Integreat App erleichtert Integration im Landkreis Karlsruhe

Integreat App Karlsruhe

Um Migrant*innen beim Neuanfang im Landkreis Karlsruhe unter die Arme zu greifen, bündelt die Integreat App seit Jahresbeginn die wichtigsten Informationen in einer Anwendung.

Sich in einer neuen, unbekannten Umgebung zurechtzufinden, stellt jeden von uns vor Herausforderungen. Wenn man jedoch aus seiner Heimat flüchten muss und versucht, sich mit marginalen Sprachkenntnissen in einem fremden Land eine neue Existenz aufzubauen, dann sind diese Herausforderungen ungleich größer.

Aus diesem Grund steht Migrant*innen seit Anfang des Jahres auch im Landkreis Karlsruhe die Integreat App zur Verfügung. Sie dient als zentrale Anlaufstelle für Informationen und Ansprechpersonen aus den Bereichen Bildung, Arbeit, Sprache, Gesundheit, Recht und Alltag. Die unter https://integreat.app/lkkarlsruhe/de/ abrufbare Anwendung ist kostenlos in mehreren Sprachen verfügbar und kann sogar offline genutzt werden.

karlsruhe.digital hat mit den Projektverantwortlichen beim Amt für Integration im Landratsamt Karlsruhe über die Integreat App gesprochen:

Liebe Frau Goldbach, liebe Frau Litterst, Anfang des Jahres fiel der Startschuss für die „Integreat App“, einer App, die Migrantinnen und Migranten den Neuanfang und das Einleben im Landkreis Karlsruhe erleichtern soll. Was hat den Landkreis bewogen, dieses Angebot einzuführen und gab es auf dem Weg dorthin irgendwelche Hürden?

Die erste Idee einer digitalen Informationsplattform entstand Ende 2019, als wir wichtige Themen aus dem Bereich Bildung (Wie funktioniert das Schulsystem? Was ist ein Elternabend?) für neuzugwanderte Menschen in einfacher Sprache aufbereiten wollten. 

Hinzu kam unsere eigene Erfahrung aus der Praxis, dass es bereits viele tolle, sinnvolle und informative Informationen und Angebote für neuzugwanderte Bürger*innen im Landkreis gibt – sei es auf Flyern oder auf Homepages. Alleine in der Kreisintegrationsstelle, in der auch die Integreat App angesiedelt ist, haben wir über 16 solcher Projekte und Programme. Dieses Angebotsportfolio wird jährlich erweitert. 

Das Problem bei dieser Fülle an Angeboten ist jedoch, dass man schnell den Überblick darüber verlieren kann, was man wo findet. Zudem hat die Integrationsthematik eine hohe Dynamik: Ansprechpartner*innen wechseln, mal ist eine Telefonnummer veraltet oder ein Angebot nicht mehr aktuell. Des Weiteren kann Integration oftmals schon daran scheitern, dass Menschen überhaupt nicht an die Informationen gelangen, die sie betreffen. 

Zu Beginn der Corona-Pandemie wurden dann von der Gruppe der Geflüchteten verstärkt mehrsprachige Informationen über Corona nachgefragt und zudem Aufklärung von den Kommunen und Kreisgremien gefordert. 

Aus all den genannten Punkten ist schließlich das Projekt ,,Integreat App“ entstanden. Die Integreat App als digitale Plattform für neuzugwanderte Bürger*innen bietet uns die perfekte Lösung: Man findet die gewünschten Informationen selbstständig mit wenigen Klicks – und im besten Fall auch noch in der eigenen Muttersprache. Außerdem ist sie kostenlos und auch offline nutzbar.

Die Integreat App, die von dem Unternehmen Tür an Tür Digitalfabrik entwickelt wurde, stellt somit ein niederschwelliges Angebot für unsere Zielgruppe dar. Im Prozess der Etablierung der App gab es keine großen Hürden, da die Entscheidungsträger*innen sofort mit an Bord waren und die App befürwortet haben. So konnte die Integreat App zügig im Landkreis Karlsruhe umgesetzt werden.   

Auf der Website zur App ist zu lesen: „Die App braucht Sie – Sharing is Caring“ – was genau steckt hinter dieser Aufforderung?

