Deutsch-französische KI-Konferenz AIxIA verbindet Künstliche Intelligenz und Umwelt
Über 500 Teilnehmer*innen aus 20 Ländern verfolgten am 3. Dezember die deutsch-französische KI-Konferenz AIxIA | Artificial Intelligence meets Intelligence Artificielle rund um das Thema KI und Umwelt. Ziel der jährlichen Veranstaltung war es, KI aus den „Elfenbeintürmen“ der Wissenschaft auf die „Werkbänke“ der Wirtschaft zu bringen, um den Mehrwert der angewandten KI zu verdeutlichen.
Als leistungsstarke Technologie kann KI den Spagat schaffen, eine grünere Welt zu fördern und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum nachhaltig anzukurbeln. Die AIxIA zeigte mit konkreten Beispielen wie der Einsatz smarter Algorithmen in den Bereichen Produktion, Landwirtschaft, Energie, Wasser und Ressourcen bereits funktioniert. Aufgrund der Corona-Pandemie fand der Kongress 2020 erstmals rein digital statt.
Künstliche Intelligenz und Energie
Durch die Gründung eines deutsch-französischen Ökosystems zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz soll die Energiewirtschaft in den beiden benachbarten Ländern künftig optimiert werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Lisa Kratochwill von der Deutschen Energie Agentur (DENA) exklusiv bei der deutsch-französischen Konferenz präsentierte. „Wenn es um die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz geht, müssen wir von den nationalen Ansätzen wegkommen und eine europäische Strategie entwickeln“, betonte Kratochwill. Nur dann könnten die politischen Ziele im Kampf gegen den Klimawandel erreicht werden.
Laut der Studie ist den meisten Energieunternehmen bereits bewusst, dass KI künftig großen Einfluss auf die effiziente Steuerung und Verteilung der Energie haben wird. Trotzdem verhalten sich die Energieunternehmen zurückhaltend gegenüber Innovationen. „Die Leute wissen einfach noch zu wenig über KI“, sagte Kratochwill. Deshalb wurde bereits 2019 eine breit angelegte Informationskampagne gestartet. Dabei gehe es noch nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern vielmehr um das bessere Verständnis über den aktuellen Stand der Entwicklungen. Kratochwills Impuls war einer von zahlreichen Vorträgen bei der zweiten Auflage der AIxIA. Neben hochkarätigen Referent*innen aus Deutschland und Frankreich, konnte die AIxIA auch politische Vertreter*innen aus Berlin, Paris, Baden-Württemberg und Grand Est begrüßen.
Europa möchte China und USA bei KI herausfordern
„Das Coronavirus hat in den vergangenen Monaten tiefe Narben in der Gesellschaft hinterlassen. Aber die Pandemie hat auch gezeigt, was in Baden-Württemberg technisch alles möglich ist!“ Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Deshalb sei es wichtig, Künstliche Intelligenz zur Optimierung von Abläufen verantwortungsbewusst einzusetzen. Hoffmeister-Kraut betonte, dass die europäischen Länder ihre Kompetenzen noch stärker bündeln und enger zusammenarbeiten müssten, um sich gegen die starke Konkurrenz aus China und den USA zu behaupten.
Die Vernetzung von deutschen und französischen KI-Expert*innen ist nach Hoffmeister-Krauts Einschätzung auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. „Nur so kann Europa bei der KI eine Führungsrolle übernehmen“, betonte die Ministerin. Seit der Premiere von AIxIA im Herbst 2019 seien bereits viele interessante Projekte angestoßen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit intensiviert worden. Um sich von der außereuropäischen Konkurrenz abzugrenzen, müssen die deutschen und französischen Entwicklerteams nach Hoffmeister-Krauts Einschätzung immer auch ethische Fragen berücksichtigen und die sozialen Aspekte beim Zusammenspiel von Menschen und Maschinen nicht aus den Augen verlieren.
In der Produktion ist noch viel Luft nach oben
„Wir befinden uns inmitten einer Reise, sind aber noch lange nicht am Ende angelangt“, stellte Prof. Dr.-Ing. Gisela Lanza, Leiterin des Instituts für Produktionssysteme am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), fest. In der Landwirtschaft werden KI-Systeme zur Steigerung der Effizienz bereits eingesetzt. „Aber in der klassischen Produktion ist noch viel Luft nach oben“, so Lanza. Den aktuellen großen Hype um das Thema kann die Professorin nur bedingt nachvollziehen. Schließlich wurden die Algorithmen zur Steigerung der Produktivität teilweise schon vor vielen Jahren entwickelt. Nun seien die Computer leistungsfähig genug, um die Berechnungen auszuführen.
„Künstliche Intelligenz betrifft mittlerweile fast jeden Bereich unseres Lebens. Aber es ist nur ein Werkzeug, das uns dabei hilft, etwas effizienter zu arbeiten,“ Prof. Dr.-Ing. Gisela Lanza, KIT
Eine Möglichkeit für einen nachhaltigen Einsatz von KI präsentierte auch Dr. Hannes Sieling vom Karlsruher KI-Unternehmen Blue Yonder. Um zu verhindern, dass Lebensmittel in den Supermarktregalen verderben, sollte der Preis von Produkten, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft, einige Stunden vor Ladenschluss automatisch gesenkt werden. Durch die Analyse der Daten der Kund*innen könnte das Verkaufsverhalten insgesamt besser gesteuert und schwer verkäufliche Ware durch gezielte Rabatte leichter veräußert werden.
KI-Kooperationen zwischen Deutschland und Frankreich werden ausgebaut
Die KI-Konferenz AIxIA verdeutlichte, dass aus der Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich im Bereich KI bereits konkrete Projekte entstanden sind. Künftig möchten die Organisatoren der AIxIA die Zusammenarbeit der Länder durch verschiedene Austauschformate und Arbeitsgruppen noch intensivieren. Die neuen Projekte und Ergebnisse zeigt dann spätestens die AIxIA 2021!
Die AIxIA ist eine gemeinsam vom Karlsruher Digital Hub für Angewandte Künstliche Intelligenz und dem France HUB IA aus Paris organisierte Veranstaltung. Unterstützung erhält sie durch die Initiative karlsruhe.digital. Der Digital Hub Karlsruhe wird vom DIZ | Digitales Innovationszentrum, CyberForum e. V. sowie dem FZI Forschungszentrum Informatik koordiniert und vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau BW gefördert.