50. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik ging virtuell über die Bühne

50. Jahrestagung für Informatik

Ausgerechnet in ihrem Jubiläumsjahr ging die traditionelle Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik nur virtuell über die Fachbühne.

Doch die Veranstalter machten aus der Not eine Tugend und stellten für die 50. Jahrestagung ein breit gefächertes Programm mit zahlreichen gestreamten Vorträgen und digitalen Workshops zusammen. „Mein Fazit fällt sehr positiv aus“, betont Tagungsleiter Ralf Reussner im Gespräch mit karlsruhe.digital.

Die Situation in der Corona-Pandemie nicht als Beschränkung, sondern als Chance für eine strukturelle Anpassung des Tagungsprogramms zu begreifen, hat sich nach Einschätzung des Prodekans Forschung an der Fakultät für Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als richtig erwiesen. Unter anderem wurden bestimmte Programmpunkte wie die beiden Keynotes von Ralf G Hertwich und Eva Zauke in die frühen Morgenstunden gelegt, um den Tagungsteilnehmern eine bessere Vereinbarung mit anderen beruflichen Verpflichtungen zu ermöglichen. Außerdem war die Teilnahme an der Tagung kostenfrei. Und der Erfolg gab den Organisatoren recht. Mit über 1.900 registrierten Teilnehmenden gab es mehr als doppelt so viele Besuchende wie bei einer physischen Tagung möglich gewesen wären.

Positive Umweltbilanz durch Verzicht auf längere Anreisen

Weitere Vorteile der virtuellen Durchführung waren für Reussner die positive Umweltbilanz durch den Verzicht auf längere Reisen sowie die höhere Familienfreundlichkeit für auswärtige Tagungsteilnehmer. Allerdings konnte auch die größere Reichweite die Nachteile bei einer virtuellen Tagung nicht komplett kaschieren. „Vor allen die informellen Gespräche in den Pausen oder abends haben gefehlt“, sagt Reussner. Das persönliche Netzwerken konnte auch durch das Erstellen einer Gaming-Umgebung mit Avataren nicht ersetzt werden. „Neue Kontakte zu knüpfen fällt bei persönlichen Begegnungen doch deutlich leichter als online“, so Reussner.

Foto: Wissenschaftsbüro Stadt Karlsruhe

Corona stellt Informatik vor große Herausforderungen

Die Corona-Pandemie stellt die Informatik aber auch abseits der Jahrestagung vor große Herausforderungen. „Man sieht derzeit eindrucksvoll, dass Informatiklösungen helfen, Produktivität und Infektionsschutz gleichermaßen hoch zu halten“, so Reussner. Auf der anderen Seite habe man in den vergangenen Wochen auch gelernt, dass technische Lösungen zur Bewältigung der Krise wie etwa die Corona-Warn-App in der Öffentlichkeit naiv und eindimensional diskutiert werden. „Techniker müssen sich an eine solche Politisierung ihrer Arbeit mit Sicherheit erst gewöhnen“, so Reussner. Die Gesellschaft für Informatik sei die richtige Plattform, um solche Diskussionen mit der gebotenen Sachlichkeit zu führen. Die Gesellschaft für Informatik wurde 1969 zur Förderung der Informatik in Forschung und Lehre sowie zur Organisation von Weiterbildungsveranstaltungen aus der Taufe gehoben. Heute zählt die Fachgesellschaft rund 20.000 Mitglieder, darunter 200 kooptierte Unternehmen und 1.000 Studierende.

Karlsruhe war Keimzelle der wissenschaftlichen Informatik

Einer der wichtigsten Treiber bei der Entwicklung der wissenschaftlichen Informatik war die Universität Karlsruhe. Im Wintersemester 1969/70 wurde am heutigen KIT der bundesweit erste Diplom-Studiengang Informatik eingerichtet. Noch heute sind in Karlsruhe zahlreiche Leuchtturmprojekte wie das Kompetenzzentrum für Angewandte Sicherheitstechnologie (KASTEL) beheimatet. Für die Zukunft sieht Reussner die Informatik in Karlsruhe ebenfalls gut aufgestellt. Bei einigen Trendthemen wie dem autonomen Fahren mit dem hochmodernen Testfeld Autonomes Fahren spiele Karlsruhe dank seiner hohen Expertise eine echte Vorreiterrolle.   

Foto: Wissenschaftsbüro Stadt Karlsruhe