Unsere App lebt davon, dass man über sie spricht, also sie an Freunde, Familie, Bekannte oder eigene Klient*innen in der Beratung weiterempfiehlt. Auch wenn wir die App bereits bei zahlreichen Netzwerkpartner*innen und deren Klient*innen beworben haben, gibt es immer verschiedene Zielgruppen, die wir damit noch nicht erreichen. Menschen, die sich beispielsweise aktuell gar nicht in einer Beratung befinden, erreicht die App somit vielleicht gar nicht. Daher sind wir auf das ,,Weitererzählen“ angewiesen. 

,,Sharing is caring“ – um möglichst viele Menschen beim Einleben in Deutschland zu unterstützen.  

Kann jeder etwas zu der App beitragen?

Ja, jede Person, jedes Projekt, jeder Verein und jede Kommune im Landkreis Karlsruhe kann etwas beitragen. Die App entwickelt sich stetig weiter und soll auch zukünftig durch neue Inhalte wachsen. Wichtig ist, dass die Informationen für Neuzugewanderte und deren Einleben in Deutschland beziehungsweise dem Landkreis Karlsruhe relevant sind. Das Integreat-Team der Kreisintegrationsstelle freut sich über Beiträge, da wir ein möglichst breit gefächertes Spektrum an Informationen und Angeboten aus dem Landkreis in der App abbilden wollen. 

Wer gerne Informationen oder Angebote für neuzugewanderte Bürger*innen in die App eintragen möchte, kann sich jederzeit bei uns melden.

Wie ist das bisherige Feedback zur Integreat App, beziehungsweise wie wird Sie von Bürger*innen mit Flucht- oder Migrationshintergrund angenommen?

Die App wurde gut aufgenommen. Von unseren Netzwerkpartner*innen haben wir viel positives Feedback erhalten sowie Ideen und Wünsche, welche Themen noch mit aufgenommen werden sollten. Außerdem geben uns die Klickzahlen in der internen Statistik Aufschluss darüber, dass die App seit dem offiziellen Startschuss am 11. Januar 2021 rege genutzt wird. Die Tendenz der Klickzahlen ist hier im Allgemeinen – vor allem aber auch in den Fremdsprachen – steigend. Dies macht für uns nach der kurzen Zeit, in der die App online ist, sichtbar, dass sie von neuzugewanderten Menschen angenommen und genutzt wird. Unsere Kolleg*innen aus dem Amt für Integration (Integrationsmanager*innen, Soziale Beratung) sowie externe Beratungsstellen machen zudem fleißig Werbung bei ihren Klient*innen, damit wir noch mehr Menschen erreichen. Außerdem nutzen die Kolleg*innen die App als Informationsquelle in der Beratung. 

Gemeinsam mit dem ifo Institut für Wirtschaftsforschung und der Ludwig-Maximilians-Universität München planen wir derzeit eine großangelegte wissenschaftliche Evaluation, die den Nutzen und die Wirkung der Integreat App bei Bürger*innen mit Flucht- und Migrationshintergrund erforscht. Somit erhalten wir konkrete Ergebnisse, inwieweit die App für Neuzugewanderte von Nutzen ist und wie sie wirklich bei der Integration hilft. Dies stellt für uns und die Kommunen im Landkreis Karlsruhe eine echte Chance dar, praktizierte Handlungsansätze zu überprüfen und weiterzuentwickeln.

Wie sehen die weiteren Pläne aus?

Unsere Pläne sind vielseitig. Aktuell arbeiten wir an einem neuen Button, der alle Ansprechpersonen und Infos zum Thema ,,Kinder, Jugend und Familie“ bündelt. Man kann sich hier künftig beispielsweise über Schwangerschaft, finanzielle Hilfe und Freizeitangebote für Kinder informieren. Außerdem sind wir weiterhin beim Marketing der App aktiv und überlegen stetig, wie und wo man die Integreat App noch bewerben kann. Auch der ständige Austausch mit der Zielgruppe ist uns wichtig. Nur so können wir herausfinden, wo Inhalte fehlen und wen man als weitere Netzwerkpartner*in mit ins Boot holen sollte. 

Wir stehen mit der Integreat App erst am Anfang und haben für die Zukunft noch einiges geplant.  

Wer Informationen oder Angebote in die Integreat App eintragen oder Flyer beziehungsweise digitale Werbematerialien nutzen möchte, kann sich jederzeit per Mail an das Landratsamt Karlsruhe (Kreisintegrationsstelle) wenden:

Frau Goldbach/Frau Litterst

amt33.integreatapp@landratsamt-karlsruhe.de