AIxIA in Karlsruhe: Erste deutsch-französische KI-Konferenz mit vielen Impulsen für Wirtschaft und Politik

Publikum und Bühne bei der AIxIA Konferenz

Können durch Klimawandel versursachte Probleme mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) gelöst werden? Wenn es nach Ingmar Wolff geht auf jeden Fall. Der Gründer des Karlsruher Startups HelioPas AI hat nämlich ein System zur effizienten Bewässerung von landwirtschaftlichen Nutzflächen entwickelt. Der Trick an der Geschichte: Durch die automatische Analyse von Wetter- und Bodendaten können Wasser und Pflanzenschutzmittel bedarfsgerecht eingesetzt werden. „Damit können die Leute in der Landwirtschaft auch die Kosten reduzieren“, betonte Wolff in der Präsentation seiner Geschäftsidee im Rahmen der deutsch-französischen KI-Konferenz AIxIA am 1. und 2. Oktober im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Vor allem während der beiden vergangenen Hitzesommer habe die monatelange Dürre der Landwirtschaft schließlich Probleme bereitet. Und wenn künftig – wie in anderen Ländern bereits praktiziert – der Einsatz von Wasser für die Landwirtschaft bei längeren Dürreperioden auch in Deutschland rationiert werde, könne ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb eigentlich nicht mehr auf dem Einsatz von digitalen Systemen zur Effizienzsteigerung verzichten.

„Sind mit dem Verlauf der Premiere rundum zufrieden“

Auch sonst standen bei der zweitägigen Fachkonferenz mit über 250 Teilnehmenden aus den beiden Nachbarländern sowie zahlreichen Keynotes und Workshops der Einsatz von KI in Unternehmen, Technik, Mobilität und Gesellschaft sowie die Entwicklung innovativer Techniken im Fokus. Zufrieden mit dem Verlauf der ersten deutsch-französischen Fachveranstaltung zum Trendthema KI waren am Ende nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die Mitglieder des Organisationsteams. „Wir haben mit den Planungen für diesen Kongress erst wenige Monate vor dem offiziellen Startschuss begonnen und sind mit dem Verlauf der Premiere rundum zufrieden“, betonte CyberForum-Geschäftsführer David Hermanns. Für das von CyberForum und Forschungszentrum Informatik (FZI) getragene Digitale Innovationszentrum (DIZ) sei es überaus wichtig gewesen, dass die Premiere von AIxIA in der grenznahen Fächerstadt über die Bühne ging. „Wir haben hier bereits eine hohe Kompetenz bei der Entwicklung von innovativen KI-Lösungen. Außerdem hat Karlsruhe mit ZKM, CyberForum und der guten verkehrstechnischen Anbindung auch die optimalen Voraussetzungen als dauerhafter Standort für einen deutsch-französischen Kongress“, so Hermanns. Dank der vielen Startups sowie den zahlreichen Studiengängen im Bereich der KI herrsche in Karlsruhe bei Trendthemen wie Automatisierung, Digitalisierung und Maschinelles Lernen zudem eine sehr große Dynamik. Außerdem gebe es in der Fächerstadt noch den Branchenprimus Blue Yonder. Allerdings gehen Hermanns die Aktivitäten bei der Förderung von neuen Technologien noch nicht weit genug. „Für die Entwicklung von KI müsste man eigentlich noch viel mehr Geld in die Hand nehmen“, so Hermanns, und dabei stünden Politik und Wirtschaft gleichermaßen in der Pflicht.

Menschen auf der Bühne: Paneldiskussion bei der AIxIA in Karlsruhe. Bild:  DIZ | Digitales Innovationszentrum, aixia.eu
Paneldiskussion bei der AIxIA in Karlsruhe. Bild: DIZ | Digitales Innovationszentrum, aixia.eu

„In vielen Unternehmen wird bei der KI noch zu langsam gearbeitet“

Mit der Forderung nach einer stärkeren Fokussierung von Unternehmen und Politik auf die KI stand Hermanns am Ende der zweitägigen Konferenz keinesfalls alleine da. „Viele Entwicklungen im Bereich der KI werden derzeit von Amazon, Google oder Facebook gemacht. Und nur wenige deutsche Firmen wie Bosch entwickeln derzeit eigene Standards“, verwies Alexander Mädche vom Institut für Informationswirtschaft und Marketing am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) auf den steigenden Einfluss international agierender Großkonzerne. Deshalb müssten deutsche Firmen ihre Kräfte besser bündeln und mehr Zeit und Geld in die Entwicklung innovativer Technologien investieren. „Leider wird in vielen Unternehmen noch viel zu langsam gearbeitet“, monierte Mädche, und teilweise würden selbst vielversprechende Ansätze zerredet und vor der Markteinführung wieder eingestampft.

„Ethik spielt auch bei der KI eine wichtige Rolle“

Bei sämtlichen neuen Systemen müssten die Entwicklerinnen und Entwickler aber stets auch die Auswirkungen der Technologien auf die Gesellschaft im Blick haben, appellierte Mädche an die Konferenzteilnehmenden. „Ethik spielt auch bei Künstlicher Intelligenz eine wichtige Rolle“, betonte Mädche. Allerdings könnten Faktoren wie Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit oder Mehrwert für die Gesellschaft nicht einfach bei der Programmierung von KI-Anwendungen durch spezielle Codes in die Systeme integriert werden. „Deshalb muss man die Technologien erst zum Laufen bringen und anschließend das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer sehr genau analysieren“, riet Mädche. Das Nutzerverhalten sei schließlich auch bei Kommunikationsplattformen wie Facebook mittlerweile ein echtes Problem.

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This was AIxIA 2019.

Bei den Fördersummen ist noch Luft nach oben

Die Grünen- Bundestagsabgeordnete Anna Christmann forderte die europäischen Länder zum Entwickeln einer gemeinsamen Vorgehensweise beim Einsatz von KI auf. „Eines der großen Probleme in Europa derzeit ist, dass viele Länder ihre eigenen Strategien entwickeln und einen Führungsanspruch anmelden. Das ist nicht sinnvoll und deshalb sollten sich die einzelnen Akteure besser vernetzen“, so Christmann. Eine grenzüberschreitende Fachkonferenz zu einem Trendthema wie der KI sei sicherlich ein probates Mittel zur Vernetzung der einzelnen Akteure. Auf der anderen Seite gebe es zumindest auf lokaler Ebene einige vielversprechende Ansätze für die Gründung von KI-Kompetenzzentren, so Christmann, und auch in Karlsruhe werde derzeit auf der Basis einer gesunden IT-Wirtschaft und mit vielen innovativen Akteuren ein weit verzweigtes Netzwerk geknüpft. „Sicherlich muss nun auch die Politik etwas mehr in den Ausbau der benötigten Infrastrukturen investieren“, sagte die ehemalige Büroleiterin der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Die Förderung von mehreren baden-württembergischen Kompetenz-Zentren sei dabei sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. „Aber bei den Fördersummen ist sicherlich noch Luft nach oben“, sagte Christmann.

„Künftig müssen wir auch eine Willkommenskultur entwickeln und den Leute das Leben und Arbeiten in Europa schmackhaft werden“, appellierte Antoine Blondeau, Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Alpha Intelligence Capital. Ansonsten würden die besten Köpfe auf Dauer wegen der besseren Bezahlung und der guten Karrieremöglichkeiten in die USA auswandern oder in Europa lediglich für die US-amerikanischen Großkonzerne arbeiten.