensmittel anbieten zu können. Das benötigt Zeit und Liebe zum Detail. Deshalb liegt unser Fokus derzeit auf Karlsruhe. Dort wollen wir das Liefergebiet erweitern, um beispielsweise auch Ettlingen zu versorgen. Dafür müssen wir größer werden und unser Produktportfolio entsprechend ausbauen. 

Derzeit arbeiten wir vor allem daran, unser Angebot noch attraktiver zu machen – etwa durch Optimierungen im Online-Shop, Verbesserungen beim Packaging sowie diversen Zusatzangeboten. Hier sehen wir noch viel Potenzial.