App Stadtgeist Karlsruhe ermöglicht virtuelle Zeitreise

Smart City Karlsruhe Marktplatz

Wer in der Karlsruher Innenstadt an der Schnittstelle von Kriegsstraße, Ettlinger Straße und Karl-Friedrich-Straße seinen Blick nach Norden schweifen lässt, sieht im Kreuzungsbereich ein großes Einkaufszentrum sowie einige Bürogebäude aus den 1970er Jahren. Wer sein Smartphone dabei hat, kann mit der Kamera auch einen virtuellen Blick in die Vergangenheit werfen und Bilder sowie interessante Geschichten des historischen Ettlinger Tors abspielen lassen.

Historisches Ettlinger Tor
Das historische Ettlinger Tor I Foto: Pressebild

Möglich gemacht wird diese Zeitreise durch die Augmented History App Stadtgeist Karlsruhe mit zahlreichen Informationen zur Stadtgeschichte. Sie ist ein kostenloser Service der Stadt für ihre Bürger*innen und Besucher*innen mit Geschichten von, mit und um Karlsruhe. Die App ist seit 2015 im App-Store erhältlich und wurde seither kontinuierlich ausgebaut. Aktuell gibt es 18 Stadtmarken in der Innenstadt und weitere in Knielingen, für 2021 sind zusätzliche Marken in Durlach im Rahmen eines großen Bürgerbeteiligungsprojektes in der Pipeline.

In Kooperation mit dem Wissenschaftsbüro der Stadt Karlsruhe wurde das Konzept, im Rahmen der SmarterCity-Initiative der Wirtschaftsförderung, zusammen mit der Entwicklerfirma bluehands GmbH & Communication KG umgesetzt.

Die Stadtgeist App ist kostenlos für iPhone (ab iPhone4s), Android oder Windows-Phone verfügbar.

Augmented Reality mit spannenden Audio- und Videobeiträgen

Neugierige von jung bis alt können sich mit der Navigations-Funktion der Stadtgeist-App zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten führen lassen und so ihre Stadt aus einer ganz neuen Perspektive erleben. An den jeweiligen Stadtmarken liefert die Kamera nach dem Prinzip der Augmented Reality dann Bilder was an diesem Ort einmal passierte. Außerdem gibt es zahlreiche Informationen zur Historie der einzelnen Plätze sowie kurzweilige Audio- und Videobeiträge. „Das Besondere an diesem Projekt ist aber, dass die Inhalte gemeinsam mit den Bürger*innen vor Ort erstellt wurden“, so bluehands-Geschäftsführer Aydin Mir Mohammadi. Die meisten Ideen für die inhaltliche Ausrichtung der Stadtgeist-App wurden bei offenen Workshops mit den Bürgervereinen entwickelt. „Deshalb hat die Corona-Krise uns auch ein bisschen ausgebremst“, sagt Mir Mohammadi. Dennoch sei es durch digitale Beteiligungsverfahren gelungen, das Projekt in den vergangenen Monaten weiterzutreiben und Stadtmarken für Durlach zu konzipieren. Interessierte können also gespannt sein.

Führung durch Karlsruhe mit der Stadtgeist App
Führung durch Karlsruhe mit der Stadtgeist App I Foto: Stadtgeist Karlsruhe

Geschichten hinter der Geschichte

Bislang wurde die App von rund 10.000 Nutzer*innen heruntergeladen. Dank der engen Zusammenarbeit mit den Karlsruher Bürger*innen ermöglicht die Stadtgeist-App den Blick hinter die Kulissen der Fächerstadt. „Wir liefern nicht nur weichgespülte Postkartenmotive. Uns interessieren die Geschichten hinter der Geschichte“, betont Mir Mohammadi. Karlsruhe als eines der Zentren des RAF-Terrors in den 1970er Jahren wird in der App deshalb ebenso thematisiert, wie die Rolle des Nobelpreisträgers und Giftgasentwicklers Fritz Haber im Ersten Weltkrieg. Und bei der Stadtmarke am Bundesverfassungsgericht bekommen die Nutzer*innen der App eines der traurigsten Kapitel der über 300-jährigen Stadtgeschichte vor Augen geführt. Am 28. Februar 1847 kamen bei einem Brand des damaligen Hoftheaters an der Stelle des heutigen Verfassungsgerichts 63 Menschen ums Leben. „Durch unsere App konnten wir den Opfern dieses Dramas ein digitales Denkmal setzen“, betont Mir Mohammadi.

Preisgekröntes Konzept

Der Grundstein für die Entwicklung der Stadtgeist App wurde bereits 2013 gelegt. Für den Sieg bei dem von Microsoft und Nokia ausgelobten internationalen Wettbewerb AppCampusAward gab es 70.000 Euro für die Weiterentwicklung des eingereichten Konzepts.