ZKM Karlsruhe: KI ebnet den Weg zum intelligenten Museum
Die Überführung der Künste in das digitale Zeitalter wurde bereits bei der Gründung im Jahr 1989 im Aufgabenbereich des ZKM I Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe fest verankert. Die Corona-Krise hat die Digitalisierung der Medienkunst seit März 2020 beschleunigt. Nun will das ZKM den eingeschlagenen Weg konsequent fortschreiben und auch 2021 mit Hochdruck Modelle für ein intelligentes Museum erarbeiten.
„Die Idee an sich ist nicht neu. Aber dank der Entwicklungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz können nun weitere innovative Ausstellungs-formate in die Tat umgesetzt werden“, sagt Ludger Brümmer, Leiter des Hertz-Labors am ZKM. Um neue Impulse zu erhalten, wollen das ZKM und das Deutsche Museum in München nun Gastkünstler zur Entwicklung von kreativen Konzepten ins Haus holen. Bis zum 28. Februar können sich Interessent*innen mit Kenntnissen aus dem Bereichen KI und maschinelles Lernen für ein dreimonatiges Stipendium bewerben. Von Juni bis August 2021 werden die Gastkünstler dann im Hertz-Labor für ihre Projekte zuständig sein. Die Förderung der Gastkünstler ist Teil eines auf drei Jahre angelegten Prozesses zur Erforschung von Zukunftskonzepten für die Museumslandschaft.
KI unterstützt Museen bei Konzeption und Kommunikation
„Vor allem bei der Kommunikation mit den Museumsgästen gibt es durch neue Technologien zahlreiche Möglichkeiten“, sagt Brümmer.
So könnten die Besucher*innen ihre Muttersprache bereits am Eingang eines Museums angeben. Dann könnten sämtliche Informationen zu den Kunstwerken später per Gesichtserkennung automatisch in der jeweiligen Wunschsprache auf digitalen Displays angezeigt werden. Durch den Einsatz von intelligenter Erkennungssoftware, können Kultureinrichtungen auch Rückschlüsse auf das Verhalten der Besucher*innen erhalten. „Dann weiß man ganz genau, welche Leute sich wie lange vor den einzelnen Werken aufhalten“, so Brümmer. Das größte Potenzial könne KI aber bei der Konzeption von neuen Kunstwerken entfalten. So war die Ausstellung „Open Codes“ bereits ein großes Reallabor, um die Interaktion der Gäste mit den Kunstwerken zu erforschen. Auch der bei „Open Codes“ eingeschlagene Weg, nämlich die Weiterentwicklung eines Museums von einem reinen Kunstraum zu einem Platz zum Verweilen, Arbeiten und Kommunizieren, soll laut Brümmer beim „Intelligenten Museum“ auf jeden Fall weiter beschritten werden.
Analoge Museen haben weiterhin eine Existenzberechtigung
Eine komplette Verlagerung der Museen in virtuelle Welten wird es laut Brümmer aber trotz einer fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft auch künftig nicht geben. „Ausstellungen und Installationen bleiben weiterhin die Seele der Museen und können auch künftig nicht durch die Aufbereitung der Kunstwerke für das Internet ersetzt werden. Allerdings wird die Technik auch vor klassischen Kunstmuseen nicht Halt machen“, sagt Brümmer. Das ZKM sehe sich dank seiner großen Expertise auf dem Feld der moderner Medienkunst als Trendsetter für zukunftsweisende hybride Ausstellungskonzepte.
Hybride Museen müssten von der Politik gewollt und unterstützt werden, forderte ZKM-Direktor Peter Weibel bei einer Impulskonferenz zum Thema „Das Museum der Zukunft ist kein Museum mehr“ mit mehreren hochrangigen Museumsleiter*innen. Um analoge und virtuelle Räume gleichzeitig zu bespielen, brauche man schließlich ein höheres Personalbudget und das sei ohne eine staatliche Förderung nicht machbar. Die komplette Verlegung der Inhalte ins Internet lehnt Weibel jedoch ebenso wie Brümmer ab. „Ein Museum ist nicht nur eine Sammlung von Objekten. Es ist auch eine Versammlung von Menschen“. So habe sich bei der kostenfreien Dauerausstellung „Open Codes“ eine regelrechte Museums-Gemeinschaft gebildet. „Weil es keinen Eintritt kostete, kamen die Leute immer wieder“, so Weibel. „Wird erst einmal Eintritt verlangt, kommen hauptsächlich Einmalbesucher, die sich nur einen Teil der Ausstellung ansehen.“