Intelligent bewässern: Karlsruher Startup HelioPas AI hilft Landwirten durch den Hitzesommer

HelioPas AI

Jahrhundertelang haben sich Landwirte bei der Bewässerung ihrer Felder auf ihr Gespür für die Beschaffenheit des Bodens und das Wetter verlassen. Nun gibt es ein Computersystem, um das künstliche Beregnen von Ackerflächen intelligent und nachhaltig zu steuern. Entwickelt wurde die App mit dem klingenden Namen „Waterfox“ vom Karlsruher Startup HelioPas AI.

„Nach drei trockenen Hitzesommern in Folge ist der Bedarf an unseren Lösungen sehr hoch“, sagt Unternehmensgründer Ingmar Wolff. In diesem Sommer wurde die „Wasserfuchs-Anwendung“ auf Herz und Nieren getestet, im Herbst und Winter soll das System nun zur Marktreife weiterentwickelt werden.

Auswertung von Satellitendaten

Für die Waterfox-App werden Satellitendaten zur Beschaffenheit des Bodens gesammelt und gemeinsam mit den aktuellen Wettervorhersagen mithilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet. Dabei wird jedes Feld separat beobachtet. Anschließend bekommen Landwirte Tipps für die bedarfsgerechte Bewässerung ihrer Felder. Eigene Sensoren müssen zur Erfassung der Boden- und Wetterdaten nicht installiert werden.

„Dank der Analyse von sehr vielen Daten wissen die Nutzer der App ganz genau, wie viel Wasser der Boden braucht“, sagt Wolff. Durch die gezielte Dosierung des Wassers können Kosten gespart und gleichzeitig die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse erhöht werden. Wird während einer Hitzeperiode zu wenig bewässert, vertrocknen die Früchte auf den Feldern. Wird zu viel Wasser auf die Felder gebracht, werden wichtige Nährstoffe ausgeschwemmt und die Qualität von Getreide und Gemüse dadurch im wahrsten Sinne des Wortes verwässert. Beim Kampf gegen Schädlinge spielt die richtige Bewässerung ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Grund: Manche Schädlinge fühlen sich bei feuchten Bedingungen besonders wohl.

Foto: Heliopas AI

„In der Branche ist die Botschaft angekommen“

Vor allem bei der Bewirtschaftung von vielen verschiedenen Flächen bietet ein intelligentes Bewässerungssystem für Wolff eine echte Arbeitserleichterung. „Ein Nebenerwerbslandwirt kann seine wenigen Hektar auch noch durch tägliche Inspektionen gut und nachhaltig bewirtschaften“, betont Wolff. Aber bei größeren landwirtschaftlichen Betrieben mit mehreren Tausend Hektar Nutzfläche sei die Nutzung von digitalen Systemen bei der Optimierung der Produktionsprozesse unerlässlich.

„In der Branche ist diese Botschaft bereits angekommen. Deshalb sind Landwirte prinzipiell auch offen für Neuerungen“, sagt Wolff. Allerdings müssten Systeme wie „Waterfox“ nicht nur für den versprochenen Mehrwert sorgen, sondern auch intuitiv mit dem Smartphone zu bedienen sein. „Landwirte verbringen viel Zeit im Freien und sitzen nicht lange vor dem Rechner“, sagt Wolff. „Da braucht es einfache Programme für die mobilen Endgeräte.“

Firmensitz im CyberLab

Gegründet wurde HelioPas AI vor gut zwei Jahren von den beiden Studenten Ingmar Wolff und Benno Ommerborn bei einem Hackathon. Um die Idee zu professionalisieren, entschlossen sich Wirtschaftsingenieur Wolff und Informatiker Ommeborn Mitte 2019 für die Gründung eines Unternehmens. Bei studentischen Gründerwettbewerb Grow der Hochschulgruppe PionierGarage erhielten die beiden Tüftler den Sonderpreis. Für die Finanzierung des Startups sorgen die Zuschüsse des Förderprogramms EXIST: Ihren Sitz hat die HelioPas AI GmbH im Gründerinkubator CyberLab des IT-Unternehmernetzwerks CyberForum in der Hoepfner Burg. Am Standort Karlsruhe schätzen Wolff und Ommeborn die Nähe zu den zahlreichen technisch orientierten Forschungseinrichtungen. „Gerade bei technischen Fragen findet man hier immer einen kompetenten Ansprechpartner“, sagt Wolff.