Kunst, KI und Stadt – FLORA MOMENTUM beim InnovationFestival Karlsruhe
FLORA MOMENTUM – Wenn Kunst den Stadtraum heilt
Wie eine KI-generierte Pflanzenwelt den Stephanplatz verwandelt – und warum das Kollektiv ato damit beim InnovationFestival @karlsruhe.digital auftritt.
Kunst trifft Stadt – FLORA MOMENTUM in Karlsruhe
Mitten im Herzen Karlsruhes, direkt am Stephanplatz, ist ein Ort entstanden, der die Grenzen zwischen Natur, Technologie und urbanem Leben poetisch auflöst: Die interdisziplinäre Kunstinstallation FLORA MOMENTUM von Hannah Cooke, Jannik Lang und Norina Quinte verwandelt eine ehemals ungenutzte Durchgangsfläche in eine Oase der Reflexion, Begegnung und Erholung – und macht deutlich, wie tiefgreifend Kunst den Stadtraum verändern kann.
Postbotanische Visionen: Heilpflanzen aus KI
Im Zentrum von FLORA MOMENTUM stehen sogenannte „postbotanische Wucherungen“ – futuristische Heilpflanzen, generiert durch künstliche Intelligenz. Sie basieren auf bekannten Kräutern wie Kurkuma, Ginkgo oder Knoblauch, erinnern zugleich an florale wie organische Strukturen. In Lentikulardrucken festgehalten, verändern sich die Bildwelten je nach Blickwinkel – ein subtiles Spiel aus Wahrnehmung, Bewegung und Imagination, das Passant*innen einlädt, sich auf neue Perspektiven einzulassen. Die Wirkung ist ebenso visuell stimulierend wie gedanklich herausfordernd.

Ein öffentlicher Raum wird zur Plattform
Gestalterisch ergänzt durch skulpturale Sitz- und Stehmöbel von Jannik Lang, die sich fließend in die Architektur des Platzes einfügen, entsteht ein Raum, der sich jenseits klassischer Stadtmöblierung als Erfahrungsraum öffnet. Ein Ort, der nicht nur durch seine Funktion, sondern vor allem durch seine Atmosphäre wirkt.
FLORA MOMENTUM greift nicht nur gestalterisch in den öffentlichen Raum ein – die Installation stellt Fragen: Nach der Zukunft der Heilung in einer technologisierten Welt. Nach dem Verhältnis von Mensch und Natur. Und nach der Bedeutung von Stadt als Ort der Gemeinschaft. In Kooperation mit dem städtischen Projekt „City-Transformation“ und gefördert durch das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ wurde der Stephanplatz nicht nur neu aktiviert – er wurde in seiner Funktion erweitert: Vom Transitraum zum Aufenthaltsraum, vom Platz zur Plattform.

ato – Künstlerische Intelligenz als Methode
Hinter der Realisierung steht ato – ein Kollektiv aus Künstler*innen, Designer*innen, Architekt*innen und kreativen Expert*innen, das sich mit einem radikalen Anspruch an den Schnittstellen von Kunst und Gesellschaft bewegt. Ursprünglich als Galerie und Online-Plattform gegründet, entwickelt sich ato längst als Ideenschmiede, die „künstlerische Intelligenz“ in fachfremde Bereiche bringt – von Stadtentwicklung über Unternehmensberatung bis hin zu Wissenschaftskommunikation.
Karlsruhe erweist sich dabei als idealer Nährboden für solche Projekte. Die Stadt ist schließlich ein Ort der Synergien: Hier treffen eine lebendige Kunstszene und eine ausgeprägte technologische Infrastruktur aufeinander. Diese besondere Kombination schafft Potenziale für echte Wechselwirkungen zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis. Und während die Wissenschaft nach objektiven, reproduzierbaren Erkenntnissen strebt, sucht die Kunst nach sinnlicher, oft subjektiver Erfahrung. Erst gemeinsam eröffnen sie ein vollständiges Bild von Realität – mit neuen Handlungsspielräumen für Gesellschaft und Stadtentwicklung.
„Zum Wohle eines nachhaltigen Strukturwandels ist es unabdingbar, die Kunst als eigenständige Expertise in fachferne Bereiche zu integrieren – besonders im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz spielt die Kunst eine maßgebliche Rolle als gleichwertige Säule der kritischen Reflexion“, betont Norina Quinte, Kuratorin und Mitbegründerin von ato.

Highlight: Auftritt beim InnovationFestival @karlsruhe.digital
Dass ato mit dieser Perspektive auch überregionale Aufmerksamkeit erfährt, zeigt die Teilnahme am diesjährigen InnovationFestival @karlsruhe.digital am 17. Oktober im ZKM Karlsruhe. In einem Impulsvortrag wird ato dort das eigene Verständnis von künstlerischer Intelligenz im Kontext digitaler Transformation vorstellen – und damit erneut zeigen, dass Innovation und Kunst sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig beflügeln.
In einer Zeit, in der Städte sich neu erfinden müssen, ist FLORA MOMENTUM ein kraftvolles Plädoyer für eine Stadtgestaltung, die nicht nur funktional, sondern auch sinnlich, sozial und poetisch ist. Kunst kann heilen – nicht nur den Einzelnen, sondern auch unsere Vorstellung vom öffentlichen Raum.
Weiterführende Links:
- Mehr Informationen zu ato Galerie
- Mehr Informationen zu ato Agentur
- Mehr Informationen zum InnovationFestival
Fotos: Sebastian Heck