#digiTALK im ZKM zum Thema "Nachhaltige Digitalisierung"

Seit zehn Jahren beschäftigt sich der Wissenschaftler Rainer Rehak mit dem Wechselspiel von Informatik und Gesellschaft. Auf Twitter teilt der kritische Informatiker des Berliner Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft dabei schon einmal Posts von Klimaaktivistin Greta Thunberg oder fordert unter dem Schlagwort „Wer schützt eigentlich den Datenschutz?“ einen sensibleren und verantwortungsbewussteren Umgang mit persönlichen Daten. Ein weiteres Steckenpferd von Rehak ist die Nachhaltigkeit.

Am 22. Oktober ab 19 Uhr ist der Digitalisierungsexperte Gast beim #digiTALK Karlsruhe im ZKM I Zentrum für Kunst und Medien zum Thema „Nachhaltige Digitalisierung“. Weil die Veranstaltung wegen der Corona-Verordnungen hybrid über die Bühne geht, wird Rehaks Impulsvortrag „Digital nachhaltig – geht das überhaupt?“ aus Berlin live gestreamt.

Die Veranstaltungsreihe #digiTALK wurde 2015 vom Wissenschaftsbüro der Stadt Karlsruhe, dem online-Nachrichtenportal ka-news und der Karlshochschule Karlsruhe als Digitaler Stammtisch zur Vernetzung von Medien- und IT-Schaffenden aus der Taufe gehoben. Seither wurden bei den Gesprächsrunden zahlreiche zeitgemäße IT- Themen wie Online-Handel, digitale Bildung oder Fake News thematisiert.

Foto: #digiTalk2019 I Wissenschaftsbüro Stadt Karlsruhe

Passen Digitalisierung und Umweltschutz zusammen?

Bei einer Podiumsdiskussion reden dann Sebastian Richter vom OK Lab Karlsruhe, Sarah Jansen vom FabLab Karlsruhe und Barbara Kiolbassa von der Medienkommunikation des ZKM über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Umwelt. Die Frage nach der Vereinbarkeit von Umweltschutz und moderner Technik wird seit der weltweiten Verbreitung des Internets in vielen Foren und Firmen diskutiert. Wegen des immensen energetischen Aufwands für die Bereitstellung von Rechnerzentren in den größten IT-Firmen hinterlässt jede Suchanfrage im Internet wegen des damit verbundenen Ausstoßes von umweltschädlichem Kohlendioxid einen ökologischen Fußabdruck. Auf der anderen Seite haben einige der größten IT- Firmen die Zeichen der Zeit bereits erkannt und versorgen ihre Firmensitze ​ausschließlich mit regenerativ erzeugter Energie wie Sonnenstrom. Einfach zu beantworten sind solche Fragen allerdings trotzdem nicht, denn die Endgeräte der Suchenden werden ebenfalls mit Strom betrieben. Deshalb wird beim #digiTALK auch die Frage gestellt, wie denn der tägliche Medienkonsum möglichst nachhaltig gestaltet werden kann. Ob Appelle an die Bevölkerung reichen, oder ob es vielleicht andere Steuerungsmöglichkeiten wie eine Umweltabgabe braucht, darüber werden die Experten intensiv diskutieren.

@ecoLogicStudio
Foto: ecoLogicStudio

OK Lab und FabLab stellen Wissen für Bürger*innen bereit

Die Vereinbarkeit von Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird beim OK Lab Karlsruhe regelmäßig diskutiert. Das „OK“ steht für Open Knowledge, also für „offenes Wissen“. Seit 2004 setzt sich die für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung gegründete Organisation Open Knowledge International nach eigenen Angaben für die Verbreitung von offenen Daten ein. Unter dem Dach des deutschen Ablegers Open Knowledge Foundation haben sich in der Bundesrepublik mehrere Dutzend regionale OK Labs gegründet. Dort entwickeln Programmierer, Designer oder Journalisten ehrenamtlich Projekte zur besseren Erläuterung und Visualisierung von komplexen Sachverhalten. Die Projekte der regionalen OK Labs werden auch als „Citizen Science“ (Wissenschaft der Bürger) bezeichnet. Durch das Sammeln von möglichst vielen Informationen können die beteiligten Bürger*innen Wissenschaftlern bei der Erfassung von Daten für Forschungsstudien behilflich sein. Ein bekanntes „Citizen Science“-Projekt ist etwa die jährliche „Stunde der Gartenvögel“, bei der Hobby-Ornithologen während einer bestimmten Stunde die Singvögel in ihrem Garten zählen. Seit Jahren zieht der Naturschutzbund Deutschland (NABU) daraus Rückschlüsse auf Veränderungen im Bestand einzelner Vogelarten. Das FabLab (Abkürzung für „fabrication labratory“ oder Fabrikationslabor) widmet sich ebenfalls der Vernetzung von kreativen Wissenschaftlern. Durch gemeinsame Projekte sollen der Bevölkerung innovative digitale Produktionsverfahren und Konzepte wie 3D-Druck oder Laserschnitt zur Verfügung gestellt werden. Gegründet wurde die weltweite Bewegung 2002 am Massachusetts Institute of Technology. Heute gibt es weltweit etwa 150 solcher Werkstätten.