KA-WLAN: Ein Jahrzehnt digitale Teilhabe

Zum Beitrag über 10 Jahre KA-Wlan

Karlsruhe schrieb Internetgeschichte mit dem Empfang der ersten E-Mail in Deutschland am heutigen KIT, welches das deutsche Wissenschaftsnetz (DFN) mit dem internationalen Internet verband. Heute zählt Karlsruhe zu den führenden Innovationsstandorten in Deutschland. Mit 4.800 IT-Unternehmen, seiner exzellenten Forschungs- und Hochschullandschaft, der Auszeichnung als UNESCO City of Media Arts und einer der führenden Smart Cities in Deutschland ist die Fächerstadt ein wichtiger Motor für Digitalisierung und Innovation.

Mit dem Ende des Jahres 2024 neigt sich auch das zehnjärige Jubiläum von KA-WLAN, dem kostenfreien, städtischen WLAN-Netzwerk, dem Ende zu – ein idealer Zeitpunkt, um auf eine Erfolgsgeschichte zurückzublicken. Mit einer klaren Vision und innovativer Technologie hat Karlsruhe in den letzten Jahren gezeigt, wie digitale Teilhabe gestaltet werden kann. Gleichzeitig richtet sich der Blick auf die Zukunft: Wie kann dieses Netzwerk weiter ausgebaut und verbessert werden, um den Anforderungen einer immer digitaleren Welt gerecht zu werden?

Karlsruhes Erfolgsrezept: Innovation durch Zusammenarbeit

Vor zehn Jahren fiel der Startschuss für KA-WLAN. Ziel war es, Bürger*innen, Studierende und Gäste in der Stadt kostenlosen und unkomplizierten Zugang zum Internet zu ermöglichen. Der Weg dahin erforderte und schaffte Zusammenarbeit: Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft kamen an einem Tisch zusammen, um die Vision Realität werden zu lassen.

Bernd Strehhuber, Gründer von planB und Mitglied des Lenkungskreises des KA-WLAN, erinnert sich: „Die kurzen Wege in Karlsruhe waren entscheidend. Sie sind die Basis für solche Innovationen.“ Neben Strehhuber waren Matthias Hornberger, Vorstandsvorsitzender des CyberForum, und der mittlerweile leider verstorbene Willi Fries vom Rechenzentrum des KIT, sowie die damalige Stadtmarketing GmbH entscheidend beteiligt.

Auf Antrag des Gemeinderates ging 2014 die erste Ausbaustufe mit einem Budget von 100.000 Euro aus der Stadtkasse an den Start. Zu Beginn war die Verwaltung durch die Stadtmarketing GmbH und das Medienbüro der Stadt Teil des Projektteams, nach der Gründung des Amtes für Informationstechnologie und Digitalisierung durch dieses sowie das Wissenschaftsbüro, das seit Auflösung des Stadtmarketing Teil der Wirtschaftsförderung ist.

„Das Amt für Informationstechnik und Digitalisierung der Stadt Karlsruhe spielt bis heute eine zentrale Rolle beim Betrieb von KA-WLAN, da es für die Bereitstellung und Wartung der notwendigen Infrastruktur innerhalb städtischer Gebäude und Anlagen zuständig ist“ erklärt Markus Losert, Leiter des Amts für Informationstechnik und Digitalisierung.

Fester Bestandteil der Karlsruher Smart City

Die technologische Grundlage bildete die MESH-Technologie, ein intelligentes, stabiles Netzwerk aus WLAN-Zugangspunkten. „Das war der Gamechanger – eine skalierbare Infrastruktur, die ohne teure Zentralserver auskommt“, erklärt Strehhuber. Dabei spielte auch das Amt für Informationstechnologie und Digitalisierung eine zentrale Rolle, indem es KA-WLAN erfolgreich in Verwaltungsgebäuden wie dem Rathaus implementierte und dort für eine nahtlose Verbindung sorgte.

„Heute ist KA-WLAN ein fester Bestandteil der Karlsruher Infrastruktur“, erläutert Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz, die als Wirtschaftsbürgermeisterin und eine der Vorsitzenden der Initiative karlsruhe.digital das Projekt entscheidend vorantreibt. „Bürger*innen, Studierende und Gäste profitieren von einer kostenfreien Verbindung ohne Limitierung des Datenvolumens – nach einmaliger Registrierung ist diese sogar verschlüsselt.“

Losert ergänzt: „Das KA-WLAN ist ein zentraler Baustein der Smart City Karlsruhe. Wir unterstützen das Projekt, wo immer es möglich ist, durch die Nutzung städtischer Infrastruktur und tragen so zur Weiterentwicklung der digitalen Verwaltung bei.“

Stadtplan von Karlsruhe mit Zugangspunkten
Eine Karte mit den mehr als 200 Zugangspunkten ist auf der Website einzusehen.

Impulse aus der Region

Ein Wendepunkt war das öffentliche WLAN, das die Nachbarstadt Pforzheim 2013 einführte. „Das war ein echter Wake-up-Call. Wir mussten zeigen, dass wir das auch können“, erinnert sich Strehhuber. Der Fokus in Karlsruhe lag auf einer stabilen, nachhaltigen und zukunftssicheren Lösung. „Es ging uns nicht nur um Reichweite, sondern auch um Sicherheit und Qualität“, ergänzt Matthias Hornberger.

Das Resultat kann sich sehen lassen: Im Oktober 2024 zählte KA-WLAN 3,4 Millionen Nutzersitzungen und 1,8 Millionen Surfstunden in nur einem Monat. Bis zu 7.200 Nutzer*innen sind gleichzeitig online, und monatlich werden 210 Terabyte Daten übertragen. Das Modell überzeugte auch andere Städte wie Mannheim und Rastatt, die ähnliche Netzwerke aufbauten. „Karlsruhe wurde zu einem Best-Practice-Beispiel für digitale Infrastruktur“, so Hornberger.

