Karlsruher Unternehmen Disy digitalisiert den Wildtierbestand in Deutschland
Titelbild: Daniel Buckle (Unsplash)
Wie viele Rehe gibt es in Baden-Württemberg? Wie viele Feldhasen sind in Sachsen unterwegs? Und wie viele Wildschweine treiben in Hessen ihr Unwesen? Die Antwort auf diese Fragen liefert das Wildtiererfassungsportal WILD des Deutschen Jagdverbands, das auf Software des Karlsruher IT-Unternehmens Disy basiert.
WILD steht in diesem Falls für Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands. Die Daten werden von der Jägerschaft erhoben. Für die Digitalisierung der Datensätze und die Darstellung in Übersichtskarten ist das Karlsruher IT-Unternehmen Disy Informationssysteme GmbH zuständig. Basis für das neue Portal ist die Disy-Software Cadenza.
„Durch die Darstellung auf den Karten können die Daten nun besser eingesehen und genutzt werden“, sagt Disy-Marketingleiter Wassilios Kazakos. Der DJV erfasst die Wildbestände seit 2001. Bislang wurden die jährlichen Erhebungen des DJV lediglich tabellarisch aufbereitet, an Mitglieder verschickt und ins Internet gestellt. „Die Arbeit mit diesen pdf-Dateien war sehr umständlich. Deshalb haben wir uns um eine bessere Aufbereitung für die Nutzer bemüht“, sagt Kazakos.
Übersichtlichere Darstellung und schnellerer Auswertung
Durch neue Darstellungsform können sich Jägerinnen und Jäger, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Naturschützerinnen und Naturschützer nun einen schnellen Überblick über die Entwicklung der Populationen von 17 verschiedenen Wildtierarten in den einzelnen Regionen verschaffen. Für die Auswertung der Daten stehen mehrere Aufbereitungsformen zur Auswahl. Die Ergebnisse können sowohl als Diagramm, Tabelle oder als Karte angezeigt und gespeichert werden. Größter Vorteil des neuen Portals ist nach Kazakos‘ Einschätzung die übersichtliche Darstellung der mehrjährigen Entwicklung.
„So kann man sehr schnell herausfinden, ob der Bestand einer bestimmten Tierart in einer bestimmten Region im Lauf der vergangenen Jahre dauerhaft ab- oder zugenommen hat“, betont der Marketing-Experte. Anschließend könnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Ursachen für die Entwicklungen suchen und die Erkenntnisse aus dem Wildportal mit den Datensätzen aus Wirtschaft oder Landwirtschaft abgleichen.
Viele Vorteile für Jagd, Wissenschaft und Naturschutz
Für Naturschützerinnen und Naturschützer sei vor allem die Entwicklung von invasiven Arten interessant. „Wenn neue Arten in ein Ökosystem drängen, hat das meistens auch Auswirkungen auf die heimische Tierwelt“, sagt Kazakos. Deshalb müssten Jägerinnen und Jäger sowie Naturschützerinnen und Naturschützer frühzeitig gegensteuern und Maßnahmen zur Eindämmung invasiver Tierarten ergreifen.
Für den Jagdverband hat die neue Darstellungsform ebenfalls Vorteile. In der Landwirtschaft sorgte in den vergangenen Jahren vor allem die hohe Anzahl von Wildschweinen für Probleme. Durch die genauere Analyse der Datensätze kann die Bejagung der Schwarzkittel nun gezielter erfolgen. Disy arbeitet bereits seit einigen Jahren eng mit dem Verband zusammen und hat in dieser Zeit auch schon ein Tierfund-Kataster auf den Weg gebracht.
Disy-Software Cadenza als Grundlage für neues Portal
Für Disy gehört die intelligente Auswertung von Daten zum täglichen Geschäft. Bei der Software Cadenza werden vorhandene Geodaten für die Erstellung von Karten zur Darstellung von Umweltdaten und Lärm genutzt.
„Ein Projekt wie WILD passt deshalb sehr gut zu uns“, sagt Kazakos. Dank des großen Expertenwissens könne Disy durchaus Vorreiter bei der Entwicklung eines neuen Standards für die Nutzung von öffentlichen Daten werden. Vor rund 20 Jahren wurde Disy als klassisches Spin-Off der Karlsruher Forschungslandschaft aus der Taufe gehoben. Mittlerweile beschäftigt die Softwareschmiede mit dem Geschäftssitz in der Ludwig-Erhard-Allee 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Jahresumsatz beläuft sich nach firmeneigenen Angaben auf rund 9 Millionen Euro.