Technologische Spitzenleistung: MESH-Technologie

Das Herzstück von KA-WLAN ist die MESH-Technologie. „Die Entscheidung für ein dezentrales System war der Schlüssel“, erklärt Strehhuber. Die Technologie verbindet WLAN-Stationen wie ein Netzwerk aus Knotenpunkten, die direkt miteinander kommunizieren. Dadurch bleibt das System stabil und kosteneffizient.

Jeder Access Point arbeitet eigenständig und tauscht Daten direkt mit anderen aus. Diese Architektur macht das Netzwerk flexibel skalierbar und robust gegenüber Störungen. Selbst bei Ausfällen einzelner Punkte bleibt die Datenübertragung gewährleistet. Heute decken über 200 Zugangspunkte in Karlsruhe stark frequentierte öffentliche Orte wie den Marktplatz, den Schlossplatz oder den Zoo ab. In der Region Baden sind es sogar 300, denn unter dem Namen BADEN-WLAN wurde das Angebot auf die Region erweitert.

KA-sWLAN: sicher Surfen nach einmaliger Registrierung

Mit dem KA-sWLAN bietet das KA-WLAN eine verschlüsselte Ergänzung. „Die Einmal-Registrierung macht den Zugang nicht nur einfach, sondern auch sicher“, erläutert Klara Mall, Leiterin des Steinbuch Centre for Computing (SCC) am KIT. Nach einmaliger Registrierung per E-Mail-Adresse kann an allen KA-WLAN-Zugangspunkten sicher und verschlüsselt mit dem KA-sWLAN gesurft werden – natürlich weiterhin kostenfrei und ohne Datenbegrenzung.

Die beiden Systeme – KA-WLAN und KA-sWLAN – arbeiten nahtlos zusammen und ermöglichen eine sichere, unkomplizierte Nutzung. „Mit KA-sWLAN schließen wir die Lücke zwischen einfacher Zugänglichkeit und Datenschutz“, betont Hornberger. Erst im November 2023 wurde das Sicherheitszertifikat aktualisiert, um den neuesten Standards zu entsprechen. Mit BADEN-sWLAN gilt dies auch für die Region Baden.

Handybildschirm zeigt die Loginseite von KA-Wlan und im Hintergrund ist die Beschilderung eines Zugangspunkts zu sehen
Mit dem KA-sWLAN bietet das KA-WLAN eine verschlüsselte Ergänzung an den mehr als 300 Zugangspunkten im Großraum Karlsruhe. Foto: karlsruhe.digital

Eine Vision für die Zukunft: Digitale Teilhabe als Grundrecht

Willi Fries, eine der treibenden Kräfte hinter KA-WLAN, wird von seinen Kolleg*innen als Visionär in Erinnerung behalten. „Willi hat die Bedeutung von digitaler Teilhabe früh verstanden“, so Klara Mall. Eine seiner unkonventionellen Ideen war der erste Test-Hotspot im Vogelbräu, einer Karlsruher Brauerei. Dort wurde der Grundstein für das heutige Netzwerk gelegt.

Mit über 200 Zugangspunkten ist Karlsruhe heute Vorbild für digitale Infrastruktur in Deutschland und damit auch immer gut im BITKOM Smart City Index platziert. „Digitale Teilhabe ist kein Luxus, sondern ein Grundpfeiler für ein modernes und inklusives Stadtleben“, erklärt Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz.

Gemeinschaftsprojekt und klare Strukturen

KA-WLAN ist das Ergebnis eines breit aufgestellten Gemeinschaftsprojekts, das durch enge Kooperation und gezielte Strukturen erfolgreich umgesetzt wurde. Die Projektkoordination und Finanzierung wird durch das Wissenschaftsbüro der Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe getragen. Der Lenkungskreis bildet das strategische Herz des Projekts. Hier arbeiten der INKA e.V., das CyberForum, das Wissenschaftsbüro der Wirtschaftsförderung, das Amt für Informationstechnik und Digitalisierung der Stadt Karlsruhe, die TelemaxX Telekommunikation GmbH sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eng zusammen.

Unterstützt wird das Projekt durch eine Vielzahl weiterer Partner, die das Netzwerk stärken und den Ausbau von KA-WLAN fördern. Dazu zählen:

  • Kulturelle Institutionen wie die Badische Landesbibliothek, das Badische Landesmuseum, das Badische Staatstheater, das Naturkundemuseum Karlsruhe und die Staatliche Kunsthalle.
  • Bildungseinrichtungen wie die Duale Hochschule Baden-Württemberg, die Hochschule für Musik, die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, die Pädagogische Hochschule Karlsruhe und die Karlshochschule International University.
  • Unternehmen und Organisationen wie die Karlsruher Messe- und Kongress GmbH, die Karlsruher Verkehrsverbund GmbH, die Stadtwerke Karlsruhe GmbH, TelemaxX Telekommunikation GmbH und Vermögen und Bau Baden-Württemberg.
  • Öffentliche Einrichtungen und Vereine, darunter die IHK Karlsruhe, das Studierendenwerk Karlsruhe AöR, der Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe sowie die Kreisverwaltung Landratsamt Karlsruhe.
  • Tourismus- und Medienpartner, wie Karlsruhe | Tourismus und das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien.

Diese enge Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und öffentlichen Akteuren hat KA-WLAN zu einer der erfolgreichsten städtischen digitalen Infrastrukturen gemacht. Gemeinsam wird daran gearbeitet, die digitale Teilhabe in Karlsruhe weiter auszubauen und den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden.